Welt Zitate (Seite 78)
Philosophen. Redner
Den Weisen von Stagir entehret eine Metze;
Demosthenes spricht als ein Held;
Doch er verläßt Schild, Schlacht und Feld;
Und Harpalus' Geschenk ersticket sein Geschwätze;
Ein Diogen verfälscht das Geld;
Ein Seneca verdammt und sammelt Schätze.
Das ist der Lehrer Art;
Das ist der Lauf der Welt.
Erbauliche Gesetze,
Die ihr Gebieter selbst nicht hält!
Friedrich von Hagedorn
Ist auch mein Licht nicht ausgeglommen,
Schön war das mir vergönnte Stück.
Wie ich's aus Gottes Hand bekommen,
Glüh ich es ihm zurück.
Ich habe tief gewußt hienieden
Was groß und schön war, tat und sann.
Ich scheide von der Welt in Frieden
Und muß nicht fragen wann.
Ich sah den Glanz der Werde-Tage
Und fühlte Segnung wo ich litt.
Ich liebte, ward geliebt und trage
Die holden Bilder mit.
Friedrich Gundolf
Wie eine Rose blühet
Wenn man die Sonne siehet,
Begrüßen diese Welt,
Die eh der Tag sich neiget,
Eh sich der Abend zeiget
Verwelkt und unversehens abfällt.
So wachsen wir auf Erden,
Und hoffen groß zu werden,
Und schmerz- und sorgenfrei,
Doch eh wir zugenommen,
Und recht zur Blüte gekommen,
Bricht uns des Todes Sturm entzwei.
Auf, Herz! Wach und bedenke,
Daß dieser Zeit Geschenke
Den Augenblick nur dein!
Was du zuvor genoßen,
Ist als ein Strom verschossen.
Was künftig – wessen wird...
Andreas Gryphius
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit
Einen Moment der Unachtsamkeit
um in deinen Augen zu versinken,
mein Leben dafür, um zu ertrinken
im Gefühl der trauten Zweisamkeit.
Eingetaucht in einem Meer aus Glas,
umspült vom Anmut der Tränen,
den Traum zu erfahr'n in Ebenen,
ein Paradies gehüllt in Edelgas.
Einen Augenblick der Unendlichkeit,
verloren in einer wundervollen Welt
geboren wurde ich zu deinem Held,
für einen Moment der Unachtsamkeit.
Gerd Groß
Die Weltreihen
Was ist unser thun auff Erden?
An die Welt geboren werden:
Sprach- und ganglos in der wiegen
Sonder eigne hülffe liegen:
Kriechen / lauffen / stehen / sizen /
Hungern / dürsten / frieren / schwizen:
Eitle müh und arbeit tragen:
Sich mit vielen sorgen plagen:
Und zu letzt den geist aufgeben:
Wiedrum staub' und asche werden /
Das ist unser thun auff Erden.
Johann Grob
Schweigen
Als ich noch jung war,
Liebt' ich zu klagen,
All, was dem Herzen leid,
Vielen zu sagen.
Nun, da ich älter,
Hehl' ich die Pein,
Schließe den Kummer
Im Innersten ein.
Denn ich erfuhr es:
Kalt ist die Welt,
Und nur der Anteil
Lindert, was quält.
Sowie das Vöglein,
Jedermann kennt's,
Das seine Liebe
Flötet im Lenz,
Aber vorüber
Rosen und Brut,
Lautlos in Zweigen
Fürder nun ruht.
So meine Muse,
Also mein Herz;
War doch ihr Lied nur
Sehnsucht und Schmerz.
Franz Grillparzer
Fortschritt
Die Zeit, sie eilt so schnell voraus,
Und ich, ich blieb zurück.
Ich schäme mich! Was kommt heraus?
Es bleibt ein Mißgeschick.
Doch stürmt sie hin unbändig jach,
Kaum reicht so fern mein Blick;
Die Bahngenossen stürmen nach,
Und ich, ich blieb zurück.
Vielleicht kehrt wieder sie des Wegs;
Laßt sitzen mich am Stein!
Vielleicht – hat sie sich müd' gerannt –
Hol' ich sie doch noch ein.
Der Gang der Welt ist nicht so rasch,
Als Torheit meint und spricht;
Man weiß wohl: Flügel hat die...
Franz Grillparzer
Man sage nicht, das Schwerste sei die Tat,
Da hilft der Mut, der Augenblick, die Regung:
Das Schwerste dieser Welt ist der Entschluß.
Mit eins die tausend Fäden zu zerreißen,
An denen Zufall und Gewohnheit führt,
Und aus dem Kreise dunkler Fügung treten,
Sein eig'ner Schöpfer, zeichnen sich sein Los,
Das ist's, wogegen alles sich empört,
Was in dem Menschen eignet dieser Erde
Und aus Vergang'nem eine Zukunft baut.
Franz Grillparzer
Novemberstimmung
Die Flur umher
es kalt durchweht,
wo nirgend mehr
ein Blümlein steht.
Im Wald zerstiebt
das welke Laub –
Die ich geliebt,
sind alle Staub.
Sich frühe neigt
der Sonne Lauf,
am Himmel steigt
der Mond herauf.
Es füllt sich sacht
das Sternenzelt.
Sie sind erwacht
in jener Welt.
Martin Greif
Liebesnacht
O weile, süßer Geliebter!
Es trügt dich nur,
noch hellt, nur wolkengetrübter,
der Mond die Flur.
»Doch nimmer weilen und halten
die Wolken dort,
es führen sie wilde Gewalten
von Ort zu Ort.«
Ein Traum ist alle das Treiben
in dunkler Höh,
doch uns muß ewig verbleiben
der Sehnsucht Weh.
»Ich seh' nur Kommen und Scheiden
am Himmelszelt,
es zieht die Seele der Leiden
durch alle Welt.«
Die Wolken wandern so nächtig
ohn Schmerz und Lust,
ich aber ziehe dich mächtig
an meine Brust.
Martin Greif
Der Reisende
Ein Handwerksmann zog wandernd übers Feld;
Da fiel ein Hund ihn an. Er hatte nachts gefroren.
Ein Steinwurf galt des Hundes Ohren.
Umsonst, der Stein lag fest. - "Ha, die verkehrte Welt!
Wer mag hier hausen, wer sich raufen?
Die Steine legt man an, die Hunde läßt man laufen!"
Gerhard Anton Gramberg
Zum Fressen geboren, zum Kraulen bestellt
in Schlummer verloren gefällt mir die Welt.
Ich schnurr' auf dem Schoße, ich ruhe im Bett
in lieblicher Pose, ob schlank oder fett.
So gelte ich allen als göttliches Tier, sie stammeln
und lallen und huldigen mir, liebkosen mir
glücklich den Bauch, Öhrchen und Tatz –
ich wählte es wieder, das Leben der Katz.
Johann Wolfgang von Goethe
Alles ist aus dem Wasser entsprungen!!
Alles wird durch Wasser erhalten!
Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.
Wenn du nicht in Wolken sendetest,
Nicht reiche Bäche spendetest,
Hin und her nicht Flüsse wendetest,
Die Ströme nicht vollendetest,
Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt?
Du bist's der das frischeste Leben erhält.
Johann Wolfgang von Goethe