Nie kommt das Ich weniger zur Geltung, als an dem Krankenlager eines geliebten Menschen, da konzentriert sich alles in dem einen Wunsche, lindern, helfen, retten zu können; da werden Wunder des Mutes und der Kraft vollbracht, die Staunen erregen: die zarteste und schwächlichste Natur entwickelt eine Stärke und Ausdauer im Pflegen und Wachen, welche überrascht; mit brechendem Herzen lächelt der Mund, und die heißen Tränen fließen nach innen, nur um dem teuren Kranken seine eigene Gefahr zu verbergen.
Sophie VerenaÜber den Autor
Verwandte Autoren
Themen
Aktuelle Zitate
Wird's drüben nach dem Leben,
Ein Wiedersehen geben? –
Wer hat wohl beim Hinübergeh'n
Der Freunde schon genug geseh'n?
Wie mancher möchte noch was sagen,
Und muß es mit hinüber tragen;
Nur Ahnung tönet ihm dabei,
Daß dort ein Wiedersehen sei.
Wird's drüben nach dem Leben,
Ein Wiedersehen geben? –
Wie lang ein Herz auch fühlen mag,
Gefühl hat keinen Sterbetag.
Das Herz, bei seinem letzten Pochen
Hegt vieles noch, unausgesprochen,
Und dieser innern Sprache Wort
Bürgt für ein Wiederfühlen dort.
Johann Gabriel Seidl
Die Genügsamkeit ist ein groß Ding und steht fest; sie hat keine Neider und Verfolger, und deswegen scheint sie uns auch den Göttern am ähnlichsten zu machen. Dazu erwirbt man sich gesunde Konstitution nicht durch Liebepflegen noch durch viel Essen und Trinken, wohl aber durch Mangel, der die Menschen zur Tugend treibt. Die mancherlei und ausschweifenden Wollüste aber treiben die Seele schwacher Menschen wie an Stricken.
Matthias Claudius