Wenn Dann Zitate (Seite 120)
Dein eigener Richterspruch
Hast du geliebt? Weißt du wohl, was das heißt?
Denk nach, denk nach, wenn du es noch nicht weißt.
Die Frage wird dir jeden Tag gegeben;
die Antwort hast du jeden Tag zu leben.
Hast du geliebt? Es wird ein Ja verlangt,
Weil jeder, so wie du, nach Liebe bangt.
Was du ihm gibst, sein Engel trägt's nach oben,
und dort, dort wird es für dich aufgehoben.
Hast du geliebt? So wirst du einst gefragt,
Wenn das Gericht des Allerforschers tagt.
Das Urteil hast du dir dann...
Karl May
An die Liebe
Wenn deine Göttermacht, o Liebe,
Aus der Verbannung Nebeltal
Zur Sternenwelt uns nicht erhübe,
Wer trüge dann des Lebens Qual?
Ins Reich der Unermeßlichkeiten,
Bis wo die letzte Sphäre klingt,
Folgst du dem Fluge des Geweihten,
Wenn er dem Staube sich entschwingt!
Und stürzt, umwogt von Feuerfluten,
Der Erdball selbst ins Grab der Zeit,
Entschwebst, ein Phönix, du den Gluten;
Dein Nam ist Unvergänglichkeit.
Friedrich von Matthisson
Einsamkeit
Wie lang schon trat niemand mehr ein
In dieses stille Zimmer?
Nur hier das bißchen Sonnenschein
Glänzt heute noch wie immer.
Und alles ringsum aufgeräumt
Und wie ich's sonst gefunden:
Die Wanduhr nur steht still und träumt
Von längst vergangnen Stunden.
Wie still es ist! nur dann und wann
Der Sommerfliege Summen.
Hier saß ich oft allein und sann
In innerem Verstummen.
Entmutigt sein, wenn alles hofft,
Wenn alles lebt, gebunden;
Ich kenne sie, ich hab' sie oft
Gefühlt, die bittern...
Hermann Ritter von Lingg
Geburtstagswünsche
Es soll stets ein Freund an deiner Seite
dir Halt geben, wenn du zu stolpern scheinst.
Und wenn Tränen aus deinen Augen gleiten,
dann nur Tränen, die du aus Freude weinst.
Zahl die positiven Momente im Leben
auf das Konto der Erinnerung ein,
du kannst sie an trüben Tagen beheben
und aus Nebel wird wieder Sonnenschein.
Poldi Lembcke
Visionen
Wenn kein Kind
mehr dem Hungertod
ausgeliefert ist,
die Güter dieser Welt
gerecht verteilt sind,
wir nicht mehr auf Kosten
anderer leben und
bedenkenlos unsere Umwelt
vergiften.
Wenn wir anders Gesinnte
nicht mehr als unsere Feinde
betrachten
und wir unserem Mitgefühl
für Menschen,
die vom Leben benachteiligt sind,
Taten folgen lassen,
erst dann ist Weihnachten.
Gudrun Kropp
Das Buch des Lebens
Ein Mensch verkleidet sich als Clown
Wird so zum wundersamen Wesen,
Nur deshalb läßt es sich so gut
In seinem Buch des Lebens lesen.
Und darin steht, auch wenn er weint,
daß dennoch stets die Sonne scheint.
Auch wenn er lacht ist's sonnenklar,
dann weint er nicht, so ist's nun mal.
Drum die Moral von der Geschichte
Mal weint der Mensch und mal mitnichten.
So ist es auch im richt'gen Leben.
Nach Regen wird's stets Sonne geben.
Wolfgang (WoKo) Kownatka
Bericht
Irgend so ein Wicht schrieb
ein Gedicht. Jedoch kein Wicht
schreibt ein Gedicht.
(Ein Wicht macht sowas nicht!)
Wer also dann
wenn nicht ein Wicht
schrieb das Gedicht?
(Ich war es nicht…)
Wars vielleicht doch ein Wicht?
Wenn ja schrieb er es aus Pflicht?
Im Mondenlicht? Vor seiner Schicht?
War er erpicht auf Rampenlicht?
(Hohes Gericht
ich versteh das nicht.)
Aus meiner Sicht
schrieb er es nicht.
Es ist auch viel zu wenig dicht
für ein Gedicht. Hat kein Gewicht.
Ist schlicht zu...
Brigitte Fuchs
Gipfelsturm
Wenn unsere Augen
in dem jeweils anderen ertrinken,
unsere Lippen einander
Sternstunden versprechen,
deine Wangen mit den meinen
um die Wette glühen,
unsere Hände zu Fuß
Neuland entdecken,
wenn unsere Körper
im gleichen Rhythmus
auf- und untergehen;
dann kann es
nicht mehr weit sein
zum Gipfel des Einsseins.
Ernst Ferstl
Die Frage nach der Zeit
Es ist keine Frage der Zeit,
ob und wann wir
füreinander
Zeit haben.
Zeit haben wir
nur dann,
wenn wir uns
welche nehmen.
Wenn wir uns Zeit nehmen,
weil wir Zeit haben wollen
füreinander,
wird diese Zeit
zu kostbaren Augenblicken,
in denen sich
unsere Beziehung spiegelt
und verewigt.
Ernst Ferstl
Es war einmal ein gläubiger König, der die ganze Welt
unter seinem Ring hielt. Er war von vielen Weisen umgeben,
zu denen er eines Tages sagte:
"Im Herzen einen Wunsch ich, seltsam, fand -
doch weiß ich nicht, wieso er dort entstand:
Macht mir doch einen schönen Fingerring,
daß jederzeit, wenn Kummer mich umfing',
ich auf ihn blicke und dann fröhlich werde,
frei von dem Gram, dem grausamen, ich werde;
und wenn ich fröhlich bin und froh, voll Glück:
des Ringes Anblick bring' den Gram...
Ferîd ud din Attâr auch Fariduddin