Wenn Zitate (Seite 8)
Wenn du dir willst ein Lied beleben,
So mußt du stille Pfade gehen,
Des Liedes Seele mußt du finden.
Und sie mit Dichteraugen sehen.
Hast du gefunden die Bedeutung,
So war dein Mühen nicht vergebens,
Es fügen sich die wirren Laute
Für dich zur Harmonie des Lebens.
Und wenn du fühlst der Menschheit Schmerzen,
Die da in tausend Liedern klagen,
So wirst du selbst in schweren Stunden
Dein eignes Leiden stolz ertragen.
Otto von Leixner
Wenn du dein Auge schließest,
wo ist das Licht dann, wo?
Erloschen ist der Sonne Glanz,
der Sterne Schimmer floh.
Die Welt ist Nacht und Öde,
der Mond nicht scheinen mag;
dein Aug' erst spricht dein Schöpfungswort,
gibt deiner Welt den Tag.
Wenn nicht in deinem Herzen,
wo ist das Glück dann, wo?
Was dir die Welt als Glück gewährt,
macht nie dich völlig froh.
Du führst das Glück selbst in die Welt
aus dir, aus dir allein.
Die Welt ist Nacht und Öde,
kannst du nicht glücklich sein.
Richard Hamel
Wenn dich Glück und Freunde fliehen,
Sei du nicht so tief besorgt,
Wie besitzen nur geliehen
Ist verloren nur geborgt.
So an trüben Herbstestagen,
Wenn erlosch des Jahres Glanz,
Schau im Wind die Blätter jagen,
Ein entfleischter Totentanz.
Aber kaum der Lenz erschienen,
Zahlt ein Erbe, lusterstarkt,
Er mit barem, blanken Grünen,
Was der Vorfahr abgekargt.
Hold von neuem sind die Götter,
Üb'rall Wonne, Lust und Licht,
Neue Freuden, neue Blätter –
Freilich nur dieselben nicht.
Franz Grillparzer
Wenn es rothe Rosen schneit,
Wenn es Liebe regnet,
Oeffne, Herz, dem Glück dich weit,
Das so hold dich segnet.
Halt' im Liede fest den Glanz
Solcher Freudentage.
Doch in's Heut versunken ganz
Nicht nach Morgen frage.
Weißt du doch, der Rosenzeit
Folgt die Sonnenwende,
Und die Liebe lohnt mit Leid
Immerdar am Ende.
Emanuel Geibel
Wenn ich an dich denke
Du denkst
wahrscheinlich
gar nicht daran,
welche weitreichenden Folgen
es hat, wenn ich an dich denke.
Dann denken meine Augen an dich,
meine Ohren, meine Lippen,
meine Hände und meine Füße,
dann denken mein Mund
und meine Nase an dich,
meine Zunge, meine Haut;
sogar meine Finger- und Zehennägel
denken an dich.
Ernst Ferstl
Wenn einer hundert Jahr' im Monat tausend opfert,
Und einen Heiligen mit einem Blick nur ehrt,
So hat doch die Verehrung vielmals höhern Wert,
(106. Vers)
Wenn einer hundert Jahr' im Wald dem Feuer opfert,
Und einen Heiligen mit einem Blick nur ehrt,
So hat doch die Verehrung vielmals höhern Wert.
(107. Vers)
Dhammapada
Wenn wir lieben
Wenn wir lieben, sind wir zeitlos,
Liegen bei den tiefsten Feuern,
Sehen dann von Ferne bloß,
Daß die Lebensstunden sich erneuern.
Werden wie die Gottheit groß,
Fühlend in die Höhen, Tiefen, Breiten,
Wissend alles, was vorüberfloß
An den Quellen der Unendlichkeiten.
Wissend, liebend jed' Geschehen,
Mitgenießend alles, was die Welt genoß,
Sehend, ohne mit dem Aug' zu sehen,
Untergehend und bestehend Schoß im Schoß.
Max (Maximilian Albert) Dauthendey
Wenn der holde Frühling lenzt
Und man sich mit Veilchen kränzt
Wenn man sich mit frischem Mut
Schnittlauch in das Rührei tut
Wallen durch des Menschen Säfte
Neue, ungeahnte Kräfte –
Jegliche Verstopfung weicht
Alle Herzen werden leicht
Und das meine fragt sich still
Ob mich dies Jahr einer will?
Friederike Elisabeth Brion
Wenn Du mich fragen würdest
Wenn Du mich fragen würdest,
was ich am schönsten an Dir fände,
dann sagt’ ich Dir,
es ist Dein Kopf.
Voll mit Gedanken,
klug
und trotzdem schwer nur zu verstehen.
Eigensinnig,
widersprüchlich,
unbeständig
und so wunderschön.
Doch fragtest Du mich mal danach,
was ich am meisten an Dir mag,
dann sagt’ ich Dir,
Liebste – es sind Deine Hände.
Bernhardt Bless