Wert Zitate (Seite 12)
Daß oft die allerbesten Gaben
Die wenigsten Bewund'rer haben,
Und daß der größte Teil der Welt
Das Schlechte für das Gute hält;
Dies Übel sieht man alle Tage.
Jedoch, wie wehrt man dieser Pest?
Ich zweifle, daß sich diese Plage
Aus unsrer Welt verdrängen läßt.
Ein einzig Mittel ist auf Erden,
Allein es ist unendlich schwer:
Die Narren müssen weise werden;
Und seht! sie werden's nimmermehr.
Nie kennen sie den Wert der Dinge.
Ihr Auge schließt, nicht ihr Verstand:
Sie loben ewig das...
Christian Fürchtegott Gellert
Leben –
höchster Wert
der Menschenkinder,
haltet fest daran –
ungeborenes, krankes, altes –
haltet fest daran!
Laßt euch nicht von Diesseitsmenschen,
diesen irrenden Propheten,
wirren Köpfen, argen Tröpfen,
eine falsche Lehr' aufschwätzen.
Wären diese ungeborn,
wär' der Menschheit nichts verlorn?
Carl Peter Fröhling
Man mag den freien Menschen
fesseln, knebeln, quälen.
Solang noch Geist und Herz
ihn seinen Wert empfinden
und einen höhern Sinn,
ein letztes Ziel des Lebens ahnen lassen,
wird er sich nicht verloren geben
und dankbar sein für jeden Tag,
da ihm ein inneres Licht
noch Kraft und Weisung gibt.
Carl Peter Fröhling
O trübe diese Tage nicht
O trübe diese Tage nicht,
Sie sind der letzte Sonnenschein,
Wie lange, und es lischt das Licht
Und unser Winter bricht herein.
Dies ist die Zeit, wo jeder Tag
Viel Tage gilt in seinem Wert,
Weil man's nicht mehr erhoffen mag,
Dass so die Stunde wiederkehrt.
Die Flut des Lebens ist dahin,
Es ebbt in seinem Stolz und Reiz,
Und sieh, es schleicht in unsern Sinn
Ein banger, nie gekannter Geiz;
Ein süßer Geiz, der Stunden zählt
Und jede prüft auf ihren Glanz,
O sorge, daß...
Theodor Fontane
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
Wenn auch die Welt ihr Liebstes
Und Bestes bald vergißt.
Ich sing es hell und ruf es laut:
Mein Vaterland ist meine Braut.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Dein denk' ich allezeit;
Ich bin mit dir verbunden,
Mit dir in Freud und Leid.
Ich will für dich im Kampfe steh'n,
Und sollt' es sein, mit dir vergeh'n.
Wie könnt' ich dein vergessen,
Ich weiß, was du mir bist;
So lang ein Hauch von Liebe
Und Leben in mir ist.
Ich such nichts, als...
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Nun um mich her die Schatten steigen,
Stellst du dich ein, willkommnes Schweigen,
Du, aller tiefsten Sehnsucht wert.
Sehr hab ich unter Lärm und Last
Des Tags nach dir, du scheuer Gast,
Wie einem lieben Freund begehrt.
Das wirre Leben ist verklungen,
In Höhen ging und Niederungen
Längst jeder laute Schall zur Ruh.
Urstimmen, die der Tag verschlang,
Erklingen, mystischer Gesang –
Ja, süßes Schweigen, rede du.
Was über deinen stillen Mund
Aus einem rätseltiefen Grund
Mit leisem Murmeln quillt...
Gustav Falke
Lange hab' ich gelebt und gestrebt,
Viel gesponnen, doch wenig gewebt,
Mehr als ich wert war, ward ich geehrt,
Mehr als Verdienterem, Glück mir beschert:
Nur das Zeugnis darf ich mir geben,
Daß ich bemüht war, pflichttreu zu leben.
Wo ich gewichen vom rechten Pfade,
Hoff' ich in Demut auf Gottes Gnade,
Und in des lebenden Vaters Hände
Leg' ich den Lebensrest und mein Ende.
Moritz Wilhelm Heinrich Drobisch
Willst deines Hauses Glanz du aufrecht halten?
Laß rosten deiner Väter Schild und Schwert,
Die tun es nicht, die geben nicht den Wert,
Die Zeit ist abgelaufen, wo sie galten.
Das Neue wird; das Alte muß veralten.
Die Meinung hat im Lichten sich verklärt
Und von der rauhen Faustkraft abgekehrt;
Das Wort ist's, der Gedanke, welche walten.
Adelbert von Chamisso
Der Habgier legt den Zügel an, den straffen,
Gleich wie dem Ehrgeiz, der euch schnöd' beschleicht
Wohl tausendmal, und von dem argen, schlaffen,
Entehrenden Tyrannenlaster weicht!
Denn eitle Ehren, bares Geld verschaffen
Den wahren Wert des Menschen nicht so leicht,
Und besser ist's, verdienen und nicht haben,
Als zu besitzen unverdiente Gaben.
Luiz Vaz de Camoes
O du, mein frühster Freund, vor allen wert,
Trost meines Herzens, dem kein Trost mehr lacht!
Wenn nun mein Tag auf ewig dich entbehrt,
So gönne mir dein Bild im Traum der Nacht!
Und wenn, zu neuem Leben dann entfacht,
Der Morgen die geheimen Tränen weckt,
Dann hält an deiner Gruft die Sehnsucht Wacht,
Bis Staub auch meinen armen Staub bedeckt
Und zum Beweinen still der Weinende sich streckt.
Lord George Gordon Noel Byron