Warum Zitate (Seite 56)
Aus banger Brust
Die Rosen leuchten immer noch,
die dunklen Blätter zittern sacht,
ich bin im Grase aufgewacht,
o kämst du doch,
es ist so tiefe Mitternacht.
Den Mond verdeckt das Gartenthor,
sein Licht fließt über in den See,
die Weiden stehn so still empor,
mein Nacken wühlt im feuchten Klee,
so liebt' ich dich noch nie zuvor!
So hab' ich es noch nie gewußt,
so oft ich deinen Hals umschloß
und blind dein Innerstes genoß,
warum du so aus banger Brust
aufstöhntest, wenn ich überfloß.
O jetzt,...
Richard Fedor Leopold Dehmel
Du sagst, du wärst so müde wie ein Hund,
So reizbar, krank und hungrig wie ein Hund,
So matt und melancholisch wie ein Hund,
so träge, schläfrig, müßig wie ein Hund.
Doch warum vergleichst Du dich mit einem Hund?
Worin der Mensch geringschätzt einen Hund,
Stell ich dich besser gleich mit einem Hund.
Du bist so treu und ehrlich wie ein Hund,
Bist unbefangen, lieb, so wie ein Hund,
Du bist so klug und tapfer wie ein Hund.
John Davies
Winter
Geduldig ist der Wald,
Behutsamer der Schnee,
Am einsamsten das Reh.
Ich rufe. Was erschallt?
Der Widerhall macht Schritte.
Er kehrt zurück zu seinem Weh:
Das kommt heran wie leise Tritte.
Er findet mich in meiner Mitte.
Warum hab ich den Wald gestört?
Vom Schnee ward nichts gehört.
Hat sich das Reh gescheut?
Wie mich das Rufen reut.
Theodor Däubler
Was fragst du den Mann
Was fragst du den Mann
Nach Heimat und Haus?
Er hat sie nicht –
Du horchest nach Vater
Und Mutter ihn aus,
Er kennt sie nicht.
Was fragst du den Mann
Nach Kind und Weib?
Er klagt doch nicht,
Daß sie ihn verließ
Mit Seele und Leib
Um einen Wicht …
Was fragst du den Mann
Nach seinem Gott?
Er suchte Licht! –
Warum blieb es dunkel
In Elend und Spott?
Er weiß es nicht.
Ada Christen
Dilemma
Das glaube mir – so sagte er –,
Die Welt ist mir zuwider,
Und wenn die Grübelei nicht wär,
So schöß ich mich darnieder.
Was aber wird nach diesem Knall
Sich späterhin begeben?
Warum ist mir mein Todesfall
So eklig wie mein Leben?
Mir wäre doch, potzsapperlot,
Der ganze Spaß verdorben,
Wenn man am Ende gar nicht tot,
Nachdem, daß man gestorben.
Wilhelm Busch
Seufzer eines Ungeliebten
Hast du nicht Liebe zugemessen
Dem Leben jeder Kreatur?
Warum bin ich allein vergessen,
Auch meine Mutter du! Natur?
Wo lebte wohl in Forst und Hürde,
Und wo in Luft und Meer ein Tier,
Das nimmermehr geliebet würde? -
Geliebt wird alles außer mir!
Wenngleich in Hain und Wiesenmatten
Sich Baum und Staude, Moos und Kraut
Durch Lieb und Gegenliebe gatten;
Vermählt sich mir doch keine Braut.
Mir wächst vom süßesten der Triebe
Nie Honigfrucht zur Lust...
Gottfried August Bürger
Die Sehnsuchtsthräne
Bänglich wird mir, und der Minne
Leiden wachen auf in mir; –
Rinne, warmes Thränchen, rinne,
Sieh, noch viele folgen dir.
Warum weilet ihr so lange
An den Augenwimpern mir?
Ist euch zu versiegen bange,
Ach, nicht abgeküßt von ihr?
Rinnet immer, holde Kinder
Meiner Sehnsucht, rinnt herab!
Ach, sonst fließt ihr einst, noch minder
Kußgewärtig auf ihr Grab!
Johann Aloys Blumauer
Vorläufiger Abschied
Wir haben unsere Freundschaft
im Liebesgarten gelebt -
und die Liebe wucherte wie
ein wunderschönes Unkraut.
Wir haben gespürt, daß wir
das nicht einfach leben konnten
und versuchten nun,
die Liebe zu beschneiden,
das Unkraut auszujäten.
Warum aber trampelst du nun auch
alle Freundschaftsblumen nieder?
Kristiane Allert-Wybranietz