Wille Zitate (Seite 70)
Gruß der Sonne
Aus den braunen Schollen
Springt die Saat empor,
Grüne Knospen rollen
Tausendfach hervor.
Und es ruft die Sonne:
»Fort den blassen Schein!
Wieder will ich Wonne,
Glut und Leben sein!
Wieder wohlig zittern
Auf dem blauen Meer,
Oder zu Gewittern
Führen das Wolkenheer!
In den Frühlingsregen
Sieben Farben streun
Und auf Weg und Stegen
Meinen goldnen Schein!«
Gottfried Keller
Eine Sehnsucht sitzt im Herzen,
ich weiß nicht, wohin sie will.
Flieht sie zum Himmel, bleibt sie auf Erden?
Ich liege und halte still.
Sucht sie des Grabes Ruh oder das Leben?
Ich fühl's, sie läßt sich nicht stillen,
es ist eine Sehnsucht auf eigene Hand,
nur um der Sehnsucht willen.
Erik Axel Karlfeldt
Ziehst du, süßestes Gefühl
Ziehst du, süßestes Gefühl
Der Müdigkeit in mein verwundetes Herz,
legst tröstlich deine mildernde Hand
auf mein Leid, auf mein innres Gewühl,
nimmst mich aus meinem Schmerz
in dein fernes heiliges Land.
Deine Hand küß ich in Ergriffenheit,
ich bin so wund, ich will schlafen,
meine Trauer nimmst du im Schlafen, liebe Müdigkeit.
Schon neigen sich ferne Gesichte
ernst geschlossenen Augen,
Die Nacht kommt in ihrem Lichte.
Eugen von Kahler
Großes Kind
Wann ich im Herzen glücklich war,
O Freunde, heute früh.
Ich schnitt mir ab ein Weidenpaar
Und nachher schält' ich sie.
Und warf stillachend Stab um Stab
Weit in den Rauschebach,
Und ging dem flinken Auf und Ab
Zerschäumter Wellen nach.
Und lief auch beinah so geschwind
Als wie mein Ästepaar,
Als wär' ich noch ein kleines Kind,
Nicht große dreißg Jahr.
Das, Freunde, will ich euch gesteh'n,
Gab Früh- und Frohgefühl.
Ich habe Menschen nicht geseh'n,
Drum ward ich Kind im Spiel.
Ludwig Jacobowski
Armes Mädchen
Ein Bissen Brot,
Ein Stückchen Wurst,
Ein Glas voll Wasser
Für den Durst,
Ein Teller mit
Geblümtem Rand,
Und ich davor, so
Hand in Hand …
Mein Blick geht leer
Darüber hin.
Mir will es gar nicht
Aus dem Sinn,
Daß du mich gestern
Hast geküßt
Und heut' schon bei der
Andern bist.
Der Abend kommt.
Ich spar das Licht.
Zum bißchen Essen
Brauch' ich's nicht.
Und wie es schmeckt,
Es ist ja gleich,
Ist doch vor lauter
Thränen weich …
Ludwig Jacobowski
Nach Hause
Das macht die Sommernacht so schwer:
Die Sehnsucht kommt und setzt sich her
und streichelt mir die Wange.
Man hat so wunderlichen Sinn;
man will wohin, weiß nicht wohin,
und steht und guckt sich bange.
Wonach?
Die Fackel in der Hand,
so weist die Sehnsucht weit ins Land,
wo tausend Wege münden.
Ach! einen möchte ich schon geh'n,
»Nach Hause!« müßte drüber steh'n. –
O Herz, nun geh' ihn finden!
Ludwig Jacobowski
Human-Wetterregel:
Kalte Nebel drohen feucht,
Sonne lässt sich kaum noch sehen,
das was Dir jetzt unschön deucht,
ist jedoch wie vorher schön.
Lass Dir die Laune nicht vermiesen,
von kalter Nässe bange machen,
auch wenn ringsum die Leute niesen,
gibt es immer was zum Lachen.
Nimm den Humor der Dich umgibt,
und sei vergnügt mal laut mal still,
ein Muss</em> ...dass man das Leben liebt,
man ist stets, was man sein will!
Bertram Jacobi
Rose, wie bist du reizend und mild!
Du bist der Unschuld liebliches Bild.
Rose, du trinkest himmlischen Tau,
schmückest den Busen, Garten und Au.
Du, die zur Gabe ich mir erkor,
lächelst aus Dornen freundlich hervor.
Sendest noch sterbend Düfte uns zu
Rose, du Holde!
Leben und sterben will ich wie du.
Johann Jakob Ihle
Eins fehlt! Erst Wille, ernst und echt,
Löscht des Gesetzes Durst nach Recht.
Erst mußt du wollen, und nicht nur
Des Möglichen gemeine Spur,
Nicht nur die Summe von Beschwerd'
Und Müh', die eine Tat begehrt.
Nein, wollen muß dein föhlicher Mut
Durch aller Schrecken Flut und Glut.
Das ist kein Martertum, in Wehn
Am Pfahl des Kreuzes zu vergehn. –
Zu wollen diesen Kreuzestod,
Zu wollen diese Seelenqual,
Zu wollen diese Fleischesnot:
Erst das stellt dich zur Königswahl.
Henrik Ibsen
Konfusionen
Deutschland sucht den Superstar
und alles in die Glotze sieht.
Vier sind weiter - wunderbar!
Columbia im All verglüht....
Werbespots und Jauch'sches Quiz,
dazwischen kurzer Urnengang.
Irakkrieg, ist er auch gewiß,
macht hier wirklich keinen bang.
Solange nur der Raab noch sendet
seinen Schwachsinn uns ins Haus.
Wenn die Politik sich wendet,
was macht uns denn das schon aus?
Gummikanzler will jetzt singen
für uns künftig beim Grand-Prix.
Volkeslieder laut erklingen -
Sinn und...
Sigrun Hopfensperger
Maylied
Der Schnee zerrinnt,
Der May beginnt,
Die Blüthen keimen
Den Gartenbäumen,
Und Vogelschall
Tönt überall.
Pflückt einen Kranz,
Und haltet Tanz
Auf grünen Auen,
Ihr schönen Frauen,
Pflückt einen Kranz,
Und haltet Tanz.
Wer weiß, wie bald
Die Glocke schallt,
Da wir des Mayen
Uns nicht mehr freuen,
Wer weiß, wie bald
Sie, leider, schallt.
Drum werdet froh,
Gott will es so,
Der uns das Leben
Zur Lust gegeben,
Genießt der Zeit,
Die Gott verleyht.
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Freude
Durch Freude winkt auf allen Wegen,
Die durch dies Pilgerleben gehn;
Sie bringt uns selbst den Kranz entgegen,
Wann wir am Scheidewege stehn.
O, wunderschön ist Gottes Erde,
Und wert, darauf vergnügt zu sein;
Drum will ich, bis ich Asche werde,
Mich dieser schönen Erde freun!
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Wer wollte sich mit Grillen plagen,
So lang uns Lenz und Jugend blühn?
Wer wollt’ in seinen Blütentagen
Die Stirn in düstre Falten ziehn?
Wie wunderschön ist Gottes Erde
Und wert, darauf vergnügt zu sein;
Drum will ich, bis ich Asche werde,
Mich dieser schönen Erde freun.
Ludwig Heinrich Christoph Hölty