Wind Zitate (Seite 5)
Winter am Meer
Es ist Winter am Meer.
Eiskalt ist der Wind,
der mein Herz durchdringt.
Die Liebe zu Dir hat in mir
ein Feuer entfacht,
das mein Herz zum Glühen gebracht.
Der Schnee fällt auf den gefrorenen Sand
und in meiner Hand halte ich Deinen Brief,
der in meiner Seele tiefe Narben hinterließ.
Ich höre Deine Stimme und sehe Dein Gesicht,
bitte sag mir, wo Du bist.
Ohne Dich wird mein Leben nie mehr das sein,
was es war.
Die Sonne ist fort, das Licht ist nicht mehr da.
Jürgen Winkler
Liederschmuck
Mein Herz ist von der Liebe
Zur Liebsten so erfüllt,
Daß sie in tausend Tropfen
Darüber strömt und quillt.
Und jeder dieser Tropfen
Glänzt wie ein Edelstein,
Und all' die tausend Tropfen
Die fange ich mir ein.
Und füge sie zusammen
Zu einem dichten Kranz,
Um meiner Liebsten Stirne
Wind' ich den lichten Glanz.
Daß rings die Erde lachet,
Wenn sie vorübergeht,
Und alles steht und staunet;
"Seht die Holdselige, seht!
Das ist gewiß 'ne Fürstin,
Von Ländern reich und hehr?"
Nein,...
Ernst von Wildenbruch
Ein Lächeln für morgen
Wenn die Tage grau und leer sind
und selbst der Wind in Stille schweigt...
Wenn die Tränen lautlos fließen
und Augen keine Farben sehen...
Wenn Gedanken immer tiefer fallen
und Spiegelbilder nur noch schrecken...
…lege ich ein Lächeln in mein Herz
und hoffe, es morgen dort zu finden.
Damaris Wieser
Wiener Art
Am echten Wiener ist fürwahr nichts kantig,
Ja manchem dünkt sein Wesen schier zu weich.
Was andre grämt, macht ihn ein bißchen "grantig"
Und raschem Poltern folgt sein Lachen gleich.
Doch mag ihn auch ein leichter Wind schon biegen,
Der stärkste Sturm wird ihn nicht unterkriegen!
Albrecht Graf Wickenburg
Philosophische Poesie
In allen Dingen walten drei Potenzen,
Unendlich, endlich, ewig sind die Namen,
Woraus das All besteht auf Ja und Amen,
Als Indifferenz der Differenzen.
Vor G- macht die gehör'gen Reverenzen,
Denn Er, das große A, ist ja der Samen,
Daraus so schöne Redensarten kamen,
Contractions-Expansions-Tendenzen.
Doch nicht nur oben in der Sphären Läufen
Will die Identität sich offenbaren,
Dem Organismus auch kömmt was zu Gute.
Und daß wir Licht und Schwerkraft ganz...
Karl Friedrich Gottlob Wetzel
Sicherheit im Glück
Sag' einem, der erfreut dem Glück im Schooße lieget,
Daß dessen Stille stets die Sicherheit betrüget,
Daß es uns, ehe wir es recht erkannt, verläßt;
Er höret dich nicht mehr, denn junge Hochzeitgäst'
Den Wächter, der des Nachts die Stunden rufet, hören;
Er spottet deiner Gunst und lachet deiner Lehren,
Und alle deine Wort' entführt der schnelle Wind.
Ein Glücklicher ist taub, sowie das Glück ist blind.
Christian Wernike
Ich sah dich an...
Ich sah dich an, o daß ich dich
Niemals gesehn, nun bin ich blind,
Nun bist du groß, nun führst du mich
Ein irres Kind.
Und wo das Haus, das sichre Haus
Mir einst im Wind geborgen stand,
Da zieh ich aus, da zieh ich aus
In Niemands Land.
Und wo ich bleib und wo ich steh,
Wächst Schierling süß und duftet wund,
Umhaucht mich schwer, bespricht mich weh
Dein liebster Mund.
Wohin ich geh, wohin ich treib,
Traum treibt mich um, nie mehr erwacht
Die trübe Seel, der arme Leib
Aus...
Maria Luise Weissmann
Das Mädchen spricht
Es spürt mich Einer in allem Rosenduft,
Ahne ich manchmal. Und er sucht mich auch
In Fliederblüten und den blauen Glocken.
Aber ich weiß mich selber nicht.
Ich will ihm gerne beide Hände reichen;
Nur meine Glieder sind so unbeschwert,
Daß ich mir immer wie ein Wind entgleite.
Ich glaube, daß ich noch nicht geboren bin.
Maria Luise Weissmann
Der Einsiedler
Er hatte seit Jahren nicht mehr gesät
Verstreut noch reifte ihm das Getreide
Zuletzt ließ er den Hafer ungemäht
Sein Pferd verlor sich auf der Weide.
Er brach eine Zeit noch Beeren vom Ast
Als müßte er einen Hunger stillen
Dann vergaß er auch diese letzte Last
Um seiner tieferen Ruhe willen.
Er saß vor der Hütte bei Tag und Nacht
Die Hütte verfiel in Wind und Regen
Allmählich wuchsen die Gräser sacht
Seinen Füßen und Knien...
Maria Luise Weissmann
Chor der Nixen
Ihr glücklichen Kinder
Schlürft das Vergnügen;
Bald wird es versiegen;
Ein langer Winter
Rafft es dahin.
Euer Sinn
Schaut nicht vorwärts,
Schaut nicht zurück.
Vergängliches küßt ihr,
Sorglos genießt ihr
Den Augenblick.
Wir können nicht lieben;
Von Wind und Wellen
Umhergetrieben,
Bis wir zerschellen,
Ward uns als Leben
Nicht mehr gegeben
Als euch im Traum.
Wunschlos entstehen wir,
Wunschlos vergehen wir
Wieder zu Schaum.
Frank Wedekind
Zu spät
Sie haben dich fortgetragen,
Ich kann es dir nicht mehr sagen,
Wie oft ich bei Tag und Nacht
Dein gedacht,
Dein und was ich dir angetan
Auf dunkler Jugendbahn.
Ich habe gezaudert, versäumet,
Hab' immer von Frist geträumet;
Über den Hügel der Wind nun weht:
Es ist zu spät.
Friedrich Theodor von Vischer
Vom Mondenschein ist
Der Wald so blass.
Im ganzen Hain ist
Ein Flüstern, das
Vom Laubdach tönte:
O Vielersehnte!
Im tiefen Teiche
Bespiegeln lind
Sich schwarze Sträuche,
Es weint der Wind
In Weidenbäumen . . .
Zeit ist zu träumen.
Ein zartes Schweigen
Scheint sanft und rein
Herabzusteigen
Vom Dämmerschein
Der Sternenrunde . . .
Das ist die Stunde.
(Übersetzung Graf Wolf von Kalckreuth)
Paul Verlaine
Herbstlied
In Seufzerlauten
schluchzen die Lauten
des Herbstes her,
verwunden mein Herz
mit dumpfem Schmerz
eintönig, schwer.
So fahl drückt die Runde,
als ob meine Stunde
schlagen will;
ich denke zurück
an verlorenes Glück
und weine still.
Und ich irre blind
im wilden Wind ...
er treibt mich matt
hin und her
wie im Sturmesmeer
ein welkes Blatt.
(übersetzt von Franz Evers)
Paul Verlaine
Die Nacht
Du verstörst uns nicht, o Nacht!
Sieh! wir trinken im Gebüsche;
Und ein kühler Winde erwacht,
Daß er unsern Wein erfrische.
Mutter holder Dunkelheit,
Nacht! Vertraute süßer Sorgen,
Die betrogner Wachsamkeit
Viele Küsse schon verborgen!
Dir allein sei mitbewußt,
Welch Vergnügen mich berausche,
Wann ich an geliebter Brust
Unter Tau und Blumen lausche!
Murmelt ihr, wann alles ruht,
Murmelt, sanftbewegte Bäume,
Bei dem Sprudeln heischrer Flut
Mich in wollustvolle Träume.
Johann Peter Uz