Verloren Zitate (Seite 13)
Unsterblichkeit
Muß sich das Hohe auch in diesem Leben
dem Niedern beugen, tröste dein Gemüt!
Ein Narr ist jeder, der ein edles Streben
verloren gibt, weil er die Frucht nicht sieht.
Wohl wird man dich, doch niemals das vergessen,
was du getan und was dein Geist gedacht,
denn, um den kleinsten Lichtstrahl nur zu fressen,
so groß ist keine noch so tiefe Nacht.
Blick auf den Tag! Er starb auf diesen Firnen,
doch hinter jenen neuert sich sein Lauf.
Und so wie er steht hinter andern Stirnen,
was...
Georg Busse-Palma
Ach, wie flüchtig ist die Zeit!
Was wir gestern kaum begonnen,
Heute liegt es schon so weit
Grau und nebelhaft zerronnen –
Ach, so flüchtig ist die Zeit.
Ach, wie flüchtig ist die Zeit!
Doch kein Schritt ging noch verloren,
Denn ein Vater steht bereit,
Wartend vor den ew'gen Toren –
Bei ihm endet Flucht und Zeit!
Clemens Brentano
In dem Lichte wohnt das Heil,
Doch der Pfad ist uns verloren
Oder unerklimmbar steil.
Wenn wir außer uns ihn steigen
Werden wir am Abgrund schwindeln
Aber in uns selbst, da zeigen
Klar und rein die Pfade sich
Glauben, Hoffen, Lieben, Schweigen,
Laß uns diese Pfade steigen,
Daß wir nicht am Abgrund schwindeln.
Wollte Gott herab sich neigen
Und uns seine Hände reichen,
Sieh den Gottessohn in Windeln!
Clemens Brentano
Liebesnacht im Haine
Um uns her der Waldnacht heilig' Rauschen
Und der Büsche abendlich' Gebet,
Seh ich dich so lieblich bange lauschen,
Wenn der West durch dürre Blätter weht.
Und es ist so traulich dann, so stille
Wenn ihr zarter Arm mich fest umschlingt
Und ein einz'ger liebevoller Wille
Unsrer Seelen Zwillingspaar durchdringt.
Fest an dich gebannt, in dich verloren,
Zähle ich an deines Herzens Schlag
Liebesstammelnd jeden Schritt der Horen.
Scheidend küsset uns der junge Tag.
Clemens Brentano
Reichtum
Und alles ist mein, was mein Auge umfaßt,
Es geht mir nicht wieder verloren.
Ein andrer breche die Früchte vom Ast
Und schneid', was die Felder geboren!
Er stopfe die Scheune, er fülle die Truh'
Mit nimmer ermattenden Händen:
ich greife mit meiner Seele zu
Und hoffe im Reichtum zu enden.
Jakob Boßhart
Wetterleuchten
Zerrissene Wolken schimmern hell;
Matt funkeln vereinzelte Sterne.
Ein Wetterleuchten, feuergrell,
Zuckt auf in dämmernder Ferne.
Die flammende Unrast, abends spät
Von der Tagesschwüle geboren,
Dies Lenzgewitter, das rasch vergeht,
Im Grenzenlosen verloren:
Gemahnt an deine Liebe mich,
Die einst in heißen Stunden
So blendend kam, so jäh verblich
Und längst in Nacht entschwunden.
Maximilian Bern
Bahnhof
Er ist abgefahren,
der Zug,
aus dem Gelächter hallt.
Verloren steh'n wir
am leeren Bahnhof,
seh'n ihm nach.
Zu uns'ren Füßen
raschelt Laub,
das schon den Winter ruft.
Von fern die Weise
eines Leiermanns.
Ich dreh mich um,
nehm' meine Koffer
voll Erinnerung,
gehe davon,
dem Leben zu.
Margot S. Baumann
An eine, die vorüberging
Der Straßenlärm betäubend zu mir drang.
In großer Trauer, schlank, von Schmerz gestrafft,
Schritt eine Frau vorbei, die mit der Hand gerafft
Den Saum des Kleides hob, der glockig schwang;
Anmutig, wie gemeißelt war das Bein.
Und ich, erstarrt, wie außer mich gebracht,
Vom Himmel ihrer Augen, wo ein Sturm erwacht,
Sog Süße, die betört, und Lust, die tötet, ein.
Ein Blitz … dann Nacht! – Du Schöne, mir verloren,
Durch deren Blick ich jählings neu geboren,
Werd in...
Charles Baudelaire