Alles Geben Zitate (Seite 8)
Kleine Schöne, küsse mich.
Kleine Schöne, schämst du dich?
Küsse geben, Küsse nehmen,
Darf dich jetzo nicht beschämen.
Küsse mich noch hundertmal!
Küß und merk der Küsse Zahl.
Ich will dir, bei meinem Leben!
Alle zehnfach wiedergeben,
Wenn der Kuß kein Scherz mehr ist,
Und du zehn Jahr älter bist.
Gotthold Ephraim Lessing
Tagediebe
Wo sie wohnen, wo sie thronen,
alle brauchen Kommissionen,
denn vor der Entscheidungsfindung
und entscheidenden Verkündung
muß der Fall von allen Seiten
diskutiert sein und beizeiten
die Bezweifler überwinden,
die ihn problematisch finden
und die Sache nicht beleben,
weil sie zu bedenken geben,
daß man, wenn man dieses wüßte,
jenes noch bedenken müßte
und – sofern man es bedacht –
anderes Kopfzerbrechen macht,
was hier im Gesamtgeschehen
doch noch gar nicht abzusehen!
Unbedenklich...
Klaus Klages
Frühlingsglaube
Es wandert eine schöne Sage
Wie Veilchenduft auf Erden um,
Wie sehnend eine Liebesklage
Geht sie bei Tag und Nacht herum.
Das ist das Lied vom Völkerfrieden
Und von der Menschheit letztem Glück,
Von goldner Zeit, die einst hienieden,
Der Traum als Wahrheit, kehrt zurück.
Wo einig alle Völker beten
Zum Einen König, Gott und Hirt:
Von jenem Tag, wo den Propheten
Ihr leuchtend Recht gesprochen wird.
Dann wird's nur eine Schmach noch geben,
Nur eine Sünde in der Welt:
Des...
Gottfried Keller
Zum Vatertag
Mein Kind, ich liebe dich
auch wenn ich es nicht immer sage,
ich bin für dich da
bis ans Ende der Tage
Mein Kind, ich brauche dich
auch wenn man es nicht immer sieht,
du bist mir das wichtigste,
was auch geschieht.
Mein Kind, ich leb für dich
auch wenn ich es nicht oft sage
all mein Streben nach Glück im Leben
ist nur, um dir zu geben
was du dir wünschst...
ich lebe für dich
bis ans Ende meiner Tage!
Alexandra Maria Huber
Wir im Universum
Kannst du je das All erahnen
mit den Sternen und deren Bahnen?
Wird es je ein Ende geben
in dem Raum mit seinem Leben?
Doch nach Einsteins Theorie
gibt es dieses Ende nie.
Je schneller wir uns fortbewegen
immer mehr dem Licht entgegen,
gerät so manch Gesetz in Frage,
langsamer vergehen dann die Tage.
Nur bewirken können wir dieses nicht,
denn nichts ist schneller als das Licht!
Volkmar Frank
Es kann die Ehre dieser Welt,
Dir keine Ehre geben;
Was dich in Wahrheit hebt und hält,
Muß in dir selber leben.
Wenn's deinem Innersten gebricht
An echten Stolzes Stütze,
Ob dann die Welt dir Beifall spricht,
Ist all dir wenig nütze.
Das flücht'ge Lob, des Tages Ruhm,
Magst du dem Eitlen gönnen,
Das aber sei dein Heiligtum:
Vor dir bestehen können.
Theodor Fontane
Ein Lächeln, dem Trübsinn entsprungen,
Wo alle nach Glücksrausch begehren...
Ihr Töne, so lieblich erklungen, –
Kein zweites Mal werd ich euch hören!
Die Geigen, die klagend verklangen:
Was ließen das Herz sie erbeben,
Als wollte mir jäh, was vergangen,
Sein Lächeln, vertraut scheint es, geben?
Was führt es so traurig-gelassen,
So zart in sein farbschönes Reich,
Will zärtlich das Herz es umfassen
Und bittet so rührend, so weich?
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Du gibst mir so viel
Du gibst mir so viel,
daß ich mich dir
mit freudigem Herzen,
mit Haut und Haaren,
mit Leib und Seele,
mit allem Drum und Dran
schenken kann.
Du gibst mir so viel,
daß ich mich dir
mit all meinen
Stärken und Schwächen,
Höhen und Tiefen,
Gedanken und Gefühlen
hingeben kann.
Du gibst mir so viel,
daß ich gar nicht anders kann,
als dir
mein Ja zu geben.
Ernst Ferstl
Brahma
Der rote Schläger denkt, daß er schlüge,
und der Erschlagene denkt, er sei erschlagen:
Sie wissen nicht, wie heimlich ich es füge,
daß alle Dinge mich im Innern tragen.
Für mich ist nah, was ferne und versunken;
Sonne und Schatten geben sich nichts nach;
Götter erscheinen mir, die längst entschwunden;
ein und dasselbe sind mir Ruhm und Schmach.
Wer mich verleugnet, kennt nicht seine Lage:
Wenn er mich flieht, bin ich, was ihn beschwingt;
ich bin der Fragesteller und die Frage;
ich bin...
Ralph Waldo Emerson
Im Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,
der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
so manches feines Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
mit kunstgeübtem Hinterbein
ganz allerliebste Elfenschleier
als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
dem Winde sie zum leichten Spiel,
die ziehen sanft dahin und schweben
ans unbewußt bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
wo Liebe scheu im Anbeginn,
und leis verknüpft ein zartes...
Wilhelm Busch
Die Menge, schwer zu überzeugen,
Kann Beispiel oder Macht nur beugen;
Drum soll, wer lehrt, die Worte sparen
Und sich durch Handeln offenbaren.
Verhaßt sind mir die Schwätzer alle
Mit ihrer Worte hohlem Schwalle,
Verhaßt sind mir die Glaubenswütigen
Wie die Verstandesübermütigen.
– Wer nicht durch ein erfreulich Leben
Weiß guten Lehren Reiz zu geben,
Dem wäre besser, daß er schwiege;
Denn nur durch Kampf gewinnt man Siege,
Und wo sich gutes Beispiel mehrt,
Wird selbst der Zweifler leicht...
Friedrich Martin von Bodenstedt
Oh Gott, so frage ich dich,
auch wenn ich weiß, ganz innerlich,
Dich gab es wohl nie, und wird es nie geben.
Mit dieser Erkenntnis ist es schwer zu leben.
Und dennoch frag' ich, denn ich weiß ja nicht.
Welch Gott bist du? Ein blinder vielleicht?
Wenn ich doch nur könnte sehen in dein Gesicht.
Siehst du denn nicht, all dieses Leid?
Wie kann es sein, so frag' ich erneut,
dass die halbe Menschheit geprägt ist von Leid,
während sich die andere über zu viel Nahrung freut.
Und auf der anderen Seite...
Nargis Ahadi