Ende Zitate (Seite 14)
Die Allee
Ich liebe die graden Alleen
mit ihrer stolzen Flucht.
Ich meine sie münden zu sehen
in blauer Himmelsbucht.
Ich bin sie im Flug zu Ende
und land' in der Ewigkeit.
Wie eine leise Legende
verklingt in mir die Zeit.
Mein Flügel atmet Weiten,
die Menschenkraft nicht kennt:
Groß aus Unendlichkeiten
...
Christian Morgenstern
Es pfeift der Wind. Was pfeift er wohl?
Eine tolle närrische Weise.
Er pfeift auf einem Schlüssel hohl,
bald gellend und bald leise.
Die Nacht weint ihm den Takt dazu
mit schweren Regentropfen,
die an der Fenster schwarze Ruh
am End eintönig klopfen.
Es pfeift der Wind. Es stöhnt und gellt.
Die Hunde heulen im Hofe. –
Er pfeift auf diese ganze Welt,
der große Philosophe.
Christian Morgenstern
Der Abend leget warme
hernieder seine Arme
und wo die Erde zu Ende
da ruhen seine Hände…
Die Mücklein summen leise
in ihrer hellen Weise
und alle Wesen beben
und singen leis vom Leben…
Es ist nicht groß, es ist nicht breit,
s’ ist eine kleine Spanne Zeit
und lange währt die Ewigkeit…
Paula Modersohn-Becker
Lang braucht ein Seufzer, bis er Wirkung fände –
Wer lebte bis an deiner Locken Ende?
Entwerden lernt im Sonnenstrahl der Tau –
Ich lebe nur, bis ich den Huld-Blick schau.
Ein Blick, nicht mehr, ist, Tor, des Lebens Glanz –
Das Fest währt nur für einen Funkentanz.
Was heilt den Daseinsgram? Nichts als der Tod!
Die Kerze brennt nur bis zum Morgenrot.
Mirzâ Asadullâh Ghalib
Der Lieblingsbaum
Den ich pflanzte, junger Baum
Dessen Wuchs mich freute,
Zähl ich deine Lenze, kaum
Sind es zwanzig heute.
Oft im Geist ergötzt es mich
Über mir im Blauen
Schlankes Astgebilde, dich
Mächtig auszubauen.
Lichtdurchwirkten Schatten nur
Legst du auf die Matten,
Eh du dunkel deckst die Flur,
Bin ich selbst ein Schatten.
Aber haschen soll mich nicht
Styrisches Gesinde,
Weichen werd ich aus dem Licht
Unter deine Rinde.
Frische Säfte rieseln laut,
Rieseln durch die Stille.
Um mich,...
Conrad Ferdinand Meyer
Sternschnuppe
Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht,
aus weiten, unbekannten Fernen.
Ging unter er in dunkle Nacht?
Blieb er am Himmel bei den Sternen?
Ist's eine Welt, die im Entstehn
sich Kraft und Stoff zu holen strebte?
War's eine Welt, die im Vergehn
durchs Leuchten sich zu Ende lebte?
Das werdet ihr vielleicht,
vielleicht eure Rohre noch ergründen,
jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,
kann nur der Glaube euch verkünden.
Karl May
ich wünsche dir
ich wünsche dir nicht
daß dein Weg
ohne Steine wär
denn dann würdest du
nicht mehr wachsen
ich wünsche dir nicht
du würdest nicht mehr straucheln
sonst könntest du vergessen
wie sicher der Boden ist
der dich trägt
ich wünsche dir nicht
einen Weg ohne Schmerzen
sonst würdest du dich
am Ende wohl verlieren
und nicht mehr zu dir finden
doch ich wünsche dir
einen sicheren Stab
und wenn es dunkelt
daß ein Licht dich
leiten möge
und einen guten Freund
an deiner Seite
auf deinem Weg
Anke Maggauer-Kirsche