Alleine Sein Zitate (Seite 10)
Der Herr hat Erbarmen
Sein Mund war nie geschlossen.
Er redete von Flöhen bis zur hohen Politik.
Sein Senf glänzte auf fast allen Würstchen;
und manchmal tat er's mit Geschick.
Und all' die and'ren Münder,
zum Himmel klagten sie.
-Oh Herr, hab Erbarmen.
Von alleine endet dieses nie. –
Und der Herr im hohen Himmel,
verstand wohl ihre Not.
Und mit einem Lächeln,
Einhalt er gebot.
Und der Mann im schnellen Worte;
tot fiel er plötzlich um.
Und war zum ersten Male,
zum ersten Male stumm.
Manfred Schröder
Ihr meint, ich trüge meine Stirne
Ihr meint, ich trüge meine Stirne
Etwas zu hoch vor Tatendrang –
Wahr ist's, es lodert mir im Hirne
Zu wild für euren Schneckengang.
Was kümmert mich das kleine Schaffen,
Das eurer Seelchen Sehnsucht stillt –
Was das Erlisten, das Erraffen,
Womit ihr euer Leben füllt;
Was kümmert mich das Weltgetriebe,
Sein leerer Gang, sein hohler Schein!
Ein starker Fels ist meine Liebe,
Und über ihr steht Gott allein.
Prinz Emil von Schoenaich-Carolath-Schilden
Gebet für die Irren und Sträflinge
Ihr, von denen das Sein
leise sein großes Gesicht
wegwandte: ein
vielleicht Seiender spricht
draußen in der Freiheit
langsam bei Nacht ein Gebet:
daß euch die Zeit vergeht;
denn ihr habt Zeit.
Wenn es euch jetzt gedenkt,
greift euch zärtlich durchs Haar:
alles ist weggeschenkt,
alles was war.
O daß ihr stille bliebt,
wenn euch das Herz verjährt;
daß keine Mutter erfährt,
daß es das giebt.
Oben hob sich der Mond,
wo sich die Zweige entzwein,
und wie von euch...
Rainer Maria Rilke
Das Lied der Bildsäule
Wer ist es, wer mich so liebt, daß er
sein liebes Leben verstößt?
Wenn einer für mich ertrinkt im Meer,
so bin ich vom Steine zur Wiederkehr
ins Leben, ins Leben erlöst.
Ich sehne mich so nach dem rauschenden Blut;
der Stein ist so still.
Ich träume vom Leben: das Leben ist gut.
Hat keiner den Mut,
durch den ich erwachen will?
Und werd ich einmal im Leben sein,
das mir alles Goldenste giebt, –
so werd ich allein
weinen, weinen nach meinem Stein.
Was hilft mir mein Blut,...
Rainer Maria Rilke
Nachruf
Hast Du den alten Strandkorbmann gekannt?
Er saß bei Sonne, Regen, Wind und Sand
vor seiner Strandkorbhütte ganz allein,
im Regen, Wind und goldnen Sonnenschein.
Nun ist er droben, irgendwo im Wind,
schaut auf uns nieder, wo wir Kinder sind.
Zählt seine Körbe, die im Sande stehn.
Nachts wird er selber durch die Reihen gehn.
Das Meer, die Wellen, das war sein Gesicht.
Die tiefen Furchen, wie der Welle Gischt.
O alter Strandkorbmann, nun hast du Ruh,
schaust aus der Ferne unserem...
Otto Reinhards
Zarter Wortstrauß
Einen zarten Strauß Worte schenke ich dir,
hab ihn mit Poesieschleifen gebunden,
sanft eingeschlagen in Gedichtepapier,
soll er dir stets meine Liebe bekunden.
Es müssen nicht die blutroten Rosen sein,
die deine Augen zum Glänzen bringen,
auch ein Liebesgedicht ist köstlicher Wein,
kann so sinnlich wie ein Bach-Konzert klingen.
Mein feiner Wortstrauß aus lieblichen Reimen,
ein Geschenk meines Herzens für dich allein,
wird in dir wie wertvolles Saatgut keimen,
und dein...
Horst Rehmann
Die zur Wahrheit wandern,
wandern allein,
keiner kann dem andern
Wegbruder sein.
Eine Spanne gehn wir,
scheint es, im Chor ...
bis zuletzt sich, sehn wir,
jeder verlor.
Selbst der Liebste ringet
irgendwo fern;
doch wer's ganz vollbringet,
siegt sich zum Stern,
schafft, sein selbst Durchchrister,
...
Christian Morgenstern
Wer einsam steht im bunten Lebenskreise
Und was das Leben teuer macht verlor,
Wie bebt sein Herz, trifft eine liebe Weise
Aus ferner Jugendzeit sein horchend Ohr!
Musik, du Mächtige! vor dir verschwindet
Der armen Sprache ausdrucksvolles Wort;
Warum auch sagen, was das Herz empfindet,
Tönt doch in dir die ganze Seele fort.
Der Freundschaft Worte haben oft gelogen,
Es täuscht die Liebe durch Beredsamkeit;
Musik allein hat nie ein Herz betrogen
Und viele Herzen hoch erfreut.
Hélène de Mecklembourg-Schwerin, Duchesse d'Orléans
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O wende nicht dein schönes Aug' von mir,
Red' ich von unsrer Liebe Glück mit dir,
Die du mein Alles bist!
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O sieh beneidend nicht den Blumen nach,
Die früh verblüht von binnen führt der Bach,
Die du mein Alles bist!
Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
O bald, ich fühl's, wirst du gestorben sein,
Und lässest dieses arme Herz allein,
Dem du sein Alles bist!
Johann Georg Fischer
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
Wenn auch die Welt ihr Liebstes
Und Bestes bald vergißt.
Ich sing es hell und ruf es laut:
Mein Vaterland ist meine Braut.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Dein denk' ich allezeit;
Ich bin mit dir verbunden,
Mit dir in Freud und Leid.
Ich will für dich im Kampfe steh'n,
Und sollt' es sein, mit dir vergeh'n.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
So lang ein Hauch von Liebe
Und Leben in mir ist.
Ich such nichts, als...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Von der Freundschaft
Wer keinen Freund gefunden,
Und immer stand allein,
Der hat auch nie empfunden recht
Das Glück, ein Mensch zu sein.
Wer keinen Freund gefunden,
Der ist vielleicht ein – Christ;
Der ist vielleicht ein Schurke traun!
Wenn er kein Esel ist.
Vielleicht ein Unglücksvogel
Mag der Verkannte sein,
Doch der ist auch der Einzige,
Dem ich es kann verzeihn.
Ludwig Eichrodt
Lieblicher als alles,
Ist erster Liebe Glut! – Sie steht allein,
Wie Adams Rückerinnrung seines Falles;
Die Frucht der Kenntnis ist gepflückt, und kein
Genuß im weiten Rund des Erdenballes
Kann dieser Göttersünde würdig sein; –
Sie bleibt die wirkliche Prometheusflamme,
Von der es heißt, daß sie vom Himmel stamme.
Lord George Gordon Noel Byron