Wolken Zitate (Seite 6)
Sehnsucht
O, wenn die Sehnsucht Flügel hätte,
Welch weiter, weißer Schwanenzug
Nähm' mit den Wolken um die Wette
In blaue Fernen seinen Flug.
Und wenn in abendroten Gluten
Und goldnem Brand der Himmel ständ' –
Wie schön, wenn durch die Purpurfluten
Mein Sehnen freie Bahnen fänd'.
Nicht mehr gefesselt und gebunden,
Zög' ohne Wunsch und Weh
Das Flügelpaar die Sonnenstunden
Weiß leuchtend über Land und See.
Bis hin zu aller Sehnsucht Ende,
Wo die Erfüllung stolz und groß,
Streckt ihre reichen...
Johanna Marie Lankau
Du Licht, wohin, verglühte Flammenhöhle?
Wohin zieht Wolken, Winde, Wellen ihr?
Du Staub, du Schaum, du Nacht, du Aug', du Seele,
Sprecht, wenn ihr's wisset, wohin ziehen wir?
Zu dir, aus dem sich alle Sonnen lösen,
Zu dem die Nacht, der Tag, der Geist sich drängt,
Du Flut und Rückflut in der Wesen Wesen,
Du Meer des Seins, worein sich Alles senkt.
Alphonse de Lamartine
Gefeit.
Nun mag geschehen was da will,
Ich stehe fest und halte still;
Was kann mich fürder kränken?
Nun bin ich gegen Haß und Neid
Unnahbar durch den Trost gefeit
Daß du mich liebst zu denken.
Wohl kommen Tage trüb und schaal,
Da will kein Freudensonnenstrahl
Die Wolken licht umsäumen.
Doch alle Sorgen, alles Leid
Entgilt mir Nachts die Seeligkeit
Daß du mich liebst zu träumen.
Ob mich die Menschen mißverstehn,
Mein Bestes mir zur Schmach verdrehn
Die Ehre mir zu rauben,...
Wilhelm Jordan
Fang sie!
Auf dem Wipfel eines Waldbaums
saß meine Jugend
und rief: Fang mich, fang mich!
Und ich kletterte und strebte,
sie zu erhaschen;
doch lächelnd schwang sie sich
höher und höher . . .
Von der rosenroten Zinne
eines schwebenden Wölkleins
winkte sie nieder:
Fang mich, fang mich!
Und ich stieg auf einen Berg,
wo die Wolken wohnen,
sie zu haschen.
Doch höher und höher
schwang sie sich.
Aus dem tiefgoldnen Glanz
des Morgensterns
sah ich ihr Antlitz
winkend sich neigen:
Fang mich, fang...
Maria Janitschek
Es war nur ein sonniges Lächeln.
Es war nur ein freundliches Wort.
Doch scheuchte es lastende Wolken
und schwere Gedanken fort.
Es war nur ein warmes Grüßen,
der tröstende Druck einer Hand.
Doch schien's wie die leuchtende Brücke,
die Himmel und Erde verband.
Ein Lächeln kann Schmerzen lindern.
Ein Wort kann von Sorgen befrei'n,
ein Händedruck Sünde verhindern
und Liebe und Glauben erneur'n.
Es kostet dich wenig, zu geben;
Wort, Lächeln und helfende Hand.
doch arm und kalt ist das Leben,
wenn...
Monika Adele Elisabeth Hunnius
Zwischen Gräben und grauen Hecken,
den Rockkragen hoch, die Hände in den Taschen,
schlendre ich durch den frühen Märzmorgen.
Falbes Gras, blinkende Lachen und schwarzes Brachland
so weit ich sehn kann.
Dazwischen,
mitten in den weissen Horizont hinein,
wie erstarrt,
eine Weidenreihe.
Ich bleibe stehn.
Nirgends ein Laut. Noch nirgends Leben.
Nur die Luft und die Landschaft.
Und sonnenlos, wie den Himmel, fühl ich mein Herz!
Plötzlich ein Klang,
Ich starre in die Wolken.
Über mir,...
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Aus weissen Wolken
baut sich ein Schloss.
Spiegelnde Seen, selige Wiesen,
singende Brunnen aus tiefstem Smaragd!
In seinen schimmernden Hallen
wohnen
die alten Götter.
Noch immer,
abends,
wenn die Sonne purpurn sinkt,
glühn seine Gärten,
vor ihren Wundern bebt mein Herz
und lange . . . steh ich.
Sehnsüchtig!
Dann naht die Nacht,
die Luft verlischt,
wie zitterndes Silber blinkt das Meer,
und über die ganze Welt hin
weht ein Duft
wie von Rosen.
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Über die Welt hin ziehn die Wolken,
Grün durch die Wälder
Fließt ihr Licht.
Herz vergiß!
In stiller Sonne
Lebt lindester Zauber,
Unter wehenden Blumen blüht tausend Trost.
Vergiß! Vergiß!
Aus fernem Grund pfeift, horch, ein Vogel ...
Er singt ein Lied.
Das Lied vom Glück!
Vom Glück.
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Wo sind die Stunden
Wo sind die Stunden
Der süßen Zeit,
Da ich zuerst empfunden,
Wie deine Lieblichkeit
Mich dir verbunden?
Sie sind verrauscht, es bleibet doch dabei,
Daß alle Lust vergänglich sei.
Ich schwamm in Freude.
Der Liebe Hand
Spann mir ein Kleid von Seide;
Das Blatt hat sich gewandt,
Ich geh im Leide.
Ich wein jetzund, daß Lieb und Sonnenschein
Stets voller Angst und Wolken sein.
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Einem, der vorübergeht
Du hast mich an Dinge gemahnet,
Die heimlich in mir sind,
Du warst für die Saiten der Seele
Der nächtige flüsternde Wind
Und wie das rätselhafte,
Das Rufen der atmenden Nacht,
Wenn draußen die Wolken gleiten
Und man aus dem Traum erwacht.
Zu blauer weicher Weite
Die enge Nähe schwillt,
Durch Zweige vor dem Monde
Ein leises Zittern quillt.
Hugo von Hofmannsthal