Dunkle Zitate (Seite 7)
Der Tod steht schon am Orte,
Wo sich ein Leben regt.
Der Tod steht an der Pforte,
Wo man zu Grabe trägt.
Er geht im Leidgefolge
Ungesehen mit,
Wie er dabei gewesen
Im Leben Schritt für Schritt.
Zum König wie zum Bettler
Sagt er sein letztes Du
Und schließt mit stummen Händen
Die dunkle Pforte zu.
Und geht mit uns nachhause
Und ißt das Abendbrot
Und schweigt und weiß doch alles,
Der Herr der Welt, der Tod.
Matthias Claudius
Ganz richtig, diese Welt ist nichtig.
Auch du, der in Person erscheint,
bist ebenfalls nicht gar so wichtig,
wie deine Eitelkeit vermeint.
Was hilft es dir, damit zu prahlen,
daß du ein freies Menschenkind!
Mußt du nicht pünktlich Steuern zahlen,
obwohl sie dir zuwider sind?
Wärst du vielleicht auch, sozusagen,
erhaben über gut und schlecht,
trotzdem behandelt dich dein Magen
als ganz gemeinen Futterknecht.
Lang bleibst du überhaupt nicht munter.
Das Alter kommt und zieht dich krumm,
und...
Wilhelm Busch
Was soll ich nur von eurer Liebe glauben?
Was kriecht ihr immer in so dunkle Lauben?
Wozu das ewge Flüstern und Gemunkel?
Das scheinen höchst verdächtige Geschichten.
Und selbst die besten ehelichen Pflichten,
Von allem Tun die schönste Tätigkeit,
In Tempeln von des Priesters Hand geweiht,
Ihr hüllt sie in ein schuldbewußtes Dunkel.
Wilhelm Busch
Das Leben geht vorüber wie die Welle,
Und Jugend währt nur einen Augenblick;
Die Freuden fliehen mit Gedankenschnelle;
Wie Wetterleuchten zuckt der Liebe Glück:
O Weiser, richte auf die Freudenquelle
Der lichten Gottheit deinen wachen Sinn,
Daß sich des Daseins dunkles Meer erhelle,
Und schiffe sicher durch die Wogen hin.
Bhartrihari
Anonymus
In Gedanken längst vergessen, auf Liniertem noch so nah,
Fand ich dich in einer Truhe - schon vom Alter angefressen -
Staubbeladen deine Ruhe, weil das Licht dich übersah.
Und mit zittrig, klammen Fingern lös ich Bänder in das Einst,
Schmecke Äpfel auf dem Feuer, seh die Jahre sich verringern, .
Es erwacht das Ungeheuer, und ich höre wie du weinst.
Zeiten werden blass und dunstig - Filme spulen sich zurück,
Knisternd spinnen dunkle Fäden ihre Netze, fein und listig,
Kitten alle...
Margot S. Baumann
Der Tod der Armen
Du bist der Tod, der tröstet und belebt,
Du bist das Ende und der Hoffnungsstrahl,
Der Zaubertrank, der uns berauscht und hebt
Bei unsrem nächtigen Gang durchs dunkle Tal.
Du bist der Glanz, der schimmernd vor uns schwebt,
Durch Sturm und Wetterwolken dumpf und fahl,
Du bist das Obdach, ach so heiss erstrebt,
Du bist uns Schlaf und Ruh und stärkend Mahl.
Du kommst, ein Engel aus geweihten Stätten,
Uns Nackte und Verstossne weich zu betten,
Traum und Entzückung strömt...
Charles Baudelaire
Du schaust zum Goldpalast hinauf,
Als könnt' ihn Unglück nicht erreichen;
O wisse, gleich läuft Schicksals Lauf,
Aus jedem Hause trug man Leichen,
Aus jedem Auge ward geweint,
Durch jeden Busen bebten Schrecken!
Freu' dich der Sonne, die dir scheint,
Laß dunkle Zukunft Gott dir decken!
Ernst Moritz Arndt
Es schlafen die Gipfel der Berge,
die Abgründe rings, die Schluchten
und der Bäche trockene Täler;
der kriechenden Tiere Geschlechter,
so viele die dunkle Erde ernährt;
das Wild im Wald und die Stämme der Bienen;
und die Ungeheuer am Grunde
der purpurdunklen Seen;
es schlafen die Geschlechter
der Vögel mit den großen Flügeln.
Alkman