Zitate
Ich sah dich an
Ich sah dich an. Von fernen Sommertagen
Will sich dem Blick ein deutlich Bild entwirr'n.
Du hast dein Sehnen schwer mit dir getragen –
Nun ward es still um deine müde Stirn.
Du hast begraben Hoffen viel und Glauben,
Baust fern den Märkten dir dein einsam Haus;
Und deine Wünsche ruhn, wie weiße Tauben,
Nach Flug und Sturm in schatt'gen Wipfeln aus.
In deinen schmalen Fingern seltsam Leben,
In ihrem Wirken ein verborgner Sinn,
Als ob aus der Vergangenheit Geweben
Die Fäden...
Rudolf Presber
Wie sich dies Lied ans Herz mir schmiegt
Wie sich dies Lied ans Herz mir schmiegt,
Bis leis die Tränen rinnen;
Die ganze Frühlingssehnsucht liegt
Verführerisch darinnen.
Mir ist's, als hätt' auch ich gefühlt
Des Liedes Glut und Minne,
Als hätt' sein Ton mir aufgewühlt
Die junge Kraft der Sinne.
Mir ist's, als hätt' mein Lenz gewagt,
Dem Lied sich zu vergleichen…
Wenn ihr mich einst zu Grabe tragt,
Spielt's hinter meiner Leichen.
Wenn sich bei seinen Tönen regt
Kein Lächeln, keine...
Rudolf Presber
Vielleicht
Hab' gedichtet und geschrieben,
Wußte selber nicht den Sinn.
Stand denn außer meinem Lieben
Wirklich noch was andres drin?
"Täglich", sagt mir eine Dame,
"Les' ich Sie zum Abendbrot."
Ist's denn einzig nicht dein Name,
Der aus tausend Worten loht?
Noch ein Stündchen, noch ein Weilchen,
Und mein Werk und Name schwand;
Doch ein Verschen und ein Zeilchen
Kommt vielleicht in Enkelhand.
Und aus Reimen und aus Prosa
Lacht den sorgenvollen Mann,
Mariposa, Mariposa,
Deine schlanke Jugend an.
Rudolf Presber