Blumen Zitate (Seite 7)
Es lockt und säuselt um den Baum:
Wach auf aus deinem Schlaf und Traum,
der Winter ist zerronnen.
Da schlägt er frisch den Blick empor,
die Augen sehen hell hervor
ans goldne Licht der Sonnen.
Es zieht ein Wehen sanft und lau,
geschaukelt in dem Wolkenbau,
wie Himmelsduft hernieder.
Da werden alle Blumen wach,
da tönt der Vögel schmelzend Ach,
da kehrt der Frühling wieder.
Jean-Jacques Rousseau
Weißt du noch?
Weißt du noch, wie ich am Felsen
Bei den Veilchen dich belauschte,
Weißt du noch den Fliederstrauch,
Wo der Strom vorüberrauschte?
Weißt du noch den Bergespfad,
Wo ich um den Strauß dich bat,
Weißt du noch?
Ach, es war ein süßes Bild,
Als du da errötend standest,
Und zur Erde all' die Blumen
Fielen, die zum Strauß du wandest,
Deine kleine, liebe Hand
Spielte mit dem blauen Band,
Weißt du noch?
Und es sahen Fels und Strom
Dein Erröten und dein Beben,
Sahen auch den ersten...
Otto Roquette
Um Mitternacht
Nun ruht und schlummert alles,
Die Menschen, der Wald und Wind,
Das Wasser leisen Falles
Nur durch die Blumen rinnt.
Der Mond mit vollem Scheine
Ruht breit auf jedem Dach;
In weitem Wald alleine
Bin ich zur Stund' noch wach.
Und alles, Lust und Schmerzen,
Bracht' ich in mir zur Ruh'.
Nur eins noch wacht im Herzen,
Nur eins: und das bist du!
Und deines Bildes Friede
Folgt mir in Zeit und Raum:
Bei Tage wird er zum Liede,
Und nachts wird er zum Traum.
Julius Rodenberg
Willst du das höchste Ziel, so lern' entsagen!
Die Alpenhöh' kann keine Reben tragen.
Willst du empor auf Adlerflügeln steigen,
Verzicht' aufs Nestlein in den Blütenzweigen.
Willst du der Sterne Spielgeselle werden,
Verzichte auf die Blumen dieser Erden!
Such' in dir selbst dann deines Glückes Bronnen!
Einsam gehn durch den Weltenraum die Sonnen. –
Emil Rittershaus
Der Winter hat sich angefangen,
der Schnee bedeckt das ganze Land,
der Sommer ist hinweggegangen,
der Wald hat sich in Reif verwandt.
Die Wiesen sind vom Frost versehret,
die Felder glänzen wie Metall,
die Blumen sind in Eis verkehret,
die Flüsse stehn wie harter Stahl.
Wohlan, wir wollen wieder von uns jagen
durchs Feuer das kalte Winterleid!
Kommt, laßt uns Holz zum Herde tragen
und Kohlen dran, jetzt ist es dran.
Johann Rist
Natur
Wenn immer sie mich fragen,
Ob ich ein Freund sei der Natur,
Was soll ich ihnen nur
Dann sagen?
Ich kann eine Bohrmaschine,
Einen Hosenträger oder ein Kind
So lieben wie Blumen oder Wind.
Ein Sofa ist entstanden,
So wie ein Flußbett entstand,
Wo immer Schiffer landen,
Finden sie immer nur Land.
Es mag ein holder Schauer
Nach einem Erlebnis in mir sein.
Ich streichle eine Mauer
Des Postamts. Glatte Mauer aus Stein.
Und keiner von den Steinen
Nickt mir zurück.
Und manche Leute weinen
Vor...
Joachim Ringelnatz
Weiß die Natur noch den Ruck,
Da sich ein Teil der Geschöpfe
Abriß vom stetigen Stand?
Blumen, geduldig genug,
Hoben nur horchend die Köpfe,
Blieben im Boden gebannt.
Weil sie verzichteten auf
Gang und gewillte Bewegung,
Stehn sie so reich und so rein.
Ihren tiefinneren Lauf,
Voll von entzückter Erregung,
Holt kein Jagender ein.
Innere Wege zu tun
An der gebotenen Stelle,
Ist es nicht menschliches Los?
Anderes drängt den Taifun,
Anderes wächst mit der Welle, –
Uns sei Blume-sein groß.
Rainer Maria Rilke
Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt
wie aus dem Kerker, der ihn haßt und hält, –
es ist ein großes Wunder in der Welt:
ich fühle: alles Leben wird gelebt.
Wer lebt es denn? Sind das die Dinge, die
wie eine ungespielte Melodie
im Abend wie in einer Harfe stehn?
Sind das die Winde, die von Wassern wehn,
sind das die Zweige, die sich Zeichen geben,
sind das die Blumen, die die Düfte weben,
sind das die langen alternden Alleen?
Sind das die...
Rainer Maria Rilke
Prag
Auf dem alten jüdischen Friedhofe
Sinnend stand ich bei dem Grabe
Rabby Löv's, des jüd'schen Weisen,
Hörte wie im Traum den Führer
Seine todten Ahnherrn preisen.
Und warum, so frug ich staunend,
All' die Juden, groß und kleine,
Auf das Grab mit leisem Murmeln
Werfen bunte Kieselsteine?
Und es wurde mir die Antwort:
"Um zu ehren, ist geboten,
Daß wir Blumen streu'n Lebend'gen,
Steine auf das Grab der Todten."
Von solch' heidnischem Gebrauche
Sind wir Christen längst gereinigt:
Wir...
Ada Christen
Zartes Wesen
Immer wieder komm ich zu dir,
kann es nicht unterlassen,
verschmelze wie ein Juwelier,
beim Brillanteneinfassen.
Dein Dasein ist mir so wichtig,
wie den Blumen der Regen,
das Ambiente macht süchtig,
meine Liebe wird's pflegen.
Nie mehr will ich Tränen sehen,
auf deinem sanften Gesicht,
es zählt nur dein Wohlergehen,
in deinen Augen das Licht.
Du bist so ein zartes Wesen,
gleichst einer Feengestalt,
auch ohne jegliche Thesen,
geb ich für immer dir Halt.
Horst Rehmann
Siehst du wie die Blumen sprießen,
siehst du wie die Bächlein fließen
oder sich der Baum dort wiegt
in des Windes zartem Hauch?
Spürst du ihn, den Lebenshauch?
Nenn' ihn Freiheit,
nenn' ihn Leben
nenn' ihn Gottes reichen Segen.
Namen können nicht beschreiben
dieses wundersame Treiben,
das den Mensch zum Menschen macht.
Und es kommt ganz unbedacht!
Du kannst all dieses auch erfühlen,
mußt nur wenden dich von kühlen –
zu dem warmen, off'nen Leben,
dann wird Gott auch dir dies geben.
Irina Rauthmann