Winter Zitate (Seite 9)
Die Welt ist allezeit schön
Im Frühling prangt die schöne Welt
In einem fast Smaragden Schein.
Im Sommer gläntzt das reife Feld,
Und scheint dem Golde gleich zu seyn.
Im Herbste sieht man, als Opalen,
Der Bäume bunte Blätter strahlen.
Im Winter schmückt ein Schein, wie Diamant
Und reines Silber, Fluth und Land.
Ja kurtz, wenn wir die Welt aufmercksam sehn,
Ist sie zu allen Zeiten schön.
Barthold Hinrich Brockes
Lieb und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben,
Alles will das Herz umfangen,
Nur Verlangen, nie erlangen.
In dem Spiegel all ihr Bilder
Blicket milder, blicket wilder
Jugend kann doch nichts versäumen
Fort zu träumen, fort zu schäumen.
Frühling soll mit süßen Blicken
Sie entzücken und berücken,
Sommer mich mit Frucht und Myrthen,
Reich bewirten, froh umgürten.
Herbst du sollst mich Haushalt lehren,
Zu entbehren, zu begehren,
Und du Winter lehr mich sterben
Mich verderben,...
Clemens Brentano
Es sucht der echte Weise,
Daß er das Rechte finde:
Jung wird er nicht zum Greise,
Alt wird er nicht zum Kinde!
Der Winter treibt keine Blüte,
Der Sommer treibt kein Eis –
Was früh dein Herz durchglühte,
Das ziemt dir nicht als Greis!
Jung sich enthaltsam preisen,
Alt toll von Sinnen sein,
Wird nie des wahren Weisen
Rat und Beginnen sein!
Friedrich Martin von Bodenstedt
Wie ist doch die Welt so leise
so als stehe alles still
Menschen begeben sich auf die Reise
nichts mehr ist noch laut, noch schrill
Von Ferne klingen Glockenklänge
friedlich wie ein Lobgesang
niemand fühlt mehr diese Enge
wartet hierauf schon so lang
Die Zeit des Friedens ist gekommen
sei’s auch nur für kurze Zeit
hat die Menschheit mitgenommen
in des Winters Ewigkeit.
Roswitha Bloch
Es ist ein bißchen Sonnenschein,
Auf meinen Weg gefallen,
Da hört ich gleich des Glücks Schalmein
Aus allen Himmeln hallen
Und glaubte gleich,
Das Himmelreich,
Das Himmelreich sei mein.
Der Sonnenschein ist weggeglänzt,
Er galt nicht meinem Wege,
Ich habe mich zu früh bekränzt,
Nun kreischt des Grames Säge:
Der Winter naht,
Der Potentat,
Es hat sich ausgelenzt.
Otto Julius Bierbaum
Was nennt ihr Leben?
Das alltägliche Geschäft des Daseins,
Sommer, Herbst und Winter.
Und wieder Frühling kommen sehn,
und wieder die Blumen morgen welken sehn,
die gestern in bunter Frische glühten?
Wenn die Jugend hinweggeschäumt ist,
mit gelieh'ner Glut den trägen Lauf des greisen Blutes zu spornen?
Das wär's allein, was uns die süße Mühe des Atmens wert macht?
Nein, mein Freund, es ist ein anderes.
Es ist der stille Blick,
den wir zurück in's Herz tun
– wenn wir dort ein trauliches...
Michael Beer
Ihr kauft die Kräuter, kauft die Gräser
Für euern kranken Bologneser,
Und pflegt den Liebling mild;
Ihr gebt Schabracken euern Rossen,
Deckt weit und breit mit seinen Schlossen
Der Winter das Gefild!
Euch rührt das Würmlein auf der Erde,
Doch nicht mit flehender Gebärde
Ein trostlos Menschenbild.
Karl Beck
Bahnhof
Er ist abgefahren,
der Zug,
aus dem Gelächter hallt.
Verloren steh'n wir
am leeren Bahnhof,
seh'n ihm nach.
Zu uns'ren Füßen
raschelt Laub,
das schon den Winter ruft.
Von fern die Weise
eines Leiermanns.
Ich dreh mich um,
nehm' meine Koffer
voll Erinnerung,
gehe davon,
dem Leben zu.
Margot S. Baumann
Vom Kirschbaum
Ist alles ganz kahl und still,
nicht mal im Grase sich's regen will,
steht alles geduckt,
klappert im Frost und muckt
mit dem Winter. Der putzt es mit Rauhreif auf,
aber keines gibt was drauf.
Doch im Garten
sagt einer: Ich kann warten.
Ist jemand, du kennst ihn wieder kaum,
so dünn ist er worden: der Kirschenbaum.
Schläft er nicht?
Trau einer dem Wicht!
Heute mittag um eins
gab's mal ein Pröbchen Sonnenscheins:
Darin - ich habe
das deutlich gesehn -
mit seinen...
Ferdinand Ernst Albert Avenarius
Liebesnähe
Lieb' sei ferne,
Ist doch immer da,
Gleich dem Licht der Sterne
Ewig fern und nah.
Schließt Gedanken
Wohl ein Kerker ein?
Glück und Stunden wanken,
Das Gefühl ist mein.
Leuchte, Sonne!
Wandle, frommer Mond!
Meines Busens Wonne
Hoch mit Göttern thront.
Frühling, scheine!
Winter, stürme kalt!
In der Brust dies eine
Nimmer wird es alt.
Holde Treue,
Weiß und engelrein!
Wie des Himmels Bläue
Bleibt dein lichter Schein.
Sei denn ferne
Liebe, sei sie nah,
Gleich dem...
Ernst Moritz Arndt
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Wie treu sind deine Blätter.
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
Nein auch im Winter wenn es schneit.
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Wie grün sind deine Blätter!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen!
Wie oft hat schon zur Winterszeit
Ein Baum von dir mich hoch erfreut!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Du kannst mir sehr gefallen!
O Tannenbaum, O Tannenbaum,
Dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
Gibt Mut und Kraft zu jeder...
Ernst Gebhard Salomon Anschütz
Beziehungen
Es gibt Beziehungen,
die sind wie
schöne, frische Frühlingsblumen.
Hast du schon mal versucht,
eine Tulpe zu pressen?
Sie verliert Farbe und Form,
wird ausdruckslos und trocken.
Und es gibt Beziehungen,
die sind wie
Gräser.
Gräser halten sich auch
im Winter, und wenn man sie
richtig betrachtet,
sind sie wunderschön.
Kristiane Allert-Wybranietz
Die Grille und die Ameise
Die Grille, die den Sommer lang
zirpt’ und sang,
litt, da nun der Winter droht’,
harte Zeit und bittre Not:
Nicht das kleinste Würmchen nur,
und von Fliegen keine Spur!
Und vor Hunger weinend leise,
schlich sie zur Nachbarin Ameise,
fleht' sie an, in ihrer Not
ihr zu leihn ein Stückchen Brot,
bis der Sommer wiederkehre.
"Hör",sprach sie, "auf Grillenehre,
vor der Ernte noch bezahl'
Zins ich dir und Kapital."
Die Ameise, die, wie manche lieben
Leute, das Verleihen...
Aesop