Welt Zitate (Seite 90)
Nicht artig
Man ist ja von Natur kein Engel,
vielmehr ein Welt- und Menschenkind,
und ringsumher ist ein Gedrängel
von solchen, die dasselbe sind.
In diesem Reich geborner Flegel,
Wer könnte sich des Lebens freun,
Würd' es versäumt, schon früh die Regel
Der Rücksicht kräftig einzubläun.
Es saust der Stock, es schwirrt die Rute.
Du darfst nicht zeigen, was du bist.
Wie schad, o Mensch, daß dir das Gute
Im Grunde so zuwider ist!
Wilhelm Busch
Noch bin ich ein Kind
Noch fühl ich nur Unschuld und Freuden
Und weiß nicht was Leiden
Und Kümmernis sind.
Noch sehe ich die Welt
So lachend wie Blumengefilde
Voll göttlicher Milde,
Die Alles erhält.
Ich kenne noch nicht
Des Lebens betäubende Sorgen
Die Nacht und der Morgen
Hat Freud im Gesicht!
O lass mich als Kind,
Gott! Leben und Dasein empfinden
Und Seligkeit finden,
Wo Tugenden sind!
Gottlob Wilhelm Burmann
Red und Antwort.
Sag, was isch uf der liebe Welt
Noch azfoh, Mensch, mit Dir?
De stuunsch in's Blau, wie d'Wulke ziehnd
Und bisch bald hinterfür.
»So loß mi stuune. Denk, i suech
E Stern, wo d'Wulke deckt.
Giduld nur, bis sie überezieht
Und 's Liecht mi wieder weckt.«
De thuesch nyt meh, De redsch nyt meh
Und stiehlsch em Herrgott d'Zyt.
»I red im Stille zu dem Stern
Bis Antwort kunnt – 's isch wyt.«
Und Tag für Tag laufsch ganz allei
Zum Thor uus dur der Schnee.
»I suech die...
Jakob Christoph Burckhardt
Ein Wort der Liebe
So du ein Wort der Liebe hast,
Verschließ es nicht im Herzen;
Brich es als Blütenzweig vom Ast
Zur Kühlung bittrer Schmerzen.
Laß es als Friedenshauch sofort
Von deinem Munde fließen,
Gleich Heimatsgruß, gleich Mutterwort
Wird es den Wandrer grüßen.
Es ist die Welt des Hasses voll,
Es bluten rings die Wunden;
Ein Wort, das aus dem Herzen quoll,
Macht manch' ein Herz gesunden.
Friedrich Brunold
Wie gelehrig ist ein Kind!
So wie du es lehrest lesen
In dem Buch, in dem wir sind,
So wird einst sein ganzes Wesen.
Wie gelehrig ist ein Kind!
Willst du segnen, lehr' ein Kind!
Aus dem Körnlein werden Ähren,
Wie dein Körnlein war gesinnt,
Wird das Brot die Welt einst nähren.
Willst du segnen, lehr' ein Kind!
Clemens Brentano
Einen kenne ich
Einen kenne ich,
Wir lieben ihn nicht,
Einen nenne ich,
Der die Schwerter zerbricht!
Weh! sein Haupt steht in der Mitternacht,
Sein Fuß in der Erde Staub,
Vor ihm wehet das Laub
Zur dunklen Erde hernieder;
Ohn Erbarmen
In den Armen
Trägt er die kindische,
Taumelnde Welt!
Tod – so heißt er!
Und die Geister
Beben vor ihm, dem schrecklichen Held!
Clemens Brentano
Hier!
Dem letzten Deingedenken
Ist dieser Ort geweiht;
Hier will ich mich versenken
In's Meer der Traurigkeit.
Hier lebt' ich sel'ge Stunden –
Sie kehren nimmermehr;
Das Herz kann nicht gesunden,
Die Welt ist todt und leer.
Ein Fieber ward mein Leben,
Mein Traum geht himmelwärts,
Die matten Pulse beben
Im letzten Todesschmerz.
Nun strömt, ihr Thränenfluthen,
Hinab in's Angesicht:
Hier mag das Herz verbluten,
Verglühn der Augen Licht.
Hier hat sich mir erhoben
Ein Glück, das keinem...
Helene Branco, Pseudonym Dilia Helena
Die Sonne ist da. Sie wird nicht müde
und steht jeden Tag von neuem auf.
Menschen stehen auf,
sie glauben an den neuen Tag.
Menschen sehen die Sonne aufgehen,
sie spüren die Wärme ihrer Strahlen,
und sie glauben wieder an das Licht.
Die Hoffnung ist da.
Es gibt noch Kinder mit lachenden Augen.
Es gibt noch viele Menschen,
unter deren Haut ein Herz schlägt.
Mit jedem guten Menschen auf der Welt
geht eine Sonne der Hoffnung auf.
Einander Hoffnung geben heißt:
einander Mut machen, einander Leben...
Phil Bosmans
Ich glaube an das Gute, auch wenn so viele
Menschen vom Bösen heimgesucht werden.
Ich glaube an das Schöne, auch wenn das Häßliche
in der Welt wuchert und der Dreck tief in den Menschen dringt.
Ich glaube an die Liebe, auch wenn so viel Feindschaft
herrscht und so viel Haß geschürt wird.
Ich glaube, daß der Uranfang des Guten Gott ist.
Gott ist nicht der gute Mensch,
aber in jedem guten Menschen kommt er auf uns zu.
Gott ist nicht die Blume,
aber in jeder Blume ist er vorübergegangen.
In...
Phil Bosmans
Der Mensch ist nicht das Haus in dem er wohnt.
Die Seele ist nicht der Körper in dem sie wohnt.
Das Haus zerfällt, der Körper welkt –
doch die Seele blüht zu immer größerer Schönheit auf,
wenn du ihren Sinn erkennst.
Denn sie ist nicht von dieser Welt
und nicht von dieser Zeit.
Ihre Erbschaft ist die Unsterblichkeit.
Phil Bosmans
Die Sehnsucht
Wo sie nur wohnt? Ach, immer im Süßen,
Über den Bergen, im andern Tal,
Wo der Sterne goldener Strahl
Aufsteigt und hinstirbt in zitterndem Grüßen.
Was sie nur tut? An verborgenen Fäden
Zieht sie dein Herz in ein Zaubergefield,
Aufwärts, zu Firnglanz und Wolkengebild,
Höherhin, weiter, in Traumwelt und Eden.
Trifft dich das Los, daß ihr Faden zerreißet,
Stehst du traurig und schaust umher,
Findest die Welt und dich selber leer
Und fühlst tiefer, was Mensch sein heißet.
Jakob Boßhart
Clavadel – Bergwinter
Sonnengold ins Blau erhoben,
Bergesspitzen eitel Glanz,
Unten, traumhaft hingewoben,
Schneebestreut ein Tannenkranz.
In dem Bach, des Sommers Schäume
Still geworden, starr und klar,
Drüber schwanke Weidenbäume,
Weiß im Reif und wunderbar.
Hütten waten, halb versunken,
Braun gebrannt ins weiße Land,
Sprühn, vom Lichte vollgetrunken,
Aus den Scheiben Feuerbrand.
Stille rings, nur wenn vom Dache
Jäh ein Eiszahn niederfällt,
Horcht, erschrocken von dem Krache,
Wundernd auf...
Jakob Boßhart
Wohin ich schaue
Wohin ich schaue, Wunder über Wunder,
Wohin ich lausche, alles wunderbar.
Ihr sprecht von Sinn, Gesetz und von gesunder
Vernunft: Ihr schaukelt zwischen falsch und wahr!
Mich hat als Kind das Wunder tief getroffen!
Ich schlug es tot, weil's mir die Ruh' vergällt.
Nun halt ich wieder Kinderaugen offen
Und weiß, das Wunder ist der Grund der Welt.
Jakob Boßhart