Otto von Leixner Zitate über ich
24. April, 1847 – 12. April, 1907
Zitieren Sie diese Seite: ZitierenZitate
Ich ging einmal mit einem Mädchen auf der Landstraße. Da keuchte ein alter, sehr schmutziger Mann mit einer für ihn sichtlich zu schweren Last daher. Das Antlitz war von Schweiß und Staub bedeckt, die Augen glühten, der Atem flog. "der arme Mann!" sagte das Mädchen gerührt. "Wollen wir ihm nicht helfen den Korb zu tragen?" fragte ich. "O, pfui, der Mensch ist ja gräßlich schmutzig." — Das ist das Durchschnittsmaß unseres Mitleids und unserer christlichen Liebe. Am meisten leisten wir im...
Otto von Leixner
Spottsucht ist nicht immer das Kind geistiger Überlegenheit. Es gibt eine Dummheit, die, mit Hochmut gepaart, auch Spottsucht zeugt. Ich kenne alte Frauen und junge Leute von fünfzehn Jahren, die sich aus Dummheit über alles lustig machen und empört sind, wenn man ihnen gegenüber die gleichen Waffen anwendet.
Otto von Leixner
Halbtraum
Um mich ist tiefe, dunkle Nacht,
Da denke ich der Lieben mein,
Und schau', da treten alle sie
Gar sacht und still zu mir herein.
Das Mütterchen, das treue kommt,
Auf meines Mädchens Arm gelehnt;
Sie fühlten ja, wie sich mein Herz
So schmerzlich heiß nach ihnen sehnt.
Ich halte beider Hände fest,
So froh, wie ein beschenktes Kind,
Bis mir vor lauter, lauter Glück
Die Augen zugefallen sind.
Otto von Leixner
Wie arm an selbständigem Denken und Fühlen heute die Menschen sind, beweisen die Erfolge von Werken, die oft nur scheinbar eigenartig sind. Sofort bilden sich Gemeinden von Anhängern, die auf die Wahrheit schwören. Und wenn einer die unbedingte Unabhängigkeit des »souveränen Ichs« predigt, so werden Tausende von ihm anhängig und schlagen um ihre Schwachheit das wallende Gewand der »Freiheit« und sind eitel auf Gedanken, die ein anderer gedacht hat.
Otto von Leixner
Die Worte »Ich will« hört man am häufigsten von Menschen, die wenig Willen besitzen. Mit den Willensstarken verkehrt es sich leicht, wenn sie nicht gerade versteckte Ziele verfolgen. Der Umgang mit den Eigensinnigen ermüdet, weil man niemals weiß, wohin die Laune des nächsten Augenblicks sie treibt.
Otto von Leixner
Mütter, werdet deutsch! Lehrt eure Kinder von frühesten Tagen an Wahrheit und Treue; pflanzt in sie das Bewußtsein der Pflicht; unterdrückt die Keime der Ich- und Genußsucht. Pflegt in ihnen die Kraft des Gemüts, weist sie hin auf Gott. Erzieht die Knaben zu Männern, die Töchter zu echten Müttern. Das Vaterland wird euch dafür segnen.
Otto von Leixner
Von einem Menschen, der behauptet, keinen Herrn über sich anzuerkennen, weiß ich eins: daß er sich selbst nicht zu beherrschen vermag. Wenn die Zellen in einem Lebensbau sich jede für selbständig erklärten, so fiele der Körper auseinander. Das Gleiche gilt von dem Staate – und beides ist unmöglich außer im Chaos.
Otto von Leixner
Urteile nicht abschließend über einen Menschen, ehe du nicht weißt, wie er sich bei Erbschaftsangelegenheiten betragen hat. Ich habe manchen für feinfühlig, rücksichtsvoll und gutherzig gehalten, der urplötzlich eine fast gemeine Ichsucht entfaltete, als es die Teilung eines Nachlasses galt.
Otto von Leixner
Die gefährlichste Art der Ichsucht ist die unbewußte, die häufiger bei Frauen als bei Männern vorkommt. Es gibt Frauen und Mädchen von Schönheit, Geist und von gewisser Art edler Gesinnung, die ihre Umgebung, ich möchte sagen: ausbeuten. Sie nehmen jedes Opfer an, fordern es sogar mit reizendem Lächeln oder mit Ungestüm, und haben dabei gar keine Ahnung, daß sie ihre Rechte überschreiten. Niemals fällt es ihnen ein, Opfer durch Opfer zu bezahlen; sie glauben, alles sei beglichen, wenn sie...
Otto von Leixner
Das verlassene Mädchen
Ich sitze manchen langen Tag
Mit meinem Kind am grünen Hag,
Wo ich an seinem Herzen lag,
Am Herzen lag!
Da nahm er mich in seinen Arm
Und küßte mich so warm, so warm –
Davon mir wurde bittrer Harm,
Ja bittrer Harm.
Sie stießen aus dem Elternhaus
In Nacht und Elend mich hinaus –
Da ging mir wohl das Lachen aus,
Das Lachen aus.
Ich wäre tot schon sicherlich,
Du armes Kind erbarmest mich,
Möcht' fluchen dir und küsse dich,
Und küsse dich!
Otto von Leixner
Eltern, die eine junge, blühende Tochter zwingen, einen alten Mann seines Geldes wegen zu heiraten, sind Seelenmörder, die der innere Richter niemals freisprechen wird. Ich habe manches Weib in solcher Lage hinsiechen sehen, wenn es pflichtgetreu blieb, und sah manches andere niedergleiten in den Abgrund sittlicher Verderbnis. Aber verurteilen konnte ich nur Väter und Mütter und verachten nur die Gatten, die unter dem Schutzmantel staatlicher und kirchlicher Einrichtungen gegen ein Gesetz...
Otto von Leixner