Welt Zitate (Seite 57)
Leeres Reden, Kommen, Gehen,
Schales Lächeln, Lachen auch,
Alles mußtest du verstehen,
Heuchelnd nach des Tages Brauch!
Unergründet muß es bleiben,
Glatt und trügrisch wie die Welt,
Wenn dein Wesen ihrem Treiben
Widerwillig ward gesellt.
Dein erst, wenn der Tag zerstoben,
Ist, was dir die Seel' umfaßt,
Dein des Glücks, der Schmerzen Toben,
Dein geliebter Sorgen Last.
Otto Roquette
Gestörter Friede
Was mich still und traurig macht,
Darf ich Keinem sagen,
Einsam denk' ich's Tag und Nacht,
Einsam muß ich's tragen.
Was mir sonst am Herzen lag
Ist dahin genommen,
Seit von drüben Tag für Tag
Schreck und Groll mir kommen.
Ach, wie schlimm die Welt gewußt
Seinen Sinn zu thören!
Ihn zu treiben, mir mit Lust
Glück und Ruh zu stören!
Soll sich Alles, was einst gut,
Uns so schnell verleiden?
Freie Red' und Uebermuth
Will nicht jeden kleiden.
Was mir ganz und gar mißfällt,
Dient...
Otto Roquette
Noch ist die blühende, goldene Zeit,
du schöne Welt, wie bist du so weit!
Und so weit ist mein Herz und so blau, wie der Tag,
Wie die Lüfte durchjubelt von Lerchenschlag.
Ihr Fröhlichen singt, weil das Leben noch mai't:
Noch ist die blühende, goldene Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!
Otto Roquette
Wenn du geliebt, wenn du gehofft,
Wenn du gestrebt, gerungen,
Wenn du mit starkem Willen oft
Dein blutend Herz bezwungen:
Dann fühlst du, wie zu vollem Wert
Erwacht dein ganzes Leben,
Denn jeder Schmerz, der dich beschwert
Wird dich nur höher heben.
Dein Glück, es ist so selten echt,
Und wird dich doch betören:
Der Schmerz verleiht dir erst ein Recht,
Dem Leben zu gehören.
Ob du umfingst in Jugendluft
Die Welt mit Liebesarmen,
Es lehrt dich Leid erst und Verlust
Ein heiligstes Erbarmen.
Otto Roquette
Hielte die Jugend immer Maß
Und verstünden die Philister Spaß,
Geriet' in jedem Jahre der Wein,
Oder tät's Gold vom Himmel schnei'n;
Wären die Weiber durch die Bank
Schön und gefällig und ohne Wank;
Gäb's vor der Wahrheit keine Scheu,
Und keine Torheit und keine Reu;
Könnte man fürder ungeprellt
Über Tag und Herz und Willen schalten,
Wär's in so hochvollkomm'ner Welt
...
Otto Roquette
Zu deinen Füßen will ich ruhn
Und dir ins Auge schaun,
Die blaue Nacht mag leise nun
Auf uns herniedertaun.
Schon tauchet aus dem stillen See
Des Mondes Bild empor,
Und kühner schweift das scheue Reh
Durch Wald und Wiesenmoor.
Mein Haupt laß ruhn auf deinem Schoß,
Da ruht es sanft und weich.
Wie ist der Himmel weit und groß,
Wie ist die Erde reich!
Der schönste Stern in blauer Nacht,
Der schönste Stern bist du,
In deines Lichtes sanfter Pracht,
O gönne mir die Ruh!
An deinem Herzen laß mich...
Otto Roquette
Die reinen Frauen stehn im Leben
Wie Rosen in dem dunklen Laub;
Auf ihrem Wünschen, ihrem Streben
Liegt noch der feinste Blütenstaub.
In ihrer Welt ist keine Fehle,
Ist alles ruhig, voll und weich:
Der Blick in eine Frauenseele
Ist wie ein Blick ins Himmelreich.
Wohl sollst du hören hohe Geister,
Verehren sollst du Manneskraft;
Dich sollen lehren deine Meister,
Was Kunst vermag und Wissenschaft.
Doch was das Höchste bleibt hienieden,
Des Ew'gen nur geahnte Spur,
Was Schönheit, Poesie und...
Julius Rodenberg
Das Herz
Das Herz, das ist ein närrisch' Ding
Und plagt uns allezeit,
Bald sitzt es nicht am rechten Fleck,
Bald ist es viel zu weit!
Oft geht es falsch und nicht im Takt
Und ohne Fehler keins,
Jedoch das beste in der Welt,
Das ist, Geliebte, deins!
Das ist so rein und schlägt so treu
In Liebe, Schmerz und Glück!
Und freuen wird der Herrgott sich,
Bekommt er's einst zurück!
Gabriele (Hermine Josefine Elisabeth) von Rochow
Geist und Herz
Was der Verstand auch denkt und sinnt,
Sein Licht ist kalter Schein!
Es wohnt das Glück, das Himmelskind,
Im Herzen nur allein.
Die Zeit verlöscht des Geistes Licht,
Verweht's wie Staub und Rauch. –
Des Herzens heil'ge Stimme spricht
Noch in dem letzten Hauch.
O, wenn das arme Herz verwaist,
Das ist der größte Schmerz! –
Die Welt erobert sich der Geist,
Den Himmel schenkt das Herz.
Emil Rittershaus
Die Heimat
Was ist die Heimat? Ist's die Scholle?
Drauf deines Vaters Haus gebaut?
Ist's jener Ort, wo du die Sonne,
Das Licht der Welt zuerst geschaut?
O nein, o nein, das ist sie nimmer!
Nicht ist's die Heimat, heißgeliebt.
Du wirst nur da die Heimat finden,
Wo's gleichgestimmte Herzen gibt!
Die Heimat ist, wo man dich gerne
Erscheinen, ungern wandern sieht.
Sie ist's, ob auch in weiter Ferne
Die Mutter sang dein Wiegenlied.
Emil Rittershaus
Wie liegt die Welt so stille,
Als hätt' ein heil'ger Wille
Sie fest mit Schlaf umhegt;
Die weißen Nebel steigen,
Der Wind schläft in den Zweigen,
Kein Blättchen sich mehr regt.
Auf dunklen Himmelswogen
Kommt nun die Nacht gezogen
In ihrem goldnen Kahn,
Ich steh' in meinem Garten,
Als sollt ich wen erwarten –
Und geh' doch Niemand an!
Anna Ritter