Emanuel Geibel Zitate über ich
17. Oktober, 1815 – 6. April, 1884
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Mädchenlied
In meinem Garten die Nelken
Mit ihrem Purpurstern
Müssen nun alle verwelken,
Denn du bist fern.
Auf meinem Herde die Flammen,
Die ich bewache so gern,
Sanken in Asche zusammen,
Denn du bist fern.
Die Welt ist mir verdorben,
Mich grüßt nicht Blume, nicht Stern;
Mein Herz ist lange gestorben,
Denn du bist fern.
Emanuel Geibel
Die Freuden, die rosigen Tänzerinnen,
Mit Kränzen und Fackeln, mit Spiel und Gesang,
Wie fliehn sie auf schimmernden Sohlen von hinnen!
Aber der Kummer hat schleichenden Gang.
Verhallt ist das Fest und das süße Gelächter
Der schwärmenden Dirnen, ach, eh ich's gedacht;
Nun tappt er um's Haus mir, ein grimmiger Wächter,
Und ruft mir die langsamen Stunden der Nacht.
Emanuel Geibel
Im Herbste
Auf des Gartens Mauerzinne
bebt noch eine einz'ge Ranke:
Also bebt in meinem Sinne
schmerzlich nur noch ein Gedanke.
Kaum vermag ich ihn zu fassen,
aber dennoch von mir lassen
will er, ach, zu keiner Frist;
und so denk ich ihn und trage
alle Nächte, alle Tage
mit mir fort die dumpfe Klage,
daß du mir verloren bist.
Emanuel Geibel
Heute wär ich fast erschrocken
Heute wär ich fast erschrocken
Dir zu Füßen hingestürzt,
Als du plötzlich deiner Locken
Wilden Reichtum losgeschürzt.
Glänzend um die schlanken Glieder
Wallt ihr fesselloser Schwall
Auf des Teppichs Purpur nieder
Wie ein schwarzer Wasserfall.
Ach, und als du nun die braunen
Rätselaugen aufwärts schlugst
Und in reizendem Erstaunen,
Was mich so verwirrte, frugst,
Als du dann zum Spiegel hüpftest
Und die Schnur von Perlen dir
Tändelnd um die Stirne knüpftest –
O...
Emanuel Geibel
Es gibt wohl manches, was entzücket,
Es gibt wohl vieles, was gefällt,
Der Mai, der sich mit Blumen schmücket,
Die güldne Sonn' im blauen Zelt.
Doch weiß ich eins, das schafft mehr Wonne,
Als jeder Glanz der Morgensonne,
Als Rosenblüt' und Lilienreis;
Das ist, getreu im tiefsten Sinne
Zu tragen eine fromme Minne,
Davon nur Gott im Himmel weiß.
Emanuel Geibel