Wahnsinn Zitate (Seite 2)
Damals
Ich sitze im Haus allein,
starre einfach vor mich hin,
trinke französischen Wein,
und bin kurz vor dem Wahnsinn.
Äußerlich geht es mir gut,
innen trage ich Trauer,
sogar ein klein bisschen Wut,
liegt versteckt auf der Lauer.
Immer hab ich geschwiegen,
das Damals</em> ständig verdrängt,
doch im Kopf blieb es liegen,
Stück für Stück, uneingeschränkt.
Täglich wurd' ich misshandelt,
brutal, hart, fast unmenschlich,
das Bild hat sich gewandelt
erst, als dem Gräuel ich entwich.
Noch heute...
Horst Rehmann
Die Liebe, sagt man, steht am Pfahl gebunden,
Geht endlich arm, zerrüttet, unbeschuht;
Dies edle Haupt hat nicht mehr, wo es ruht,
Mit Tränen netzet sie der Füße Wunden.
Ach, Peregrinen hab' ich so gefunden!
Schön war ihr Wahnsinn, ihrer Wange Glut,
Noch scherzend in der Frühlingsstürme Wut,
Und wilde Kränze in das Haar gewunden.
War's möglich, solche Schönheit zu verlassen?
– So kehrt nur reizender das alte Glück!
O komm, in diese Arme dich zu fassen!
Doch weh! O weh! was soll mir dieser...
Eduard Mörike
Die Folgen der Ignoranz
Nur gehaßt und stets verleumdet.
Bescheid gewußt, doch ignoriert.
Jetzt zerschlagen und verlassen.
Schicksals Wut zu tief gespürt.
Haupt und Seele kahlgeschoren.
Todgeweiht! Der Wahnsinn spricht.
Untergang heraufbeschworen.
War dir einst so nah, mein Licht!
Gäbe es den Weg zurück, Herr,
würd mein Leben andern weihen.
Niemals wieder aufbegehren
und von Herzen mir verzeihn!
Thomas S. Lutter
Wir fanden Glanz
Wir fanden Glanz, fanden ein Meer, Werkstatt und uns.
Zur Nacht, eine Sichel sang vor unserm Fenster.
Auf unsern Stimmen fuhren wir hinauf,
Wir reisten Hand in Hand.
An deinen Haaren, helles Fest im Morgen,
Irr flogen Küsse hoch
Und stachen reifen Wahnsinn in mein Blut.
Dann dursteten wir oft an wunden Brunnen,
Die Türme wehten stählern in dem Land.
Und unsre Schenkel, Hüften, Raubtierlenden.
Stürmten durch Zonen, grünend vor Gerüchen.
Ernst Wilhelm Lotz
Frühlingsglaube
Es wandert eine schöne Sage
Wie Veilchenduft auf Erden um,
Wie sehnend eine Liebesklage
Geht sie bei Tag und Nacht herum.
Das ist das Lied vom Völkerfrieden
Und von der Menschheit letztem Glück,
Von goldner Zeit, die einst hienieden,
Der Traum als Wahrheit, kehrt zurück.
Wo einig alle Völker beten
Zum Einen König, Gott und Hirt:
Von jenem Tag, wo den Propheten
Ihr leuchtend Recht gesprochen wird.
Dann wird's nur eine Schmach noch geben,
Nur eine Sünde in der Welt:
Des...
Gottfried Keller
Schatten an der Wand
Von einer Kerze magischem Schimmer,
ein Schatten geworfen an meine Wand,
läßt dein Bild entstehen im Zimmer
vom kalten Hauch geführt durch Windes Hand.
Den Tränen nahe, erahne ich dich,
höre die Worte, die du zu mir sprichst:
"Von den Engeln verlassen, ergeb' ich mich
dem einzigen Gott, den du versinnbildlichst".
Du hast mich verlassen, bin nun allein,
dem Wahnsinn ergeben, will nicht ohne dich sein.
Der Schmerz ist geblieben von deinem Schwur,
mich nie zu verlassen, ist...
Gerd Groß
Ist mir oft der Wunsch gekommen
Abzuschütteln diese Glieder,
Dieses Herz voll Sturm und Wunden –
Seid mir theuer, bittre Stunden,
Aber kehret niemals wieder!
Kannst du zwischen Zeilen lesen,
Steht es flammend dir geschrieben:
Nur der Wahnsinn flucht dem Leben,
Nur den Thoren macht es beben –
Wers begriffen, wird es lieben.
Ludwig Eichrodt
Das ists, was mich ganz verstöret:
daß die Nacht nicht Ruhe hält,
wenn zu atmen aufgehöret
lange schon die müde Welt.
Daß die Glocken, die da schlagen,
und im Wald der leise Wind
jede Nacht von neuem klagen
um mein liebes, süßes Kind.
Daß mein Herz nicht konnte brechen
bei dem letzten Todeskuß,
daß ich wie im Wahnsinn sprechen
nun in irren Liedern muß.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff