Wille Zitate (Seite 78)
Bekenntnis
Ich bin ein unglückselig Rohr:
Gefühle und Gedanken
Seh' rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind, ich schwanken.
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt' ich um des Glaubens Brot,
Daß morgen ich's zertrete.
Bald ist's im Herzen kirchenstill,
Bald schäumt's wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will, –
Es ist ein kläglich Leben!
Dich ruf' ich, der das Kleinste du
In deinen Schutz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und...
Theodor Fontane
Aus der Ferne
diesen Wunsch:
Glückliche Sterne
und guten Punsch!
Jene für immer,
diesen für heut-
und nimm nichts schlimmer
als Gott es beut.
Raffe dich, sammle dich,
eins, zwei, drei,
und verrammle dich
gegen Hirnschlepperei.
Brich, was nicht halten will,
brich es entzwei!
Aber hältst du still -
ist es vorbei.
Theodor Fontane
An seine Boten
Geht, ihr meine Tränen, geht
und erweichet der ihr Herze,
die wie eine Klippe steht,
unbewegt von meinem Schmerze,
die das, was mein Herze bricht,
sieht und wills doch sehen nicht!
Fliegt, ihr meine Seufzer ihr,
nehmet eure Kraft zusammen!
Blaset, wie ihr tut bei mir,
auf bei ihr die Liebesflammen,
dass sie, wenn sie sieht auf mich,
lichter lohe brenn' als ich!
Meine Boten, so fahrt hin,
schafft mir Rat, so viel ihr könnet,
und vergnüget meinen Sinn,
der sich selbsten kaum...
Paul Fleming (Flemming)
Februarschnee
Februarschnee
tut nicht mehr weh,
denn der März ist in der Näh!
aber im März
hüte das Herz,
daß es zu früh nicht knospen will!
warte, warte und sei still!
Und wär der sonnigste Sonnenschein,
und wär es noch so grün auf Erden,
warte, warte und sei still :
es muß erst April gewesen sein,
bevor es Mai kann werden!
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Versuch's nur weiter!
Weil dir ein goldener Traum zerronnen,
was hast du drum für herbe Qual?!
Es ist doch nicht das erstemal,
daß dich enttäuscht, was du begonnen!
Den Kopf hoch! Auf! Wozu verzagen
kleingläubig gleich und hoffnungslos?!
Dein Mut schien doch so riesengroß,
das Letzte selber kühn zu wagen!
Versuch's nur weiter! Ohne Bangen!
Und senke schweigend nicht das Haupt!
Wer will und an sein Können glaubt,
wird immer an sein Ziel gelangen.
Cäsar Otto Hugo Flaischlen
Den liebsten bulen den ich han
Den liebsten bulen den ich han
der leit beim wirt im keller,
er hat ein hölzens röcklein an
und heist der Muscateller;
er hat mich recht trunken gmacht
und fröhlich heut den ganzen tag,
gott geb ihm heint eine gute nacht!
Von diesen bulen den ich mein
will ich dir bald eines bringen,
es ist der allerbeste wein,
macht mich lustig zu singen,
frischt mir das blut, gibt freien mut,
als durch seine kraft und eigenschaft,
ein grüß dich gott, mein rebensaft!
Johann Friedrich Fischart
Lob der Weine
Man sagt wohl: in dem Maien,
Da sind die Brünnlein g'sund –
Ich glaub's nit, bei mein Treuen,
Es schwenkt ei'm nur den Mund
Und tut im Magen schweben,
Drum will mir's auch nicht ein:
Ich lob die edlen Reben,
Die bring'n uns guten Wein.
Nun sei mir gottwillkommen,
Du edler Rebensaft!
Ich hab gar wohl vernommen,
Du bringst mir süße Kraft,
Läßt mir mein G'müt nicht sinken
Und stärkst das Herze mein –
Drum wollen wir dich trinken
Und alle fröhlich sein!
Johann Friedrich Fischart
Ein Lächeln, dem Trübsinn entsprungen,
Wo alle nach Glücksrausch begehren...
Ihr Töne, so lieblich erklungen, –
Kein zweites Mal werd ich euch hören!
Die Geigen, die klagend verklangen:
Was ließen das Herz sie erbeben,
Als wollte mir jäh, was vergangen,
Sein Lächeln, vertraut scheint es, geben?
Was führt es so traurig-gelassen,
So zart in sein farbschönes Reich,
Will zärtlich das Herz es umfassen
Und bittet so rührend, so weich?
Afanassi Afanassjewitsch Fet
Ehrlichkeit
Natürlich
will ich dir gefallen.
Aber es ist nicht
meine Aufgabe, bei dir
immer nur Gefallen
zu finden.
Meine Aufgabe
liegt vielmehr darin,
in meinen Gedanken und Worten,
meinen Gefühlen
und meinem Umgang mit dir,
ehrlich zu sein.
Ich hoffe trotzdem,
daß du Gefallen findest
an meinem ehrlichen Bemühen.
Ernst Ferstl