Vom Leben Zitate (Seite 20)
Du, ich bin ein Luftballon!
Prallgefüllt mit Ideen mache ich mich auf
in den Himmel der Möglichkeiten.
Kunterbunt schwebe ich dahin,
gehalten vom Faden der Realität.
Manchmal, da ist die Luft raus
und dann brauche ich Freunde wie dich,
die mich wieder aufpusten,
mich mit Leben erfüllen
und mir neuen Aufwind geben.
Helga Schäferling
So ist's
Das aber nehmt euch einmal zu Verstande:
Daß einer nie sein Höchstes kann vollbringen,
Wenn nicht ein Gott ihm gnädig löst die Schwingen,
Und nicht ein günst'ger Wind ihn treibt vom Strande.
Denn nie gedeiht der Baum in dumpfem Sande,
Zu Tod sich flattern muß der Aar in Schlingen –
Und ernstes Tun kann stets nur halb gelingen,
Wenn sich die Mitwelt freut an hohlem Tande.
Ja, ob auch eigne Kraft und tiefstes Wollen
Die Größe hebt aus den gemeinen Gleisen:
Des Lebens Mächten muß ein...
Ferdinand von Saar
Um Mitternacht
Um Mitternacht
Hab' ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Hab' ich gedacht,
Hinaus in dunkle Schranken;
Es hat kein Lichtgedanken
Mir Trost gebracht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Nahm ich in Acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz'ger Puls des Schmerzens
War angefacht
Um Mitternacht.
Um Mitternacht
Kämpft' ich die Schlacht,
O Menschheit, deiner Leiden;
Nicht könnt' ich sie entscheiden
Mit meiner...
Friedrich Rückert
Wilde Ehe!
Sie leben in ›wilder Ehe‹,
So sagt des Volkes Mund;
Darob schreitet Ach und Wehe
Der Pharisäer Bund!
Ihr Herz ist rein und heilig,
Wie man sie auch verdammt;
Sie habens nur nicht eilig
Mit ihrem Standesamt!
Doch bei dem Paar da drüben,
Das kirchlich einst getraut,
Da schallt es oft von Hieben,
Da tönt das Fluchen laut.
Da zittern Weib und Kinder,
Vom Ehgemahl bedroht:
Sie fürchten von dem Sünder
Fast täglich ihren Tod!
Nun sagt mir, welche Ehe
Von beiden wirklich ›wild‹?
Die auf...
Hermann Roller
waldgesang
eine mauer aus schwarz
steht der wald in den hängen
die stämme drängen
in die steinkalte nacht
schnee tropft von den zweigen
zu weißem ziel
die moose verharren
in eisigem starren
der wind spielt sein windspiel
zapfenreigen
die eichhörnchenherzen
zittern im traum
sie huschen noch immer
von baum zu baum
eisfarne klingen
neben den rinden
blattharfen singen
vom wiederfinden
des frühlings und beben
an flattrigen zweigen
wurzeln zeigen
ins tiefere leben
alles atmen heißt wald
alle...
Wolfgang J. Reus
Mensch, stell dir vor …
Mensch,
stell dir vor, du wärst die Erde,
und man verpestet dir die Luft,
deine Haut ist voller Herde,
aus denen es gefährlich pufft.
Mensch,
stell dir vor, dein ganzer Körper,
ist besät mit Parasiten,
sie fordern immer, immer mehr,
sind wie Räuber und Banditen.
Mensch,
stell dir vor, in deinen Venen
fließt Chemie aus zig Fabriken,
und vom Fuß bis zu den Zähnen
wird gekämpft um Republiken.
Mensch,
stell dir vor, es geht so weiter,
und du wirst gnadenlos verseucht,
es...
Horst Rehmann
Eisig kalter Februar
Der Februar ist eisig kalt,
hat ein bizarres Bild geprägt,
von weißem Land und Winterwald,
in dem sich kaum noch Leben regt.
Die Eiszapfen hängen vom Dach,
sind mehr als einen Meter lang,
und auch der sonst so laute Bach,
ist mäuschenstill und blitzeblank.
Es glänzt und glitzert überall,
Gevatter Frost marschiert durchs Land,
zeigt wie ein großer Feldmarschall,
das er sie hat – die Oberhand.
Horst Rehmann
Ändere dich!
Du bist zu Gast auf dieser Welt,
denkst immer nur ans liebe Geld,
lässt von Scheinen dich stets blenden,
nimmst sie an, mit beiden Händen.
Keinen Plan hast du für's Leben,
deine Eltern soll'n nur geben,
du bist ein Jemand ohne Wissen,
findest nie ein Ruhekissen.
Dein Horizont reicht auch nicht weit,
sonst wärst zur Umkehr du bereit,
von Einsicht fehlt dir jede Spur,
du kennst nur Egoismus pur.
Manchmal kann ich dich verstehen,
kann den Grund dafür auch sehen,
du hast zuhause...
Horst Rehmann
Das schönste Märchen
Viele Märchen kennt die Kinderwelt,
entzückt sind schon die Allerkleinsten,
zauberhaftes wird gekonnt erzählt,
mit Happy-End vom Allerfeinsten.
Doch nur selten werden Märchen wahr,
das weiß ein jeder Mensch auf Erden,
es besteht auch noch kein Formular,
das zeigt, wie Märchen Wahrheit werden.
Es gibt nur ein bestimmtes Märchen,
das ein jeder liebt und jeder kennt,
Leben</em> heißt dies Wundermärchen,
doch das ist leider – ohne Happy-End.
Horst Rehmann
Wasser
Vom Quell stürzt du als Bach zu Tal,
willst das Flussbett schnell erlangen,
bist frisch und klar, hast keine Wahl,
musst irgendwie zum Meer gelangen.
Hast es sehr eilig, folgst deinem Ziel,
fließt durch Wälder und durch Auen,
verbringst auch Zeit mit Wellenspiel,
an dem sich Menschen gern erbauen.
Natur verschlingt dein köstlich Nass,
durch dich erwacht das neue Leben,
drum fließe Ständig, ohne Unterlass,
dann wird´s die Welt auf ewig geben.
Horst Rehmann
Du greifst in deines eigenen Schicksals Speichen
Du greifst in deines eigenen Schicksals Speichen
mit Kinderhand,
wähnst goldene Liebeskronen zu erreichen,
erhaschst nur Tand.
Zerstörst vom reinsten Glück die heiligen Blüten
mit täppischer Faust –
und lebst dein Leben – Trug und Wahn zu hüten –,
bis es verbraust!
Hermione von Preuschen
Nur einmal noch
Du warst mein Halt
mein Leben
Du warst Geben
unsterblich immerdar
Du warst meine Wärme
meine Liebe
ich bin ein Stück in Dir
vom Tage an in der Wiege
Du mußtest weitergehen
vor neunzehn Jahren hab
ich Dich zuletzt gesehen
so lange schon liegst
Du begraben
Manchmal blitzt es auf in mir
dann bist Du da
als Traumgesicht
das ich verlier
Du warst mein Licht
wo bist Du jetzt?
Sei mir doch nah
nur einmal noch
Mit Deinem Herzschlag
der mich einst gebar
Manfred Poisel
Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite,
Und möchte fürder, immer fürder streben:
Nie könnt ich lang an einer Scholle kleben,
Und hätt ein Eden ich an jeder Seite.
Mein Geist, bewegt von innerlichem Streite,
Empfand so sehr in diesem kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer, zu finden eine zweite.
Doch wer aus voller Seele haßt das Schlechte,
Auch aus der Heimat wird es ihn verjagen,
Wenn dort verehrt es...
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)