Wenn Leben Zitate (Seite 64)
Denke der eig'nen Fehler und Schwächen,
Wenn du dem Freund, dem Irrenden, grollst!
Schwanke nicht erst, ob die Unbill zu rächen,
Ob du in Milde vergeben sie sollst.
Was dir zum Trost und zur Freude gegeben,
Selber verkehrend in Unheil und Fluch,
Bringest du sonst in dein innerstes Leben,
Störrischen Sinnes, den qualvollen Bruch.
Betty Paoli
Stille
Wenn ein Kranker schlummernd liegt,
Mild von Traumesarm gewiegt,
Schweigen Alle im Gemache,
Daß der Arme nicht erwache.
Leis' ihr Hauch und stumm der Mund,
Kaum berührt ihr Fuß den Grund –
Und der Kranke schlummert weiter,
Ruhbeseligt, traumesheiter.
Innig fleh' ich jetzt zu dir:
Halte du es so mit mir,
Mit dem tieferschöpften Herzen,
Das entschlummert ist voll Schmerzen.
Halb verblutet schläft es fort;
Weck' es nicht mit deinem Wort!
Trage schonendes Erbarmen
Mit dem kranken, müden,...
Betty Paoli
An deiner Brust
An deiner Brust ist meine Stelle,
In deinen Armen mein Asyl!
Mich warf des Sturm's empörte Welle
An dieses bang ersehnte Ziel.
Die Gaben, die das Leben zieren,
Jedwedes Gut, das köstlich heißt,
Was ich besaß, mußt' ich verlieren,
Daß du fortan mir Alles sei'st.
Jetzt, da ich Alles hingegeben,
Wird mir's durch dich zurückgeschenkt,
Wenn unter wonnevollem Beben
Dein Mund auf meine Stirn' sich senkt.
Betty Paoli
Was bleibt?
Wenn deine Schönheit, dein Talent man preist,
Sei der Gedanke stets dir gegenwärtig:
Das Leben wird mit allem, allem fertig,
Und wie das Antlitz altert auch der Geist.
Du meinst: »Verschmerzen läßt sich der Verlust,
Die Zeit mag ihres strengen Amtes walten,
Bleibt mir nur eins, das Köstlichste, erhalten:
Die tiefe Liebeskraft in meiner Brust!«
So wisse: müd, erschöpft und abgehetzt
Fühlst du dereinst auch diese Kraft dir schwinden,
Dein Herz vertrocknet, stumpf wird dein...
Betty Paoli
Du darfst Deine Lieb' nicht zeigen
Und bist mir dennoch treu!
Du darfst nie werden mein Eigen
Und fühlst doch keine Reu'.
Denn Deiner Seele Saiten
Sind so auf meine gestimmt,
Daß sie über alle Weiten
Der meinigen Ton vernimmt.
Und wenn sie auch nicht das Leben
Auf eine Harfe schlang,
Sie schwingen doch gleich und geben
Zusammen nur einen Klang.
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Zu spät
Ich weiß es wohl, was mir dein kühler Kuß
Geheim verrät,
Daß all mein Wünschen hier entsagen muß –
Es ist zu spät.
Wenn auch dein müdes Herz ein letztes Glück
Nicht ganz verschmäht,
Verlornes Leben bringt kein Kuß zurück –
Es ist zu spät.
Manchmal im Herbst von Blüten steht ein Strauch
Noch übersät –
Sie werden nie zur Frucht – und wissens auch …
Es ist zu spät.
A. de Nora (Pseudonym für Anton Alfred Noder)
Das Leben ist ein Kerzenlicht, so warm und doch vergänglich
Es brennt bei Sturm und Sonnenschein ganz frei und unverfänglich.
Geschützt von Liebe, Mut und Hoffnung trotzt es sogar dem Regen
So leuchtet es dank deiner Kraft auf allen deinen Wegen.
Und wenn dich mal der Mut verläßt und alle Hoffnung schwindet
So denk an mich, ich bin dein Freund, der's mit dir überwindet!
Heiko Noack
Wutgedicht
Was störet oftmals Bürgers Sinn,
wenn nach viel Arbeit kein Gewinn,
Politik nur Unsinn hat bestimmt,
und allzu schlecht die Menschen sind.
In dieser Talkshowrepublik
werden die Uhren auf null gedreht,
wichtiges wird zurückgestellt,
denn es fehlt wieder Mal am Geld.
Der Gute eifert und will alles geben,
so dass es seine Ordnung hat im Leben,
doch wo der Egoismus triumphiert,
leider auch kein Altruismus existiert.
Horst Reiner Menzel
"Grüß Gott!" So sagt dir mancher Schuft,
Der sonst im Leben Gott nie ruft;
"Leb wohl!" mußt du von manchen hören,
Die um dein Wohl sich gar nicht scheren.
Verdammt, daß in so schönem Gruß
So viel Falschheit wohnen muß
Und viele dann am meisten lügen,
Wenn's Gegenteil in ihren Zügen!
Max Maurenbrecher
Der Geizhals
Du, schmutz'ger Geizhals, dort bei Deinen Schätzen!
Ha, könnt' ich gegen Dich die Geißel schwingen,
Daß meine Hiebe bis ins Mark Dir dringen –
Ich würde mit Vergnügen Dich zerfetzen.
Du spielst mit Menschenrechten und Gesetzen;
Versteh'st Dich schlau der Strafe zu entringen;
Doch, kommt die Stunde, wird Vergeltung bringen,
Wenn Dich die Fur'en des Gewissens hetzen.
Ja, wüßtest Du, wie viele Freuden sprießen,
Wie leicht Du Dich und Andre kannst beglücken –
Dein Leben würdest edler...
Heinrich Martin