Ende Zitate (Seite 11)
Laß die breitgetretnen Plätze,
Steig nach unten, klimm nach oben;
Reiche Nibelungen-Schätze
Liegen rings noch ungehoben.
Und du schaust vom Grat der Berge
Fernes Meer und Ufer dämmern,
Hörst tief unten der Gezwerge
Erzgewaltig dumpfes Hämmern.
Mannagleich wird dich erquicken
Süße, starke Geistesnahrung,
Hell vor den gestählten Blicken
Glänzt die alte Offenbarung:
Wie der gröbste und der feinste
Faden sich zu einem Netz schlingt,
Wie durchs Größte und das Kleinste
Stets das...
Joseph Victor von Scheffel
Mir ist's zu wohl ergangen,
Drum ging's auch bald zu End',
Jetzt bleichen meine Wangen,
Das Blatt hat sich gewend't.
Die Blumen sind erfroren,
Erfroren Veil und Klee,
Ich hab' mein Lieb' verloren,
Muß wandern tief im Schnee.
Das Glück läßt sich nicht jagen
Von jedem Jägerlein,
Mit Wagen und Entsagen
Muß drum gestritten sein.
Joseph Victor von Scheffel
Ein Kuß ist ohnegleichen
Der Liebe wahrstes Zeichen
Und zartester Genuß,
Ist Anfang, Mitt' und Ende,
Der Liebe Frühlingswende,
Der Bienen Veilchengruß.
Wer küßt, verheißt sein Leben
Dir auch so hinzugeben
Und Liebesüberfluß;
Ein Kuß vergilt die Leiden,
Und für die reinsten Freuden
Dankt man mit einem Kuß.
Leopold Schefer
Der Ehemann
Zu Ende ist der Hochzeitsschmaus,
Der letzte Gast verläßt das Haus,
Und emsig eilt der Diener Schar,
Zurück bleibt nur das junge Paar.
Der Gatte drückt in heißer Lust
Das holde Weib an seine Brust,
Schwül brennt der roten Ampel Öl,
Er lispelt leise: enfin seul!
Drei Jahre drauf, zur Sommerzeit
Herrscht wieder große Emsigkeit
Im Haus, es rührt sich jede Hand:
Das holde Weibchen fährt aufs Land.
Mit vieler Müh und dito Zanken
Bringt er es an des Zuges Schranken,
Kehrt heim dann,...
Robert Scharl
Weihnachtsmetamorphose
Aus der Schonung
in die Wohnung:
Weihnachtsbaum –
Festtagstraum!
Möbel rücken,
Bäumchen schmücken.
Stille Nacht,
Schnee fällt sacht.
Und im Zimmer
Kerzenschimmer.
Weihnachtszeit –
Friedsamkeit.
Jahreswende
Bäumchens Ende.
Bleibt allein
froher Schein.
P.S.
Und von Herzen
mag ich scherzen:
Dein Gesicht
sei mein Licht!
Fritz-J. Schaarschuh
Mancherlei Sorgen und mancherlei Schmerzen
Quälen uns wahrlich aus eigener Schuld.
Hoffnung ist Labsal dem wundesten Herzen,
Duldende stärket gelassne Geduld.
Wenn euch die Nebel des Trübsinns umgrauten,
Hebt zu den Sternen den sinkenden Mut;
Heget nur männliches, hohes Vertrauen!
Guten ergeht es am Ende doch gut.
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis
Herbst
Der du die Wälder färbst,
Sonniger, milder Herbst,
Schöner als Rosenblühn
Dünkt mir dein sanftes Glühn.
Nimmermehr Sturm und Drang,
Nimmermehr Sehnsuchtsklang;
Leise nur atmest du
Tiefer Erfüllung Ruh.
Aber vernehmbar auch
Klaget ein scheuer Hauch,
Der durch die Blätter weht,
Daß es zu Ende geht.
Ferdinand von Saar
Unsere schöne Welt
Die Welt ist schön, so wunderbar,
die Berge hoch, das Meer so klar,
es war der Anbeginn der Zeit,
der Mensch natürlich und bereit,
die Welt als Scheibe zu erkunden,
um so die Erde zu umrunden.
Viel Zeit verging, mit ihr auch Jahre,
nun liegt sie auf der Krankenbahre,
uns're kranke schöne Welt,
wird verschachert gegen Geld,
Plastik, Öl treibt in den Meeren,
wo sind geblieben diese fairen
Menschen, die zu schätzen wissen
einst das sanfte Ruhekissen.
es geht ganz klar...
Heinz Bernhard Ruprecht
Am Rande der Nacht
Meine Stube und diese Weite,
wach über nachbetendem Land, –
ist Eines. Ich bin eine Saite,
über rauschende breite
Resonanzen gespannt.
Die Dinge sind Geigenleiber,
von murrendem Dunkel voll;
drin träumt das Weinen der Weiber,
drin rührt sich im Schlafe der Groll
ganzer Geschlechter...
Ich soll
silbern erzittern: dann wird
Alles unter mir leben,
und was in den Dingen irrt,
wird nach dem Lichte streben,
das von meinem tanzenden Tone,
um welchen der Himmel wellt,
durch...
Rainer Maria Rilke
Lied vom Meer
Uraltes Wehn vom Meer,
Meerwind bei Nacht:
du kommst zu keinem her;
wenn einer wacht,
so muß er sehn, wie er
dich übersteht:
uraltes Wehn vom Meer,
welches weht
nur wie für Ur-Gestein,
lauter Raum
reißend von weit herein…
O wie fühlt dich ein
treibender Feigenbaum
oben im Mondschein.
Rainer Maria Rilke
Die Liebenden
Sieh, wie sie zu einander erwachsen:
in ihren Adern wird alles Geist.
Ihre Gestalten beben wie Achsen,
um die es heiß und hinreißend kreist.
Dürstende, und sie bekommen zu trinken,
Wache und sieh: sie bekommen zu sehn,
Lass sie ineinander sinken,
um einander zu überstehn.
Rainer Maria Rilke
Ich fürchte mich so vor der
Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich
aus:
Und dieses heißt Hund und
jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das
Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn,
ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und
war;
kein Berg ist ihnen mehr
wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade
an Gott.
Ich will immer warnen und
wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so
gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr
und stumm.
Ihr bringt mir alle...
Rainer Maria Rilke