Wind Zitate (Seite 8)
Der Sommermittag lastet auf den weißen
Terrassen und den schlanken Marmortreppen
die Gitter und die goldnen Kuppeln gleißen
leis knirscht der Kies. Vom müden Garten schleppen
sich Rosendüfte her – wo längs der Hecken
der schlaffe Wind entschlief in roten Matten
und geisternd strahlen zwischen Laubverstecken
die Götterbilder über laue Schatten.
Die Efeulauben flimmern. Schwäne wiegen
und spiegeln sich in grundlos grünen Weihern
und große fremde Sonnenfalter fliegen
traumhaft und...
Ernst Maria Richard Stadler
Glück
Nun sind vor meines Glückes Stimme
alle Sehnsuchtsvögel weggeflogen.
Ich schaue still den Wolken zu,
die über meinem Fenster in die Bläue jagen –
Sie locken nicht mehr,
mich zu fernen Küsten fortzutragen,
Wie einst, da Sterne, Wind und Sonne
wehrlos mich ins Weite zogen.
In deine Liebe bin ich
wie in einen Mantel eingeschlagen.
Ich fühle deines Herzens Schlag,
der über meinem Herzen zuckt.
Ich steige selig
in die Kammer meines Glückes nieder,
Ganz tief in mir, so wie ein Vogel,
der ins...
Ernst Maria Richard Stadler
Schwerer Abend
Die Tore aller Himmel stehen hoch dem Dunkel offen,
Das lautlos einströmt, wie in bodenlosen Trichter
Land niederreißend. Schatten treten dichter
Aus lockren Poren nachtgefüllter Schollen.
Die Pappeln, die noch kaum von Sonne troffen,
Sind stumpf wie schwarze Kreuzesstämme übers Land geschlagen.
Die Acker wachsen grau und drohend - Ebenen trüber Schlacke.
Nacht wirbelt aus den Wolkengruben, über die die Stöße rollen
Schon kühler Winde, und im dämmrigen Gezacke
Hellgrüner...
Ernst Maria Richard Stadler
Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?
Holdseliger und milder noch bist du:
Durch Maienknöspchen rauhe Winde streichen,
Des Sommers Frist geht raschem Ende zu.
Oft glüht des Himmels Auge gar zu heiß,
Oft zeigt sein goldner Glanz des Dunkels Spur,
Das Schöne weicht oft aus der Schönheit Gleis
Durch Zufall oder Wandel der Natur.
Doch nimmer schwindet deines Sommers Pracht,
Und was du Holdes hast, wird ewig weilen;
Du wirst nicht wandeln in des Todes Nacht,
Wenn du verewigt bist in ewgen...
William Shakespeare
Nachklang
Lang' schwebt ein Duft noch um die Stelle,
Wo einst ein Wohlgeruch geruht –
Lang woget noch des Meeres Welle
Wenn sich gelegt des Windes Wut.
Noch fühl ich um die Lippen schweben
Den Hauch von deiner Küsse Glut!
Noch will sich nicht zufrieden geben –
Was du so wild bewegt – mein Blut!
Heinrich Seidel
Schmetterlingslied
Es blühen die Blumen in buntem Schein;
Sie laden zum Flattern und Kosen uns ein!
So lieblich ihr Duft!
So linde die Luft!
Vergessen ist gestern,
Und morgen ist weit!
Laßt heut uns genießen
Die goldene Zeit!
Es duften die Blumen und blühen so bunt,
Und jede Blüth' ist ein rosiger Mund!
Wir flattern im Wind
Und küssen geschwind!
Vergessen ist gestern,
Und morgen ist weit!
Laßt heut uns genießen
Die goldene Zeit!
Heinrich Seidel
Frühling
Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!"
Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!"
Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und...
Heinrich Seidel
Frühlingsbote
Der Frühling weiß zu finden
Mich tief in Stadt und Stein,
Gießt mir ins Herz den linden
Fröhlichen Hoffnungsschein.
Manch' grüne Wipfel lauschen
Zwischen den Dächern vor,
Ein Lerchenklang durch's Rauschen
Der Stadt schlägt am mein Ohr.
Ein Schmetterling als Bote
Flattert im Wind vorbei,
Hinschwebend über das todte
Steinerne Einerlei.
Heinrich Seidel
Sing
Sing, wenn Du kannst, sing laut und schön,
wie Du es magst, so gut wir können,
verzweifelt, verloren, irre umher,
das neuentdeckte Land.
Stiehl die Herzen und schwebe dahin,
suche die Ferne, das Unbekannte,
sind Wanderpilger, wie Spreu im Wind,
eilen der Unschuld davon.
Von Gott verlassen, aller Augen entrückt
haben Hiobs Post versteckt.
Doch sing, wenn Du kannst,
laut und schön,
so wie Du es wagst.
Ladore de Schygall
Sonntag, Sonntag!
Sonntag, Sonntag! horch, der Glocken
Lieblich lockender Ton erschallt!
Wie sie dich zur Kirche locken,
Locken sie mich in den Wald.
Wie verschieden die Wege scheinen,
Einem Ziel doch streben sie zu;
Denn den Ewigen, Einzig-Einen
Suchen wir beide, ich und du.
Gar verschiedene Wege sind es,
Doch sie führen zu einem Ziel:
Mir erscheint er im Säuseln des Windes,
Dir im wogenden Orgelspiel.
Adolf Schults
In meinem Garten,
steht ein Baum,
in dem der Mond,
wie eine
Laterne leuchtet.
In meinem Garten,
steht ein Baum,
in dessen Zweigen,
tausend
Stimmen blüh'n.
In meinem Garten
steht ein Baum,
an dessen Ästen,
der Wind
seine Nester baut.
In meinem Garten,
steht ein Baum,
an dem
eine Schauckel
hängt.
Manfred Schröder
Ich bin... .
Ich bin.
Ich habe
die Welt verändert.
Der Wind faucht
mir ins Gesicht.
Ich fauche zurück.
Ich habe
die Welt verändert.
Weltenbrand
stürzt auf mich ein.
Doch ich bleibe standhaft,
wie der tapfere Zinnsoldat.
In lodernen Flammen
werde ich zur Asche.
Ich habe
die Welt verändert.
Ich war.
Ich habe
die Welt verändert.
Manfred Schröder