Wenn Leben Zitate (Seite 54)
Die lebenslang trotzig verteidigte Unerschrockenheit des Glaubenslosen kann im Tod noch erschüttert werden, wenn es ihn zur Überlegung treibt: Wie oft im Leben habe ich mich geirrt, auch wenn mir alles klar und eindeutig erschien. Könnte ich mich nicht über die Religion getäuscht haben? Doch dies zu untersuchen fehlt mir nun Zeit und Kraft, ich sterbe…
Luc de Clapiers Vauvenargues
Einst saß ich in der Oper neben einem Mann, der immer lächelte, wenn das Publikum Beifall klatschte. Er bekannte mir in einer Pause, er wäre früher ein fanatischer Musikliebhaber gewesen, von einem gewissen Alter ab aber habe sich die Leidenschaft beruhigt, da beurteile man doch alles kühler. Etwas später bemerkte ich, daß er taub war. Das nennt man nun ein kühles Urteil! Die Greise und Weisen haben unrecht: jung und aufgeschlossen muß man sein, um zu urteilen, vor allem aber wenn es um die...
Luc de Clapiers Vauvenargues
Für wen arbeiten die da in später Stunde? Für sich? Für ihre Kinder, die mit dem Stück trockenen Brotes zu Bett gegangen sind? Für ihre Weiber, die, wenn sie nicht in dieser Hölle an irgendwelche Maschinen geschmiedet sind, zu Hause sitzen und Wäsche stopfen? Oder arbeiten sie für den Mann, der die Kunst versteht, aus den Schweißtropfen dieser Armen den delikatesten Champagner zu destillieren? Wenn ich nichts weiter zustande brächte, als dieses eine, daß diese Männer für die übrige Zeit ihres...
Friedrich Spielhagen
Ich habe des öfteren darüber nachgedacht, warum Hunde ein derart kurzes Leben haben, und bin zu dem Schluß gekommen, daß dies aus Mitleid mit der menschlichen Rasse geschieht; denn da wir bereits derart leiden, wenn wir einen Hund nach zehn oder zwölf Jahren verlieren, wie groß wäre der Schmerz, wenn sie doppelt so lange lebten?
Walter Scott
Was das Leben so mühevoll und oft so hoffnungslos macht, das ist nicht die Existenz des Unsinns und der Lüge in all ihren Formen und Graden; - das Schlimmere ist, daß wir immer wieder genötigt, ja manchmal sogar geneigt sind, uns mit dem Unsinn auseinanderzusetzen, als wenn ihm ein Sinn zu eigen - und mit der Lüge zu paktieren, als wenn sie guten Glaubens oder gar die Wahrheit selber wäre.
Arthur Schnitzler
Es gibt drei Arten, sich den Mißständen des Lebens gegenüber zu verhalten: die jugendliche, die reife und die hoffnungslose. Jugendlich ist es [...], sie radikal zu bekriegen. Reif ist es, sie hinzunehmen, womöglich Friede zu schließen, wenn aber Krieg nötig ist, dann einen der Mächte, nicht der Doktrinen zu führen. Hoffnungslos ist es, an die Wirklichkeit mit "idealen Forderungen" zu treten, überall an den "edlen" oder "hochstehenden" Menschen zu appellieren, weil es ja so außerordentlich...
Oscar A. H. Schmitz
Dem, der den Geist bildet, beherrscht, muß zuletzt die Herrschaft werden, denn endlich an dem Ziel der Zeit, wenn anders die Welt einen Plan, wenn des Menschen Leben irgendwann nur Bedeutung hat, endlich muß die Sitte und Vernunft siegen, die rohe Gewalt der Form erliegen.
Johann Christoph Friedrich von Schiller