Bruder Zitate (Seite 3)
Vier Geschwister
Die Älteste, sie eilt voraus,
man kennt sie fast in jedem Haus,
zur Schandtat ist sie stets bereit,
deswegen heißt sie kurz: Bosheit</em>.
Ihre Schwester, keine Frage,
gönnt sich niemals Feiertage,
die Raffsucht ist ihr Elixier,
zu Recht trägt sie den Namen: <em>Gier</em>.
Auch ihr Bruder, welche Schande,
hat den Vorsitz einer Bande,
er wiegelt nur, kennt keinen Spaß,
seit eh und je nennt man ihn: <em>Hass.</em>
Selbst der Jüngste der Geschwister,
trägt nichts Gutes im...
Horst Rehmann
Wer kann in guten Tagen,
So lang das Glücke mild,
Und es zu Tische gilt,
Von rechter Liebe sagen?
Ob einer ist mein Freund,
Und ob er's treulich meint,
Wird daran nicht erkennet,
Wenn er mich Bruder nennet.
Wenn's Glück einst von mir weichet,
Wer's dann am besten meint,
Und mir die Hände reichet,
Der ist mein rechter Freund.
Adam Olearius
Allen Bruder sein!
Allen helfen, dienen!
Ist, seit Er erschienen,
Ziel allein!
Auch dem Bösewicht,
Der uns widerstrebet!
Er auch ward gewebet
Einst aus Licht.
"Liebt das Böse – gut!"
Lehren tiefe Seelen.
Lernt am Hassen stählen –
Liebesmut!
Brüder – hört das Wort!
Daß es Wahrheit werde –
Und dereinst die Erde
Gottes Ort!
Christian Morgenstern
Verständige Liebe
O Liebe, die ich endlich nun erfaßt
und die du mich so ganz ergriffen hast,
daß ich nur dir, nur dir zu eigen bin,
nimm mich; nimm mich; ich gebe mich dir hin.
Wer sich mit seinem Sein in dich versenkt,
dem wird von dir ein besseres geschenkt,
denn was du von ihm nimmst, gibst du als Glück,
als Seligkeit ihm tausendfach zurück.
So will ich durch dich und in dir allein
nur im Beglücken selbst auch glücklich sein,
will nimmer rasten und will nimmer ruhn,
nur was du...
Karl May
Das einzig Wahre.
Echt ist nur des Himmels Blau,
Denn der Wechsel, streng und rauh
Nimmt des Blütenstraußes Pracht,
Grün, das hell vom Baume lacht.
Sommers Feuerglut verfliegt
Und der flinke
Bach versiegt.
Auf den Wechsel, klein und groß
Schaut der Himmel, wandellos.
Menschentreu ist Morgenduft,
Den entführt die weichste Luft,
Und die Lieb' ist über Nacht
Oft als Haß wohl aufgewacht.
Heut gehst du als Bruder mit,
Morgen dich der Hochmut tritt;
Und es beut der Lebensbaum
Statt...
Eugenie Marlitt
Manchmal könnte ich den ganzen Tag singen,
manchmal nur noch heulen.
Manchmal möchte ich alle umarmen,
manchmal jeden anschreien.
Manchmal kenne ich gar keine Angst,
manchmal zittere ich wegen Pipifax
und kann nichts dagegen tun,
daß aus Staubkorn-Ängsten Elefanten werden.
In mir wohnen zwei Ichs.
Doch all die anderen Menschen tun so,
als wären sie problemlos völlig eins.
Ich würde gegen die Ordnung verstoßen,
wenn ich alle Sorten meiner Gefühle nicht in mir einsperrte.
Doch in mir selbst bin...
Anita Ludwig
Die Faulheit
Fleiß und Arbeit lob' ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob' ein Bauer.
Ja, der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.
Bruder laß das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Laß uns faul in allen Sachen,
nur nicht faul zu Lieb und Wein,
nur nicht faul zur Faulheit sein.
Gotthold Ephraim Lessing
Durch all die Jahre, die ich durchgelebt,
Hab eines Bruders Freundschaft ich erstrebt,
Der unsern Freundschaftsbund nicht jählings ende,
Sein Wort nicht bräche, noch sich von mir wende.
Bei wieviel Freunden mußt' ich dann erfahren,
Daß alles eher sie als Brüder waren!
Und ach, wie oft, wie oft ersetzte wieder
Ich solche Brüder dann durch neue Brüder!
Zuletzt, als Jahr für Jahr mir so vergangen,
Sprach ich zu mir: Umsonst ist dein Verlangen.
Bei Gott, so lang noch dauert hier mein Leben,
Will...
Omar Khayyâm
Die treuen Brüder
Es sind zwei treue Brüder,
Die ziehn in den Streit hinaus,
Noch reden sie hin und wieder,
Da schmettert's den einen danieder,
Der andere sieht's mit Graus.
Der Bruder in seinem Blute
Erregt ihm bitteren Schmerz;
Daß ihn der Tod ereilte,
Bevor er den Kampf noch teilte,
Zerreißt ihm ganz das Herz.
Der Sterbende blickt freundlich
Noch einmal auf zu ihm,
Dann greift er, als wär' er der alte,
Zur Büchse, die noch nicht knallte,
Drückt ab mit Ungestüm.
Nun bricht er wieder...
Christian Friedrich Hebbel
Rätsel
Ein Bruder ist’s von vielen Brüdern.
in allem ihnen völlig gleich,
ein nötig Glied von vielen Gliedern
in eines großen Vaters Reich;
jedoch erblickt man ihn nur selten,
fast, wie ein eingeschobnes Kind;
die andern lassen ihn nur gelten
da, wo sie unvermögend sind.
(Schalttag)
Johann Wolfgang von Goethe
Auch du bist mein Bruder,
schneidender Wind im November,
nicht minder du, beißender Frost,
und du, eisiger, treibender Schneesturm,
alter, tänzelnder Verschwender.
Wie es auch sei,
ich geh' euch froh und frei entgegen,
seid doch meine Brüder im Schmerz,
hab' um euch Liebe gelitten,
so schloß ich die Blüte ins Herz
und so die Frucht im September.
Carl Peter Fröhling
An den Mai
Schäm dich Gesell! Kein Sonnenschein?
Und du stellst dich als Mai hier ein?
Du bist der rechte Tröster nicht!
Wer mag dein garstig Angesicht
Noch länger sehn? Geh reisen!
Schon reift dein Bruder uns heran,
Der Juni, der wird unser Mann,
Und wird sich hold erweisen.
Sieh da! Ein blanker Sonnenstrahl!
So bist du doch nicht ganz entherzt
Und lächelst auch einmal?
Doch lieber Freund, es ist verscherzt!
Das ist kein Mai, der sich bedenkt
Und tropfenweise sich verschenkt,
Ein Mai muß aus...
Gustav Falke