Fluch
Es ist des Menschen Fluch und sein Verhängnis,
Daß seine Fehler sicher wirkend schreiten
Und, offenkundig rings, ihm gleich bereiten
Jedweden Schmerz und jegliche Bedrängnis.
Sein Bestes aber lebt wie im Gefängnis
Und seine Tugenden sind Heimlichkeiten;
Er selber muß sie zweifelnd oft bestreiten,
Rauh überlassen seiner Herzensbängnis.
Denn diese Welt, so rasch im Schulderkennen,
So gern bereit, werktätig sich zu zeigen,
Sobald es gilt, ein Schandmal aufzubrennen:
Sie hüllt sich allsogleich in starres Schweigen,
Soll sie ein echt Verdienst beim Namen nennen
Und einem hohen Wollen sich verneigen.
Aktuelle Zitate
Das herbste Wort im ganzen Liebesbuche
Ihr alle wähnt, es sei: Ich lieb' dich nicht? –
Dies wär' das Wort, vor dessen Zauberspruche
So oft ein trostlos Herz im Busen bricht?
Ihr irrt! Die Rose, die euch nie geblühet,
Füllt euch, entblättert nie mit Wehmutsdrang,
Doch wenn euch der genoss'ne Duft entfliehet,
Dann mißt ihr das Verlorne doppelt bang!
Ihr irrt! Was will doch jenes Wörtchen sagen,
Wie macht es euch das Herz so seufzerschwer? –
Nein! sparet eure Thränen, eure Klagen
Dem herbsten...
Carl Edmund Langer von Lannsperg