Vater Zitate (Seite 12)
Aus der Heimat hinter den Blitzen rot,
Da kommen die Wolken her,
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt mich dort keiner mehr.
Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch und über mir
Rauschet die schöne Waldeinsamkeit,
Und keiner mehr kennt mich auch hier.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Die Unbesungenen
'S gibt Gräber, wo die Klage schweigt,
Und nur das Herz von innen blutet,
Kein Tropfen in die Wimpern steigt,
Und doch die Lava drinnen flutet;
'S gibt Gräber. die wie Mitternacht
An unserm Horizonte stehn,
Und alles Leben niederhalten,
Und doch, wenn Abendrot erwacht,
Mit ihren goldnen Flügeln wehn,
Wie milde Seraphimgestalten.
Zu heilig sind sie für das Lied,
Und mächt'ge Redner doch vor allen,
Sie nennen dir, was nimmer schied,
Was nie und nimmer kann zerfallen;
O, wenn...
Annette von Droste-Hülshoff
Lange hab' ich gelebt und gestrebt,
Viel gesponnen, doch wenig gewebt,
Mehr als ich wert war, ward ich geehrt,
Mehr als Verdienterem, Glück mir beschert:
Nur das Zeugnis darf ich mir geben,
Daß ich bemüht war, pflichttreu zu leben.
Wo ich gewichen vom rechten Pfade,
Hoff' ich in Demut auf Gottes Gnade,
Und in des lebenden Vaters Hände
Leg' ich den Lebensrest und mein Ende.
Moritz Wilhelm Heinrich Drobisch
Komm, o heil'ger Geist und wehe,
Send uns von des Himmels Höhe
Deines Lichtes heil'gen Strahl;
Komm, o Vater du der Armen,
Gabenspender voll Erbarmen,
Füll die Herzen allzumal!
Gieß von lichten Himmelsauen
In uns, die wir gläubig trauen,
Siebenfält'gen Gnadenstrom;
Gib der Tugenden Vollendung,
Gib des Todes sel'ge Wendung,
Ew'ges Fest im ew'gen Dom!
Melchior von Diepenbrock
Bei dem Grabe meines Vaters
Friede sei um diesen Grabstein her!
Sanfter Friede Gottes! Ach, sie haben
Einen guten Mann begraben,
Und mir war er mehr;
Träufte mir von Segen, dieser Mann,
Wie ein milder Stern aus bessern Welten!
Und ich kann's ihm nicht vergelten,
Was er mir getan.
Er entschlief; sie gruben ihn hier ein.
Leiser, süßer Trost, von Gott gegeben,
Und ein Ahnden von dem ew'gen Leben
Düft' um sein Gebein!
Bis ihn Jesus Christus, groß und hehr!
Freundlich wird erwecken - ach, sie...
Matthias Claudius
Was fragst du den Mann
Was fragst du den Mann
Nach Heimat und Haus?
Er hat sie nicht –
Du horchest nach Vater
Und Mutter ihn aus,
Er kennt sie nicht.
Was fragst du den Mann
Nach Kind und Weib?
Er klagt doch nicht,
Daß sie ihn verließ
Mit Seele und Leib
Um einen Wicht …
Was fragst du den Mann
Nach seinem Gott?
Er suchte Licht! –
Warum blieb es dunkel
In Elend und Spott?
Er weiß es nicht.
Ada Christen
Im Concert
Die traurige Kindheit,
Des Vaters Tod.
Der Jugend Blindheit,
Die herbe Noth,
Die Wintertage,
Das dünne Kleid,
Die Sorg' und Plage,
Das Seelenleid …
Die Gleichgiltigkeit,
Die schwer wie Erz,
Die schmerzlose Zeit –
Die mehr als Schmerz …
Das alles wogte,
Wieder vorbei,
Mit leisem Schluchzen
Und dumpfem Schrei,
Als deine Hand
Durch die Saiten glitt –
— — —
O, wie ich litt! –
Ada Christen
Verfrüht
Papa, nicht wahr,
Im nächsten Jahr,
Wenn ich erst groß
Und lesen kann und schreiben kann,
Dann krieg ich einen hübschen Mann
Mit einer Ticktackuhr
An einer goldnen Schnur.
Der nimmt mich auf den Schoß
Und sagt zu mir: Mein Engel,
Und gibt mir Zuckerkrengel
Und Kuchen und Pasteten.
Nicht wahr, Papa?
Der Vater brummt: Na, na,
Was ist das für Gefabel.
Die Vögel, die dann flöten,
Die haben noch keinen Schnabel.
Wilhelm Busch
So nicht
Ums Paradies ging eine Mauer
Hübsch hoch vom besten Marmelstein.
Der Kain, als ein Bub ein schlauer,
Denkt sich: »Ich komme doch hinein.«
Er stieg hinauf zu diesem Zwecke
An einer Leiter mäuschenstumm.
Da schlich der Teufel um die Ecke
Und stieß ihn samt der Leiter um.
Der Vater Adam, der's gesehen,
Sprach, während er ihn liegen ließ:
»Du Schlingel! Dir ist recht geschehen.
So kommt man...
Wilhelm Busch
Noch zwei?
Durch das Feld ging die Familie,
Als mit glückbegabter Hand
Sanft errötend Frau Ottilie
Eine Doppelähre fand.
Was die alte Sage kündet,
Hat sich öfter schon bewährt:
Dem, der solche Ähren findet,
Wird ein Doppelglück beschert.
Vater Franz blickt scheu zur Seite.
Zwei zu fünf das wäre viel.
Kinder, sprach er, aber heute
Ist es ungewöhnlich schwül.
Wilhelm Busch
Ach, wie flüchtig ist die Zeit!
Was wir gestern kaum begonnen,
Heute liegt es schon so weit
Grau und nebelhaft zerronnen –
Ach, so flüchtig ist die Zeit.
Ach, wie flüchtig ist die Zeit!
Doch kein Schritt ging noch verloren,
Denn ein Vater steht bereit,
Wartend vor den ew'gen Toren –
Bei ihm endet Flucht und Zeit!
Clemens Brentano
Treuer, heiliger Gott und Vater!
Verleihe mir Vernunft, dich zu erkennen,
Gefühl, dich zu spüren,
Geist, dich zu verstehen.
Gib mir Eifer, dich zu suchen,
Weisheit, dich zu finden,
Verlangen, dich zu lieben.
Schenke mir ein Herz, das über dich nachdenkt,
und Taten, die dich groß machen.
Gib mir Augen, dich zu sehen,
Ohren, dich zu hören,
eine Zunge, dich zu verkündigen,
Gewähre mir Geduld, auf dich zu warten,
deine heilige Gegenwart,
ein seliges Ende
und das ewige Leben.
Benedikt von Nursia