Wolken Zitate (Seite 2)
Träume
Träume kommen und gehen,
mal sind sie fern, mal nah,
nicht immer deutlich zu sehen,
doch oft bewußt und klar.
Ich möchte so vieles noch machen,
viel Schönes erleben und sehen,
will nicht mehr weinen – nur lachen,
und auf der Sonnenseite stehen.
Doch dunkle Wolken hüllen
oft meine Träume ein.
Was wird sich noch erfüllen,
was wird noch möglich sein?
Träume kommen und gehen,
doch meistens sind sie ganz klar,
ich kann sie deutlich sehen,
und hoffe, sie werden wahr.
Edith Tries
Verfall
Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.
Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten
Träum ich nach ihren helleren Geschicken
Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.
So folg ich über Wolken ihren Fahrten.
Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.
Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.
Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,
Indes...
Georg Trakl
Musik im Mirabell
Ein Brunnen singt. Die Wolken stehn
Im klaren Blau die weißen zarten.
Bedächtig stille Menschen gehn
Am Abend durch den alten Garten.
Der Ahnen Marmor ist ergraut
Ein Vogelzug streift in die Weiten.
Ein Faun mit toten Augen schaut
Nach Schatten, die ins Dunkel gleiten.
Das Laub fällt rot vom alten Baum
Und kreist herein durchs offene Fenster.
Ein Feuerschein glüht auf im Raum
Und malet trübe Angstgespenster.
Opaliger Dunst webt über das Gras
Ein Teppich von...
Georg Trakl
Wohin?
Wohin, du rauschender Strom, wohin?
»Hinunter, hinab die Bahn.
Will rasten, weil ich müde bin,
Im stillen Ozean.«
Wohin, du wehender Wind, wohin?
»Weit, weit hinein ins Land.
Will ruhen, weil ich müde bin,
An einer Felsenwand.«
Wohin, du ziehende Wolke, wohin?
»Ich weiß ein dürres Feld!
Dort ward mir, weil ich müde bin,
Ein Ruheplatz bestellt.«
Wohin, du fliehender Vogel, wohin?
»Tief in des Waldes Reich!
Will suchen mir, weil ich müde bin,
Zur Rast einen sicheren Zweig.«
Und du, meine...
Julius Karl Reinhold Sturm
Ein Augenblick tiefen Ahnens
Ich sitze im Garten des Sommers.
hab Blumen um mich und Grün,
der Wind liebkost meine Wangen,
ich sehe die Wolken ziehn.
Kein Lärm durchdringt diesen Frieden
des ruhigen Plätzchens hier,
von drüben nur leise Töne –
das Nachbarkind übt Klavier.
Da rieseln die Blätter der Birke
auf einmal zu mir herab,
und goldene Flammenherzen
bedecken ihr moosiges Grab.
Ein Augenblick tiefen Ahnens
erfüllt meine schmerzende Brust:
der Herbst kommt schon früher als morgen.
Ich hab...
Ingrid Streicher
Noch einmal
Ich möchte den Weg
noch einmal gehen,
der zwischen Felsen
nach oben führte
zu einem Gipfel aus Licht;
Ich möchte die Berge
noch einmal sehen,
die weiten Höhen,
die Sonne,
die durch die Wolken bricht;
ich möchte noch einmal
die Stille erleben,
die mir am Gipfel
so wohlgetan,
in ihrer Tiefe
mich nicht bewegen,
und Glück empfinden –
nur dann und wann!
Ingrid Streicher
Mehr in der Töne Schwellen
Neigt sich die Seele dir;
Höher schlagen die Wellen,
Fluten die Pulse mir.
Fliehen und Wiederfinden,
Wechselnde Melodie!
Laß du die Seele schwinden,
Sterben in Harmonle.
Hörst du den Ruf erklingen,
Rührend dein träumend Ohr?
Weiße blendende Schwingen
Tragen dich wehend empor.
Selig, im Lichte zu schweben
Über den Wolken hoch!
Ließt du das süße Leben,
Kennst du die Erde noch?
Aber zum stillen Grunde
Zieht es hernieder schon;
Heimlich von Mund zu Munde
Wechselt ein...
Theodor Storm
Im Waldgehege
Das braust und stöhnt im Waldgehege,
Es kracht der Baum, die Wolken weh'n;
Ich gehe schweigend meine Wege –
Ich hab's gelernt, im Sturm zu geh'n.
Die Wogen sprüh'n empor, die weißen,
Der See heult und der Nordwind brüllt.
Sturm, willst du mir vom Herzen reißen
Auch noch das Lied, das mich erfüllt?
Ich geb' dir's nicht, – ich preß' die Arme
Um dies gequälte, volle Herz,
Erbarmungsloser Sturm, erbarme
Dich meiner! – Laß mir meinen Schmerz!
Karl Stieler
Nachtgebet
Im Donnern und Blitzen,
Auf Bergesspitzen
Ist Gott der Herr.
Im Sonnenbrüten
In schauernden Blüten,
In Sturmeswüten
Ist der Herr.
In Wolken wohnt er,
Im Frührot thront er,
Im Regen rauscht seine
Gnade durchs Land
Die Erde bannt er,
Das All umspannt er,
Du Unbekannter,
Herr Gott, ich befehl' mich
In deine Hand.
Maurice Reinhold von Stern
Untergang
Die kupferrote Sonne im Versinken
Hängt zwischen Höhlen scharf gezackter Zweige
In harter Glut der strahlenlosen Neige,
Die feuchte Luft scheint allen Glanz zu trinken.
Die grauen Wolken, aufgeschwellt von Regen,
Mit langen Schleppen, die am Boden schleifen,
Und lau umströmt von schwachen Lilastreifen,
Ergießen dünnes Licht auf allen Wegen.
Nur in der Bäume enggedrängten Gruppen,
Die steil wie Inseln aus den grünen Matten
Des Parkes...
Ernst Maria Richard Stadler
Glück
Nun sind vor meines Glückes Stimme
alle Sehnsuchtsvögel weggeflogen.
Ich schaue still den Wolken zu,
die über meinem Fenster in die Bläue jagen –
Sie locken nicht mehr,
mich zu fernen Küsten fortzutragen,
Wie einst, da Sterne, Wind und Sonne
wehrlos mich ins Weite zogen.
In deine Liebe bin ich
wie in einen Mantel eingeschlagen.
Ich fühle deines Herzens Schlag,
der über meinem Herzen zuckt.
Ich steige selig
in die Kammer meines Glückes nieder,
Ganz tief in mir, so wie ein Vogel,
der ins...
Ernst Maria Richard Stadler
Im Sommer
O komm mit mir aus dem Gewühl der Menge,
Aus Rauch und Qualm und tobendem Gedränge,
Zum stillen Wald,
Dort wo die Wipfel sanfte Grüße tauschen,
Und aus der Zweige sanft bewegtem Rauschen
Ein Liedchen schallt.
Dort zu dem Quell, der durch die Felsen gleitet
Und dann zum Teich die klaren Wasser breitet,
Führ ich dich hin.
In seinem Spiegel schau die stolzen Bäume
Und weiße Wolken, die wie sanfte Träume
Vorüberziehn.
Dort laß uns lauschen auf der Quelle Tropfen
Und auf der...
Heinrich Seidel
Lied der alten Spinnerin
Rollend Spinnrad spinnt die Zeit,
Jahre wehn wie Flocken,
Hinter uns, wie liegen weit
Lebenslenz und Locken.
Rollend Spinnrad spinnt die Zeit,
Wolken ziehn wie Jahre,
Stille Träne, vieles Leid
Spinnt uns Silberhaare.
Rollend Spinnrad spinnt die Zeit,
Schnee und Flocken fliegen,
Nur die Arbeit, froh bereit,
Kann dich, Leid, besiegen.
Carl Ludwig Schleich