Wein Zitate (Seite 16)
Liebesweh
Zähre rieselt mir um Zähre
in des Betts zerwühltes Laken.
Bange Angstgedanken haken
sich in meiner Seele Schwere.
Schmerzgekrümmt sind meine Beine;
traurig triefend hängt der Bart
von den Tränen, die ich weine -
und die Nase trieft apart ...
Ach, es ist der Traum der Liebe,
den ich durch die Seele siebe.
Ach, es ist der Liebe Weh,
die mich zwickt vom Kopf zum Zeh. -
Armes Herz! Die Träume wittern
fernen Trost. Ich spann' die Ohren -
und durch meiner Seele Zittern,...
Erich Mühsam
Rosenzeit! Wie schnell vorbei,
Schnell vorbei
Bist du doch gegangen!
Wär mein Lieb nur blieben treu,
Blieben treu,
Sollte mir nicht bangen.
Um die Ernte wohlgemut,
Wohlgemut
Schnitterinnen singen.
Aber, ach! mir krankem Blut,
Mir krankem Blut
Will nichts mehr gelingen.
Schleiche so durchs Wiesental,
So durchs Tal,
Als im Traum verloren,
Nach dem Berg, da tausendmal,
Tausendmal
Er mir Treu geschworen.
Oben auf des Hügels Rand,
Abgewandt,
Wein ich bei der Linde;
An dem Hut mein Rosenband,
Von...
Eduard Mörike
Dunkler Tropfe
Dunkler Tropfe,
der mir heut in den Becher fiel,
in den Becher des Lebens,
dunkler Tropfe Tod –
Willst du den klaren Wein mir trüben –
soll ich mich an ihm müde trinken –
müde – müde – vom Leben fort?
Dunkler Tropfe,
der mir heut in den Becher fiel,
in den Becher der Freude,
dunkler Tropfe Tod ...
Christian Morgenstern
Das Wörtlein
Kürzlich kam ein Wort zu mir,
staubig wie ein Wedel,
wirr das Haar, das Auge stier,
doch von Bildung edel.
Als ich, wie es hieße, frug,
sprach es leise: »Herzlich«.
Und aus seinem Munde schlug
eine Lache Schmerzlich.
Wertlos ward ich ganz und gar,
rief's, ein Spiel der Spiele,
Modewort mit Haut und Haar,
Kaviar für zu viele.
Doch ich wusch's und bot ihm Wein,
gab ihm wieder Würde,
und belud ein Brieflein fein
mit der leichten Bürde.
Schlafend hat's die ganze Nacht
weit weg reisen...
Christian Morgenstern
Schweigen
Stille in meiner Klause,
Gedanken füllen den Raum,
Eindrücke machen Pause,
Die Standuhr höre ich kaum.
Mein Körper zu mir spricht
Bei einem Glas Wein,
Erinnerungen öffnen sich,
Denken spiegelt das Sein.
Tiefe Sinnesreize
Leuchten in die Seele hinein,
Lichterspiel – Tagträume,
Schränken das Bewusstsein ein.
Indessen bin ich es satt,
Die stetige Flamme zu schüren,
Allmählich werd‘ ich matt –
Kraftlos – den Körper zu spüren.
Doch Schock – im Nussbaum-Glanz
Der Drei-Uhr-Gong...
Horst Reiner Menzel
Weihnachten eben
die Kerze die brennt
das Lied das erklingt
die Karte
die ich schreibe
und:
"ich umarm dich ganz fest"
ein Lächeln da hinein
wo kein Lächeln
mehr ist
eine Hand
die hält
die Hand die verspricht
ich bin da
für dich
ein Gedicht
zwischen all diesen
längst vergessenen Sachen
und ich lese die Worte
und dann weine ich
ein bißchen
vielleicht
der Schnee
der in meine Erinnerungen fällt …
Gedanke an dich…
Weihnachten eben
Anke Maggauer-Kirsche
Kyria Marias Taverne
unter Blättern und Zweigen
trinke ich
Wein
Vögel erfüllen die Luft
Freude die schmerzt
beengt mir die Brust
und ich atme tief
den Duft dieser Zeit
Häuser wuchsen empor
wie Gedanken
drängten sich
Nähe suchend
zwischen die Menschen
ihr Kommen
und Gehen
und sich
erinnern
Anke Maggauer-Kirsche
Die Stadt verklingt
Woher die feinen Töne schweben
Wie weit verwehter Düfte Schwaden?
Sie sind vom weiten Weg beladen
Mit Mörtelmehl und Spinneweben.
Verstaubtem Öl in Schlüssellöchern
Und stickluftdunkler Korridore,
Mit Säuren, Weines rotem Flore,
Mit Anklang, eisern, hölzern, knöchern.
Und während sie dich schwer erheben,
Kommt schon der Mond mit großem Rade,
Und unter dir klingt als Ballade
Die Stadt, der Abend und dein Leben.
Oskar Loerke
Immer leiser wird mein Schlummer,
Nur wie Schleier liegt mein Kummer
Zitternd über mir.
Oft im Traume hör ich dich
Rufen drauß vor meiner Tür,
Niemand wacht und öffnet dir,
Ich erwach und weine bitterlich.
Ja, ich werde sterben müssen,
Eine Andre wirst du küssen,
Wenn ich bleich und kalt.
Eh die Maienlüfte wehn,
Eh die Drossel singt im Wald:
Willst du mich noch einmal sehn,
Komm, o komme bald!
Hermann Ritter von Lingg
Vom Osten streift ein Frühlingswind
uns wie im Vorübergehen,
daß im Pokal auf dem grünen Wein
winzige Wellen entstehen.
Da sind die Blüten, von Wirbelgewalt
entführt, zu Boden gegangen.
Mein schönes Mädchen ist trunken bald
mit ihren geröteten Wangen.
Am blauen Faden der Pfirsichbaum
weißt du, wie lange er blüht?
Ein zitterndes Leuchten ist es, ein Traum:
Er täuscht uns nur und entflieht.
Komm, auf zum Tanz!
Die Sonne verglüht!
Li-Tai-Po
Die Faulheit
Fleiß und Arbeit lob' ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob' ein Bauer.
Ja, der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.
Bruder laß das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Laß uns faul in allen Sachen,
nur nicht faul zu Lieb und Wein,
nur nicht faul zur Faulheit sein.
Gotthold Ephraim Lessing