Wurzeln Zitate (Seite 2)
Liebesschauder
Unter einer Trauerweide,
Vor dem Tor im Sternenschein
Flüstern, von der Mailuft trunken,
In ihr süßes Glück versunken,
Junggesell' und Mägdelein.
Unterm Gras ruht ein Vergess'ner,
Von den Wurzeln treu bewacht.
Ruhig schaun die tiefen, dunklen
Augenhöhlen in das Funkeln
Einer seligen Liebesnacht.
Was verstummt das traute Lispeln?
Kam ein Schauder jenen Zwei'n,
Daß auf einem Grab sie küssen,
In der Jugend Vollgenüssen,
In dem Kreis des Todes sei'n?
Jakob Boßhart
Kein Zweifel, daß es mich krabbelt, bald wieder südwärts auszufliegen. Allein bleibend dorthin zu flüchten? Nein und dreimal nein; dem Maler mag das wohlbekommen, uns andern nicht. Dagegen hin- und zurückreisen, je eher und je öfter um so lieber, mit festen Wurzeln in der Heimat, das ist gute Medizin.
Carl Spitteler
Der Unwissende, der unter dem Einfluß der Gesetze steht, meint, alle Dinge unterscheiden sich vom Selbst. Wenn man aber in allen Dingen das Selbst erkennt, unterscheidet sich nicht einmal ein Atom mehr vom Selbst. Sobald wir in der Wirklichkeit leben, können sich unsere ehemaligen Taten, die in der Unwirklichkeit des Körpers wurzeln, nicht mehr auswirken, ebenso wie man nach dem Erwachen nicht mehr träumen kann.
Shankara