Worte Zitate (Seite 36)
O du lebst! Das arme Zimmer
Ist von deinem Schritt erfüllt.
Leicht und lächelnd, lächelnd immer,
Bleibt, dem Raum vertraut, dein Bild.
Samt und Feuer deiner Worte
Schwingen noch, verhallen nicht.
Gold der Töne! Alle Orte
Unserer Stunden sind Gedicht.
Kehre wieder! Ach mein Leben
Mit dem deinen ist verkettet.
Grenzenlos verströmt Vergeben.
So vereint sind wir gerettet.
Trunken sind die Himmel, fühle!
Stern entbrennt! Dich rauscht der Hag!
Niemals treibe uns einst Kühle
In den schattenlosen Tag.
Georg Joachim Zollikofer
Weiß nicht, wo ich steh'
Durch der Liebe Hand,
Nicht, wohin ich geh'
Durch der Liebe Hand.
Wohn' in Bergen wild,
Blut'ge Träne quillt
Immer ungestillt
Durch der Liebe Hand.
Bogen ward ich nun,
Flöte ohne Ruh'n –
Klagen all mein Tun
Durch der Liebe Hand.
Hör mein Jammern an!
Meine Scham vertan,
Gab mein Haupt ich dran
Durch der Liebe Hand.
Will mein Sein hingeben,
Mich zu Ihm begeben,
Nackt und bloß nur leben
Durch der Liebe Hand.
Sieh, was Yunus tut:
Recht ist sein Wort, gut –
Immer weint er...
Yunus Emre
Leer ist der Tag, er geht zu Ende
Leer ist der Tag, er geht zu Ende,
Fort, heißes, unbarmherziges Licht!
Komm, süße Trösterin Nacht und sende
Herauf mir mein liebes Traumgesicht.
Dann seh' ich ihn wieder mit Entzücken,
Den Stern meines Lebens, der mir verblich,
Und ich darf an die sehnende Brust ihn drücken,
Und es träumet mein Herz, er liebte mich.
Seine Hand so warm, seine Lippen so wonnig,
Und er spricht es zu mir, das berückende Wort,
Seine Stirn so klar, sein Auge so sonnig,
Durch alle...
Julius Wolff
Den frohen Mann zum Freunde nimm;
Nicht einen, dem in Gram und Grimm
Der Boden unter'n Füßen brennt,
Wenn andre tanzen; der im Leben
Mit keinem Menschen »Du« sich nennt,
Dem man sich scheut, die Hand zu geben!
Nimm einen, der dir seinen Rat
Nicht aufdrängt, aber Wort und Tat
Am Zügel hat in Ernst und Scherzen,
Der zwar die Weisheit nicht in Pacht,
Jedoch, wenn's gilt, aus seinem Herzen
Auch keine Mördergrube macht.
Julius Wolff
Wer bin ich?
Als ich auf die Erde kam,
war die Welt sehr grau und arm.
Ohne mich gäb's keine Farben,
keine Sonne wär' zu haben.
Es gäbe auch kein Firmament,
kein Leben wäre existent.
Ohne Sonne, Sterne, Mond
wär' die Erde unbewohnt.
Wenn Du fragst, wer ich nun bin,
schaue zu den beiden hin,
die ihr Glück beim Namen nennen,
Küsse, Worte, Herzen brennen.
Menschen werden niemals sterben,
wenn sie lieben hier auf Erden.
Nun weißt Du, wer ich bin.
Ja, liebe!!!
Und alles bekommt einen Sinn. Wer bin...
Jürgen Winkler
Ein rechter Geck ist mehr, als mancher Schulfuchs, wert,
Und man lernt mehr von ihm, als auf der hohen Schule;
Der hustet Wort' und schwitzt vor Weisheit in dem Stuhle,
Weil jener, wenn er tanzt, singt, lachet, spricht und schwört,
Verkehrt, was ansteht, zeigt. Die Weisheit dort besteht
In vielen Worten, hier in einem krausen Zug:
Dort lernt man sich zum Narr'n, hier lachet man sich klug.
Christian Wernike
Sicherheit im Glück
Sag' einem, der erfreut dem Glück im Schooße lieget,
Daß dessen Stille stets die Sicherheit betrüget,
Daß es uns, ehe wir es recht erkannt, verläßt;
Er höret dich nicht mehr, denn junge Hochzeitgäst'
Den Wächter, der des Nachts die Stunden rufet, hören;
Er spottet deiner Gunst und lachet deiner Lehren,
Und alle deine Wort' entführt der schnelle Wind.
Ein Glücklicher ist taub, sowie das Glück ist blind.
Christian Wernike
Schwester
Immer sind die dunkeln Abenteuer
Zwischen uns, wir können oft
Keines der vielen blauen Worte finden,
Die uns geschenkt sind.
Dann, wenn ich die schmalen Krystalle
Meines weißen Traumes Dir bringe,
Häufst Du rötliche Scheiter
Und glühst ein Feuer.
Oder ich möchte mit Abendwind
Deine schmerzliche Lippe kühlen
Und er kommt schwül von den Gärten
Meiner Sehnsucht.
Schwester, immer sind die dunkeln Abenteuer
Zwischen uns, wir können kaum
Unter Schatten erkennen, wie sehr
Wir uns lieben.
Maria Luise Weissmann
Die Übersetzung
In diesem Buch, sprach Rolf, versteh' ich nicht ein Wort,
Drum seid so gut und helft mir doch ein wenig fort.
Da wird euch, sprach ich, wohl die Übersetzung dienen,
Die jüngst davon in Wien erschienen.
Nicht doch, erwidert Rolf, und lacht:
Denn, Freund, die hab' ich selbst gemacht.
Friedrich August Weisshuhn