Wer ist ein wahrhaft armer Mann?
Ist's der in hoffnungsloser Kerkernacht?
Wer bei der sterbenden Geliebten wacht?
Wer auf dem Balken treibt im Ocean?
Ist's, wer von Zweifeln ewig wird zerrissen?
Wer eine Schuld beherbergt im Gewissen?
Wem seine Tochter rohe Krieger schänden?
Wer auf dem Hochgericht den Sohn sieht enden?
Nein! wer den Jammer trinkt bis auf die Neige
Und wahrhaft elend, ist allein der Feige;
Ein Feiger, hoch vom Schicksal hingestellt
Und ausgesetzt den Blicken einer Welt,
Die alle fragen, ob er kühn sich stemme
Anstürmenden Gefahren oder nicht?
Ob er ein Mann soll heißen oder Memme?
Wenn bleich und zitternd er zusammenbricht.
Aktuelle Zitate
Da hatt ich einen Kerl zu Gast, // Er war mir eben nicht zur Last. // Ich hatt just mein gewöhnlich Essen, // Hat sich der Kerl pumpsatt gefressen, // Zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt. // Und kaum ist mir der Kerl so satt, // Tut ihn der Teufel zum Nachbar führen, // Über mein Essen zu räsonieren: // "Die Supp' hätt' können gewürzter sein, // Der Braten brauner, firner der Wein." // Der Tausendsackerment! // Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.
Johann Wolfgang von Goethe