Worte Zitate (Seite 49)
Leid der Liebe
Das Leid ist unsrer Liebe Erdenpflicht,
Die Wonne aber ihre Himmelfahrt.
Kennst du dies Golgatha und Ostern nicht?
Hat Gott je deiner Liebe Leid erspart?
Wenn ja – dann sahst du nie ihr Gottgesicht,
Erlebtest nie die tiefe Seligkeit.
Das alte Wort ist wahr: "Durch Nacht zum Licht!"
Die Liebe leidet und liebt selbst ihr Leid.
Paul Ernst Köhler
Hände
Hände gibt's, die weinen, lachen,
arge Hände, gütige Hände,
die uns schlafen, die uns wachen,
die uns werden Lebenswende;
die uns in den Himmel tragen,
die uns in die Hölle führen;
die im Wort, Ton, Stein uns sagen,
was ein Herz von Stein muß rühren;
die uns Gott und Teufel malen.
Alles, alles schaffen Hände:
höchste Wonnen, tiefste Qualen.
… Wer zu deuten sie verstände,
oh! Der wüßte manche Klarheit,
welche ihm nie Lippen sagen,
als geheimnisvolle Wahrheit
sich zum Schutz nach Haus zu...
Karl Ernst Knodt
Damals und jetzt
Ich habe nicht mehr, was ich einmal hatte.
Alle Formen haben sich verschoben.
Worte haben sich aufgelöst.
Nur Hunger ist geblieben.
Jetzt probiere ich nur noch
die dunklen, schweren Roggenbrote,
mit dem süßen Geschmack des vollen Korns meiner Seele.
Dabei werde ich selbst zu feinem Mehl gemahlen,
zwischen den großen Steinen der Mühle,
die ich selbst gewählt habe.
Aber ich habe, als unermeßlichen Schatz,
mein sich entfaltendes Leben.
Erfüllt mit Licht und zur...
Alexandra Kluxen
Liebeslied
Dein Mund, der schön geschweifte,
Dein Lächeln, das mich streifte,
Dein Blick, der mich umarmte,
Dein Schoß, der mich erwarmte,
Dein Arm, der mich umschlungen,
Dein Wort, das mich umsungen,
Dein Haar, darein ich tauchte,
Dein Atem, der mich hauchte,
Dein Herz, das wilde Fohlen,
Die Seele unverhohlen,
Die Füße, welche liefen,
Als meine Lippen riefen –:
Gehört wohl mir, ist alles meins,
Wüßt' nicht, was mir das Liebste wär',
Und gäb nicht Höll' noch Himmel her:
Eines und...
Klabund
Durch all die Jahre, die ich durchgelebt,
Hab eines Bruders Freundschaft ich erstrebt,
Der unsern Freundschaftsbund nicht jählings ende,
Sein Wort nicht bräche, noch sich von mir wende.
Bei wieviel Freunden mußt' ich dann erfahren,
Daß alles eher sie als Brüder waren!
Und ach, wie oft, wie oft ersetzte wieder
Ich solche Brüder dann durch neue Brüder!
Zuletzt, als Jahr für Jahr mir so vergangen,
Sprach ich zu mir: Umsonst ist dein Verlangen.
Bei Gott, so lang noch dauert hier mein Leben,
Will...
Omar Khayyâm
O mag ein Engel Dir die Schrift diktieren
O mag ein Engel Dir die Schrift diktieren,
Daß jedes Wort mir Wonne sei und Lust,
Ein Engel Deine Feder führen,
Ein Zauber drinnen leben unbewußt!
Damit, wenn ich das Siegel löse,
Das Glück sich ungetrübt daraus ergießt,
Und keine Wolke, keine böse,
Mein Geist von Deinem Geiste liest.
Friederike Kempner
Btr. Btr.
Ich mag die nicht, die Texte würzen,
indem sie ständig Worte kürzen
und um mich gnadenlos zu reizen.
permanent mit Lettern geizen.
Ich weiß mich damit nicht allein.
Und darum, soviel Zeit muß sein,
sag ich i.A. u.a. Ade-
von mir aus auch noch mit f.G:
verzieht Euch schnell nach jwd!
Die</em> Gegend wär für mich zet.Be
als einzige ok.
KarlHeinz Karius
Es ist nun einmal so auf dieser Erdenwelt,
Es gibt nur einen starken Hebel, der heißt: Geld!
Wer ihn nicht hat, darf in gedrückten Lagen
Zu deren Hebung auch den Versuch nicht wagen;
Die Tröstung ohne Macht ist eitles Betrügen,
Dem Schwachen ziemts, demütig sich zu fügen;
Es hört sich nichts possierlicher wohl an,
Als kluger Rat von einem armen Mann.
Wer nach dem Wort die Tat nicht auch kann zeigen,
Tut besser dran, bescheiden ganz zu schweigen.
Meschullam ben Kalonymos
Zwei Gräber
Sie liebten sich und mußten, ach, sich meiden!
Im Traum nur durften sie einander sehen,
Im Traume sich ihre Liebe eingestehen,
Denn eine weite Kluft lag zwischen beiden.
Da kam der stille Tod und machte Frieden,
Mit milder Hand versöhnt' er ihre Leiden,
Und während sonst im Tod die Menschen scheiden,
Hat sie der Tod vereinigt noch hienieden.
Sein Grab umklettern blüh'nde Rosenranken
Sie sind vom Hügel sanft hinabgestiegen,
Sich zärtlich an das Immergrün zu schmiegen,
Das ihrem...
Max Kalbeck
Von der Teutschen Sprach
Wann eine Sprache man mit fremden Worten schmücket,
so scheint sie wie ein Weib, die ihr Gesicht geferbt;
wann man es recht besieht, so ist es ganz verderbt,
so ihrer zarten Hautt nur endlich Schaden bringet.
Die teutsche Sprach ist den andern Sprachen gleich,
und weren sie von Wort und Klange noch so reich,
drum laßt uns unsere Sprach in unserer Sprache reden.
Johanna Elisabeth von Baden-Durlach
Seltsame Genossen
Ist das ein seltsamliches Gewander:
Ihr schrittet noch eben vergnügt miteinander
durch Wälder und Wiesen und Sonnenschein,
du siehst dich um – da gehst du allein.
Er blieb zurück am Weggelände,
das Wort auf den Lippen, er sprach's nicht zu Ende;
ein wunderlich Gebaren, und doch
scheint deins verwunderlicher noch.
Ganz ruhig gehst des Weges du weiter,
hast schnell einen andern vergnügten Begleiter,
und fröhlich wieder zieht ihr drein
durch Wälder und Wiesen und...
Wilhelm Jensen
Lied
In allen trüben Stunden,
Die mir die Welt gebracht,
Hab' ich allzeit empfunden
Des alten Wortes Macht:
Ein Saatgefilde ist die Zeit,
Du erntest Lust, du erntest Leid –
Der Tag hat seine Stunden
Und ihre Zeit die Nacht.
Das hab' ich immer feste
Gehalten vor dem Sinn,
Es kam und schwand das Beste
So wie das Schlimmste hin.
Harr' aus nur eine Weile lang,
Bis es erinnernd wiederklang,
Und was da bleibt vom Reste,
Der Rest bleibt doch Gewinn.
Wilhelm Jensen
Nicht?
Mund, der dürstend mir am Munde lag,
Und die Augen halb erschöpft geschlossen,
Füßchen, die ich hob zum Wagenschlag,
Irre Worte, die in eins verflossen,
Nachts in finst'ren Fluren Kuß um Kuß,
Lange Blicke, die wie Fackeln brannten,
Zwischen Tagesanfang und -beschluß
Briefe und Verse, die mir Flammen sandten – –
Komm' nur her und sprich, du liebst mich nicht!
Und hast mondelang um mich geworben,
Mondelang bist du um mich gestorben!
Jetzt her den Blick und sprich: "Du liebst mich nicht!"
Ludwig Jacobowski
Stromab
Stromab! Stromab! Ich steh am Rand
des Ufers mit verhaltnem Weinen,
und eine liebe, liebe Hand
ruht abschiednehmend in der meinen.
Stromab! Stromab! Nun ist's geschehn;
die Welle rauscht, die Segel wallen.
Ein weißes Tüchleich seh ich wehn,
hör einer Stimme Ruf verhallen.
Stromab! Stromab! Zwei Furchen nur
verraten wo das Schiff gezogen;
schon überspülen ihre Spur
die fremden teilnahmlosen Wogen.
O letzter Blick! O letztes Wort!
die heiße Träne rinnt hernieder;
so ziehet Glück und...
Georg Irrgang