Zeit Zitate (Seite 76)
Der Abend leget warme
hernieder seine Arme
und wo die Erde zu Ende
da ruhen seine Hände…
Die Mücklein summen leise
in ihrer hellen Weise
und alle Wesen beben
und singen leis vom Leben…
Es ist nicht groß, es ist nicht breit,
s’ ist eine kleine Spanne Zeit
und lange währt die Ewigkeit…
Paula Modersohn-Becker
Schwüle
Trüb verglomm der schwüle Sommertag,
Dumpf und traurig tönt mein Ruderschlag –
Sterne, Sterne – Abend ist es ja –
Sterne, warum seid ihr noch nicht da?
Bleich das Leben! Bleich der Felsenhang!
Schilf, was flüsterst du so frech und bang?
Fern der Himmel und die Tiefe nah –
Sterne, warum seid ihr noch nicht da?
Eine liebe, liebe Stimme ruft
Mich beständig aus der Wassergruft –
Weg, Gespenst, das oft ich winken sah!
Sterne, Sterne, seid ihr nicht mehr da?
Endlich, endlich durch...
Conrad Ferdinand Meyer
Unser manipuliertes Leben:
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Persönliche...
Willy Meurer
Liebe Weihnachtsgrüße.
Jedes Jahr die gleiche Leier:
Der liebe Gruß zur Weihnachtsfeier.
Man wünscht den Freunden nur das Beste:
"Gesundheit, Glück zum Hohen Feste."
Das ganze Jahr wär' Zeit gewesen.
Man hätt' so gern 'nen Gruß gelesen.
Doch wie's so ist im Zeitenlauf:
Man schiebt das Schreiben immer auf!
Zum Festtag rührt sich das Gewissen:
Dein Freund wird Deinen Gruß vermissen.
Drum schick' zum Fest man eine Karte,
damit er nicht vergebens warte!
Eins-fuffzig-Marke mit 'nem Druck
als Porto...
Willy Meurer
Merkur und Amor
Zu dem Merkur sprach einst der Gott der Liebe:
"Du bist der Gott der Krämer und der Diebe
Und der Beredsamkeit. Mein Freund,
Wie hast du alles das vereint?
In so verschiedenen Revieren
Mit Glück und Ehre zu regieren,
Dazu gehört Geschicklichkeit,
Dazu gehören seltne Gaben."
"Ja", sprach Merkur, "und sie zu haben
Braucht es Erfahrung, Müh' und Zeit.
Erst war ich nur der Handelschaft zu dienen
Vom Vater Jupiter ernannt.
Die Diebe fand ich unter ihnen,
Und sie vertrauten...
Johann Heinrich Merck
Lebensquell
Aus dem Wasser kommt das Leben!
Dunst stieg hinauf zu Himmelshöhen,
das Wetter und des Windes Böen
reinigten Luft und Land mit Regen.
Vor grauer Zeit begann sein Werden,
im tiefen kühlen Grund der Erden.
Aus tiefer Kluft da springet silberhell
hervor ein lieblich zarter Bergesquell.
Labt und belebt so manches Lebewesen,
Rinnsal um Rinnsal zum Bache streben,
viele Flüsschen zum Flusse werden,
Ströme fließen dem Meere entgegen.
Pflanzen und Tiere den Lebensquell hegen,...
Horst Reiner Menzel
Ohne Dich
Es kommt eine Zeit,
Von der dir nichts bleibt,
Wirst kaum wahrgenommen
Von all jenen Jungen.
Du hast sie gezeugt, geboren,
Hast sie an den Ohren gezogen,
Doch nun bleibst du zurück,
Sie lieben ihr Lebensglück,
Ohne Dich.
Fallout, du kannst gehen,
Man will dich nicht sehen,
Du bist nur noch peinlich,
Ach, sei nicht so kleinlich,
In diesem Leben, alter Tor,
Kommst du nicht mehr vor.
Horst Reiner Menzel
Kurze Zeit ist dir gesetzt
Auf der Welt zu krabbeln;
Erst wirst du umhergehetzt
Nach der Leute Babbeln.
Später hetzt die Liebe dich,
Dann des Hungers Pfeifen;
Tausend Wünsche regen sich,
Mußt sie dir verkneifen.
Streit und Zank im Ehejoch,
Schicksalsschlag von oben,
Und dabei sollst du noch hoch
Solchen Himmel loben.
Ach, du weißt schon, wie ich's mein',
Teurer Erdenbruder,
Kein Gottvater pfuscht uns drein,
Sondern andre Luder.
Emerenz Meier
Abschied
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort,
kenn nicht das Ziel, kenn weder Zeit noch Ort.
Das Auge weint; es tut das Herz mir weh,
doch zag ich nicht. Ade, ade, ade!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
und nehm den Glauben mit als meinen Hort.
Er kündet mir, indem ich von dir geh,
ein Wiedersehn. Ade, ade, ade!
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
und sage dir ein liebes, schönes Wort:
Wenn ich auch nicht an deiner Seite steh,
es schützt dich Gott. Ade, ade, ade!
Karl May
Menschenunmöglichkeit
Komm mit, komm mit und folge mir;
ich führe dich so gern, so gern.
Ich zeige und erkläre dir
die ganze Welt von Stern zu Stern.
Wir fangen an beim Anbeginn
und hören auf beim Ende dort;
wir gehen gleich zu beiden hin,
denn beide sind derselbe Ort.
Und da wir bei dem Anfang schon
am Ende angekommen sind,
so ist die Ewigkeit entflohn
wie so geschwind, wie so geschwind.
Und während dieser Ewigkeit
hab ich erklärt wieviel, wieviel?
Und ihr in eurer Spanne Zeit
treibt...
Karl May