Berge Zitate (Seite 3)
Weg im Nebel
Nun wird die Spur der Füße langsam ungetan,
Und aus der Tiefe, aus der tiefen Tiefe steigt
Das Trübe, schwadengrauer Nebel himmelan.
Nun wird der Augen-Aufblick langsam leer,
Und aus der Höhe, aus der hohen Höhe neigt
Die Wolke sich, sinkt Nebel erdwärts schwer.
Nun drängt zu dem verwandten Un-Gesicht
Das Wesenlose aus den fahlen Gründen
Und hebt sich sehnend ins versäumte Licht.
Nun flieht, was war: es fliehen Busch und Baum,
Flieh'n Berg und Tal, die sich zur Flucht...
Maria Luise Weissmann
Der Ungenannten
Auf eines Berges Gipfel,
Da möcht ich mit dir stehn,
Auf Täler, Waldeswipfel
Mit dir herniedersehn;
Da möcht ich rings dir zeigen
Die Welt im Frühlingsschein
Und sprechen: wär's mein eigen,
So wär es mein und dein.
In meiner Seele Tiefen
O sähst du da hinab,
Wo alle Lieder schliefen,
Die je ein Gott mir gab!
Da würdest du erkennen:
Wenn Echtes ich erstrebt,
Und mag's auch dich nicht nennen,
Doch ist's von dir belebt.
Ludwig Uhland
Wein und Brot
Solche Düfte sind mein Leben,
Die verscheuchen all mein Leid:
Blühen auf dem Berg die Reben,
Blüht im Thale das Getreid.
Donnern werden bald die Tennen,
Bald die Mühlen rauschend gehn,
Und wenn die sich müde rennen,
Werden sich die Keltern dehn.
Gute Wirtin vieler Zecher!
So gefällt mir's flink und frisch;
Kommst du mit dem Wein im Becher,
Liegt das Brot schon auf den Tisch.
Ludwig Uhland
Noch einmal
Ich möchte den Weg
noch einmal gehen,
der zwischen Felsen
nach oben führte
zu einem Gipfel aus Licht;
Ich möchte die Berge
noch einmal sehen,
die weiten Höhen,
die Sonne,
die durch die Wolken bricht;
ich möchte noch einmal
die Stille erleben,
die mir am Gipfel
so wohlgetan,
in ihrer Tiefe
mich nicht bewegen,
und Glück empfinden –
nur dann und wann!
Ingrid Streicher
Vale
Ich bin der Mönch Waltramus,
Dem seliges Leid geschah,
Ich läute die Abendglocken;
Vale carissima!
Es steht eine Burg am Berge,
Wo ich die Traute sah.
Mein Herz klingt in die Glocken:
Vale carissima!
Fern soll mir stehen Minne,
Und stand mir doch so nah,
Es steht ein Kloster im Thale
Vale carissima!
Karl Stieler
Zwei Träume
Mir träumte, du warst ein Bettelkind
Und saßest frierend am Wege,
Ich jagte, ein freudiger Reitersmann,
Das Reh im wald'gen Gehege.
Ich sah dir ins Auge, es zog mich herab,
Herab von dem knirschenden Rosse,
Und ehe der Schnee auf dem Berge noch schmolz,
Da warst du die Herrin im Schlosse.
Mir träumte, du warst ein Fürstenkind
Umworben von stolzen Vasallen,
Sie häuften zu Füßen dir Perlen und Gold,
Ich war der ärmste von allen.
Du blicktest auf mich, du gabst mir die Hand
Und...
Edmund Sternau
Die Amsel lockt, die Hasel stäubt,
Im Erdengrund es heimlich treibt,
Nicht lang, der gelbe Krokus blüht,
Nicht lang, und bald die Rose glüht;
Bald wogt in heißer Luft das Korn,
Im Neste zirpt's, im Heckendorn;
Es rauscht und braust das Waldesgrün,
Von Berg und Tal die Schatten fliehn;
Und hingestreckt auf blumiger Au
Senk ich den Blick ins Himmelsblau,
Und frei von Schwere wir die Brust,
Wie ist die Welt voll Lieb und Lust!
Wird's balde sein? – Noch ist so grau
Der Himmel und die Luft so rauh...
Wilhelm August Theodor Steinhausen
Ich juble mich an alle Dinge hin,
Ich bin so froh, ich weiß nicht, wer ich bin,
In jedem Baum fühl ich mich befreit,
Im fernsten Berg schwing ich Unendlichkeit,
Im letzten Menschen darf ich Lächeln sein,
In jeden Blick gebär ich mich hinein,
Ich schäm mich nicht, erkenn ich mich im Tier,
Auf allen Wegen rings begegn' ich mir.
Karl Stamm
Blauer Himmel, blaue Wogen,
Rebenhügel um den See,
drüber blauer Berge Bogen,
schimmern weiß im reinen Schnee.
Wie der Kahn uns hebt und wieget,
leichter Nebel steigt und fällt,
süßer Himmelsfriede lieget
über der beglänzten Welt.
Spiegelnd sich die Flur erwidern
Turm und Hügel, Busch und Stadt;
also spiegle du in Liedern,
was die Erde Schönstes hat.
Karl Josef Simrock
Der Weg von Mensch zu Mensch
Der Mensch kann in die Tiefe des Meeres tauchen
und die Gipfel der Berge ersteigen.
Der Mensch kann in fremde Städte und ferne Länder reisen
und die Kontinente durchqueren.
Der Mensch kann die Erde verlassen und ins All fliegen.
Sogar auf dem Mond war er schon.
Nur der Weg von Mensch zu Mensch,
die Strecke zum Nebenan
ist unüberwindlich.
Peter E. Schumacher
Kannst du nicht hören?
Hörst du das Summen der Mücken?
Hörst du den Regen, der rinnt?
Hörst du das Tosen des Meeres?
Hörst du das Lachen vom Kind?
Kannst du nicht sehen?
Siehst du die majestätischen Berge?
Siehst du den glasklaren See?
Siehst du die blühenden Felder?
Siehst du den fallenden Schnee?
Kannst du nicht fühlen?
Fühlst du die Hand, die dich streichelt?
Fühlst du den Sand unterm Fuß?
Fühlst du den Blick, der dir schmeichelt?
Fühlst du den zärtlichen Kuss?
Besitzt du die Gabe zu...
Jutta Schulte
Schön ist der Friede! Ein lieblicher Knabe
Liegt er gelagert am ruhigen Bach,
Und die hüpfenden Lämmer grasen
Lustig um ihn auf dem sonnigen Rasen,
Süßes Tönen entlockt er der Flöte,
Und das Echo des Berges wird wach,
Oder im Schimmer der Abendröte
Wiegt ihn in Schlummer der murmelnde Bach.
Johann Christoph Friedrich von Schiller
Laß die breitgetretnen Plätze,
Steig nach unten, klimm nach oben;
Reiche Nibelungen-Schätze
Liegen rings noch ungehoben.
Und du schaust vom Grat der Berge
Fernes Meer und Ufer dämmern,
Hörst tief unten der Gezwerge
Erzgewaltig dumpfes Hämmern.
Mannagleich wird dich erquicken
Süße, starke Geistesnahrung,
Hell vor den gestählten Blicken
Glänzt die alte Offenbarung:
Wie der gröbste und der feinste
Faden sich zu einem Netz schlingt,
Wie durchs Größte und das Kleinste
Stets das...
Joseph Victor von Scheffel
Das erste Liebeswort
Das war der süßeste der Laute!
Sie sprach's, das erste Liebeswort;
Im Herzen nun trag ich das traute
Tiefselige Geheimnis fort.
Allein, wo berg' ich meine Wonne,
Daß ich sie wohl behüten mag?
Dein Licht verhülle, läst'ge Sonne!
Verstumme, lärmbewegter Tag!
Weltfern sei meines Glückes Fülle
Begraben, wo sie nichts verrät
Und nur durch Nacht und heil'ge Stille
Des süßen Wortes Nachhall weht.
Adolf Friedrich Graf von Schack