Ende Zitate (Seite 21)
Dilemma
Das glaube mir – so sagte er –,
Die Welt ist mir zuwider,
Und wenn die Grübelei nicht wär,
So schöß ich mich darnieder.
Was aber wird nach diesem Knall
Sich späterhin begeben?
Warum ist mir mein Todesfall
So eklig wie mein Leben?
Mir wäre doch, potzsapperlot,
Der ganze Spaß verdorben,
Wenn man am Ende gar nicht tot,
Nachdem, daß man gestorben.
Wilhelm Busch
Im Nachbarhof – o schöne Welt!
Mit Brettern, Stangen, Dielen,
Wie ist da alles vollgestellt,
Recht zum Versteckens spielen.
Da ist ein Hügel, ein Mauerloch,
Ein kleiner Stall für Schweine,
Des Hundes Hütte und dazu noch
Die lustigen, großen Steine.
Wie uns in stiller Seligkeit
Die Stunden da entschwinden
Kein schönrer Fleck ist weit und breit
Auf dieser Welt zu finden!
In allen Winkeln groß und klein
Die einen sich verstecken,
Die andern suchen aus und ein
An allen End' und Ecken.
Es folgen...
Franz Bonn
Zwei reißende Ströme, die fluten und fließen,
um sich gemeinsam ins Meer zu ergießen –
Zwei himmelaufsprühende, lodernde Flammen,
im heiligen Feuer schlagend zusammen –
Zwei Wetterwolken, die sich begegnen,
Im Frühlingsgewitter die Welt zu segnen –
Dein Herz und mein Herz, die jubelnd sich finden
Im Muß? Im Wollen? Wer mag es ergründen!
Clara Blüthgen
Frage und Antwort
Wohin käm ich,
Vater, wenn ich
Aufwärts immer höher stiege?
Wohin komm ich,
Vater, wenn ich
Steilauf durch die Lüfte fliege?
Der Vater antwortet:
Flieg und steige in die Ferne!
Steig und fliege und verlerne,
Daß ein Dort ist und ein Hier.
Steigend lernst du es begreifen:
Alles Indiehöheschweifen
Bringt am Ende dich zu dir.
Otto Julius Bierbaum
Und doch bleibe ich immer bei dir, Gott!
Du hast meine Hand ergriffen und hältst mich.
Du leitest mich, wie du es für gut hältst,
und nimmst mich am Ende ehrenvoll auf.
Wer im Himmel könnte mir helfen, wenn nicht du?
Weil ich dich habe, fehlt mir nichts auf der Erde.
Auch wenn mir Leib und Leben vergehen –
du, Gott, bist mein Halt;
du bist alles, was ich brauche.
Ich aber setze mein Vertrauen auf dich, meinen Herrn;
dir nahe zu sein, ist mein Glück.
Ich will weitersagen, was du getan hast.
Bibel
Treuer, heiliger Gott und Vater!
Verleihe mir Vernunft, dich zu erkennen,
Gefühl, dich zu spüren,
Geist, dich zu verstehen.
Gib mir Eifer, dich zu suchen,
Weisheit, dich zu finden,
Verlangen, dich zu lieben.
Schenke mir ein Herz, das über dich nachdenkt,
und Taten, die dich groß machen.
Gib mir Augen, dich zu sehen,
Ohren, dich zu hören,
eine Zunge, dich zu verkündigen,
Gewähre mir Geduld, auf dich zu warten,
deine heilige Gegenwart,
ein seliges Ende
und das ewige Leben.
Benedikt von Nursia
Anti-Schlaflied
Schlaf, Kindchen schlaf –
nicht soviel, sei brav!
Sonst verschläfst du noch das Leben,
mußt dem Vaterland was geben:
Steuern, Wehrkraft, Wählerstimmen.
Wer es nicht macht, zählt zu den Schlimmen.
Auch bedenke bei der Rente,
Brave denken an das Ende!
Schlaf, Kindchen schlaf –
nicht soviel, sei brav!
Erhard Horst Bellermann
Mondlicht
Des nachts küßt mich das Mondlicht
auf meine feuchte Stirn.
Verspricht mir, es wird besser,
verspricht mir einen Sinn.
Wenn bleiche Schatten fallen,
in Träume, die vergehn.
Streicht sanft es übers Haar mir;
die Welt wird weiterdrehn.
Wenn blaß der Morgen anbricht,
zieht still es sich zurück.
Geh deinen Weg zu Ende,
dort findest du dein Glück!
Margot S. Baumann
Der Tod der Armen
Du bist der Tod, der tröstet und belebt,
Du bist das Ende und der Hoffnungsstrahl,
Der Zaubertrank, der uns berauscht und hebt
Bei unsrem nächtigen Gang durchs dunkle Tal.
Du bist der Glanz, der schimmernd vor uns schwebt,
Durch Sturm und Wetterwolken dumpf und fahl,
Du bist das Obdach, ach so heiss erstrebt,
Du bist uns Schlaf und Ruh und stärkend Mahl.
Du kommst, ein Engel aus geweihten Stätten,
Uns Nackte und Verstossne weich zu betten,
Traum und Entzückung strömt...
Charles Baudelaire