Willen Zitate (Seite 7)
Der Mensch fiel von Gott ab, die Sterne nicht,
Drum ist in Sternen Wahrheit, im Gestein,
In Pflanze, Tier und Baum, im Menschen nicht.
Und wer's verstünde still zu sein wie sie,
Gelehrig fromm, den eignen Willen meisternd,
Ein aufgespannhtes, demutsvolles Ohr,
Ihm würde leicht ein Wort der Wahrheit kund,
Das durch die Welten geht aus Gottes Mund.
Franz Grillparzer
Staatsvisite
Heut hab ich eine alte Freundin besucht,
Mit der ich einst jung gewesen,
Wir haben des Schicksals Runen gebucht,
In vergilbten Blättern gelesen.
Dann sagten wir weiter – dies und das –
Von dem eigenen und fremden Willen,
Und ich sprach: "Ich sehe nicht ohne Glas!"
So griffen wir dann zu den Brillen!
Das Wiedersehn, glaub ich, das wir begehn
Und das wir soeben gefeiert,
Es ward nicht getrübt, weil schlechter wir sehn:
Nur durch verhaltene Tränen verschleiert!
Alfred Friedmann
Zorn
Beschüttet mich mir eurem Haß und Spotte
Und scheltet und verdammt: ich trag' es gern;
Doch meiner Seele Heiligtum und ihrem Gotte,
Unfreundliche Bedränger, bleibet fern!
Ja, raubt sie mir, des Lebens schönste Stunden,
Zerstört, was ihr nicht kennt: ein heißes Glück;
Jedoch vor dem, was ich so wahr empfunden,
Verstummt und weicht gesenkten Blicks zurück!
Ich will sie freudig tragen, all die Schrecken,
Die mir gescheh'n nach eures Willen Lauf,
Doch wagt ihr's, lästernd meinen Zorn zu...
Therese Dahn
Seelengeheimnis
Was tief im Grund sich birgt,
Keiner kann's künden,
Was heimlich Großes wirkt,
Wer will's ergründen?
Dir selber unbewußt
Liegt es verschleiert,
Bis es in tiefster Brust
Auferstehen feiert.
Kommt wie der Dieb so sacht,
Hebt sich zum Leben.
Fühlst es um Mitternacht
Rätselvoll weben.
Dann wird voll Graun dir klar
Dein innres Wesen,
Daß fremd du immerdar
Dir selbst gewesen.
Daß etwas in dir ist
Und lebt im stillen,
Was einzig Richtschnur ist
Für deinen Willen,
Daß frei wir keine...
Carl Hermann Busse
Nicht veraltet ist der Alte!
Manche Narbe, manche Falte
Schrieb die Zeit in ihren Grillen,
Wider des Bewohners Willen,
Oft mit schwerer Hand
An die äußre Wand.
In dem Innern stört den Alten
Nicht der Polygraphin Walten!
Keine Reue soll ihm wehren,
Froh den letzten Kelch zu leeren,
Den die Liebe kränzt,
Hoffnung ihm kredenzt!
Joachim Dietrich Brandis