Heinrich Seidel Zitate über stille
25. Juni, 1842 – 7. November, 1906
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Erinnerung
Wie war die schöne Sommernacht
So dunkel, mild und warm, –
Wie schrittest du so still und sacht
Gelehnt auf meinen Arm. –
Von Ferne klang, man hört' es kaum,
Musik mit leisem Schall,
Im blüthenduftgen Gartenraum
Sang eine Nachtigall.
Ein holdes schweigendes Verstehn
War zwischen mir und dir,
Ein selig Beieinandergehn,
Und glücklich waren wir.
Die schöne Zeit, sie liegt so weit –
Verweht wie eitel Schaum.
Sie liegt so weit die schöne Zeit
Versunken wie ein Traum.
Wie schrittest du...
Heinrich Seidel
Die Amsel
Wie tönt an Frühlingstagen
so schwermutreich und hold
der Amsel lautes Schlagen
ins stille Abendgold.
Es schimmert an den Zweigen
ein zartverhülltes Grün,
die jungen Säfte steigen
und es beginnt zu blühn.
Doch nicht mit Jubeltönen
begrüßt die Amsel nun
die Tage, jene schönen,
die in der Zukunft ruhn.
Es klingt wie Leides Ahnung,
sie singt im schwarzen Kleid
schon jetzt die trübe Mahnung:
wie kurz die schöne Zeit.
Heinrich Seidel
Nimmer weiß ich, wie's gekommen,
War es doch, als müßt' es sein,
Daß mein Herz du hingenommen -
Gar so heimlich schlich es ein.
So wie Blumen still erblühen,
Wie im Lenz ergrünt die Au,
Wie nach heißen Tages Glühen
Hold und labend sinkt der Tau.
Nicht bestürmt mich wild Verlangen
Glutenvoller Sehnsuchtsnacht! -
Wie der Mond kam es gegangen
In der stillen Sommernacht.
Heinrich Seidel
Weltlauf
Man denkt wohl hin und her.
Manches könnt' besser sein; –
Dies zu leicht – das zu schwer –
Groß oder klein.
Manchmal zu still die Welt,
manchmal zu toll –
Nichts geht wie's soll.
Durst und kein Tropfen Wein –
Käs' und kein Brod –
Zahnschmerz und Liebespein –
Überdruß – Noth!
Dieser wird wild darob,
Strampelt und schreit –
Wird wie ein Wüthrich grob –
Schafft sich nur Leid.
Jener, der winselt drum,
Jammer und acht
Weint viele Thränen drum,
Seufzt Tag und Nacht.
Und die Welt, wie sie...
Heinrich Seidel
Die Rose im Thal
Von Berg zum Thal das Waldhorn klang;
Im blühenden Thal das Mägdlein sang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Der Jäger hörte des Mägdlein Sang;
Seinem Waldhorn bei dem Lied verklang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Der Jäger dort oben lauschte so bang:
Als leise das Lied im Thal verklang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Er zog gar stille die Berge entlang,
Und immer im Ohre das Lied ihm klang:
Von der Rose, der Rose im Thal!
Heinrich Seidel
Pause
Nun nach sonndurchglühten Tagen
Liegt die Welt so still und ruht;
Graue Wolkenhügel ragen,
Bergend vor der Sonne Glut.
Keine Luft geht in den Zweigen:
Schweigend ruhen, ruhend Schweigen.
Du von Leidenschaft durchglühtes
Wildes Herz, so schweig auch du!
Traure nicht um längst Verblühtes –
Im Vergessen suche Ruh –
Neue Kraft zu neuem Scheiden,
Denn noch oftmals sollst du leiden!
Heinrich Seidel