Trennung Zitate (Seite 2)
Sonett 116
Nichts kann den Bund zwei treuer Herzen hindern,
Die wahrhaft gleichgestimmt. Lieb' ist nicht Liebe,
Die Trennung oder Wechsel könnte mindern,
Die nicht unwandelbar im Wandel bliebe.
O nein! Sie ist ein ewig festes Ziel,
Das unerschüttert bleibt in Sturm und Wogen,
Ein Stern für jeder irren Barke Kiel, –
Kein Höhenmaß hat seinen Werth erwogen.
Lieb' ist kein Narr der Zeit, ob Rosenmunde
Und Wangen auch verblühn im Lauf der Zeit –
Sie aber wechselt nicht mit Tag und Stunde,
Ihr Ziel...
William Shakespeare
Untrennbar
Wie lang ach! warst du in der Ferne!
Zog auch mein liebend Herz mit dir,
Du standest nur, gleich einem Sterne,
In meinen Träumen über mir.
Doch, deucht mir, warst du bei mir immer,
Seh' ich dir jetzt ins Angesicht –
Weil ganz der alten Liebe Schimmer
Aus deinem treuen Auge bricht.
Und hältst du mich so lind umfangen
Mit unverlernter Zärtlichkeit –
Ist mir, als wären wir gegangen
So Hand in Hand die ganze Zeit.
Vergessen ist nun alles Scheiden,
Daß wir einst fern, wir...
Ludwig Pfau
Unbewußtes
Was fragst du mich, wie es wohl sei gekommen,
Daß also hell der Liebesstrahl entglommen,
Der meines Daseins schönes Sonnenlicht?
Ich weiß es nicht!
Was fragst du mich, wie ich es werd' ertragen,
Wenn einst nach diesen himmellichten Tagen
Herein die finstre Nacht der Trennung bricht?
Ich weiß es nicht!
Betty Paoli
Das Vergissmeinnicht
(Für meinen kleinen Sonnenschein Morris)
Dort wo du jetzt bist, steht ein kleines Vergissmeinnicht.
Es wächst auf einer grünen Wiese im hellen Sonnenlicht.
Sei nicht traurig, denke immer daran,
dass unsere Trennung nicht für immer sein kann.
Eines Tages werden wir uns wiedersehen,
und gemeinsam durch deine ewige Heimat gehen.
Natunika
Ein Rosenzweig
Im Süden war's. Zur Nachtzeit. Eine Gasse.
Ich trat aus deinem Haus und schloß das Tor
und wandte noch einmal den Blick empor:
da flog ein Zweig aus deinem Dachgelasse
und fiel aufs Pflaster, – daß ich rasch mich bückte
und deinen Hauch noch warm vom Munde nahm
der schweren Rosen, deren Gruß den Gram
der kurzen Trennung duftend überbrückte.
Christian Morgenstern
Tod und Trennung
Gottes Milde mocht es fügen,
Liegt ein Mensch in letzten Zügen,
Stehn am Sterbepfühl die Seinen,
Daß sie müssen weinen, weinen;
Daß sie nicht vor Tränen schauen
Das unnennbar bange Grauen,
Wie der Geist verläßt die Hülle,
Letztes Zucken, tiefe Stille.
Weh dem Tränenlosen, wehe,
Der sich wagt in Sterbens Nähe,
Denn ihm kann durchs ganze Leben
Jenes Grauen heimlich beben.
Doch ein Anblick tiefrer Trauer,
Bänger als des Sterbens Schauer,
War es, könnt ein Aug es...
Nikolaus Lenau
Zu spät
Hab' an die Dornen nicht gedacht,
Als ich die Rose brach,
Die Blätter sanken über Nacht,
Der Dorn mich blutig stach.
Hab' an den Winter nicht gedacht
Im Frühlings-Sonnenstrahl,
Nun schwand die duft'ge Blumenpracht
Und öd' ist's allzumal.
Hab' an das Scheiden nicht gedacht,
Als ich mein Lieb umfing,
Nun kommt der Trennung kalte Nacht,
Die Rosenzeit verging.
Daß ich an's Ende nicht gedacht,
Das macht mir bittern Schmerz,
Das Leid ist kommen über Nacht,
Und bricht mir nun das Herz.
Auguste Kurs
Unsre Seelen bleiben freilich,
In platonischer Empfindung,
Fest vereinigt, unzerstörbar
Ist die geistige Verbindung.
Ja sogar im Trennungsfalle
Fänden sie doch leicht sich wieder;
Denn die Seelen haben Flügel,
Schnelles Schmetterlingsgefieder;
Und dabei sind sie unsterblich,
Und die Ewigkeit ist lange;
Und wer Zeit hat und wer suchet
Findet, was er auch verlange.
Doch den Leibern, armen Leibern,
Wird die Trennung sehr verderblich,
Haben keine Flügel, haben
Nur zwei Beine, und sind...
Heinrich Heine
Scheidelied
Kein Lebewohl, kein banges Scheiden!
Viel lieber ein Geschiedensein!
Ertragen kann ich jedes Leiden,
doch trinken kann ich nichts wie Wein.
Wir saßen gestern noch beisammen,
von Trennung wußt ich selbst noch kaum!
Das Herz trieb seine alten Flammen,
die Seele spann den alten Traum.
Dann rasch ein Kuß vom lieben Munde,
nicht schmerzgetränkt, nicht angstverkürzt!
Das nenn' ich eine Abschiedsstunde,
die leere Ewigkeiten würzt.
Christian Friedrich Hebbel
Die eine Klage
Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden,
Bittrer Trennung Schmerz;
Wer geliebt, was er verloren,
Lassen muß, was er erkoren,
Das geliebte Herz,
Der versteht in Lust die Tränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Grenzen schwinden
Und des Daseins Pein.
Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt‘ ein Wesen liebgewinnen,
O! den tröstet’s nicht ,
Daß für Freuden, die verloren,
Neue werden neu...
Karoline von Günderode
Abschied
War unersättlich nach viel tausend Küssen,
Und mußt mit einem Kuß am Ende scheiden.
Nach herber Trennung tiefempfundnem Leiden
War mir das Ufer, dem ich mich entrissen,
Mit Wohnungen, mit Bergen, Hügeln, Flüssen,
Solang ich's deutlich sah, ein Schatz der Freuden;
Zuletzt im Blauen blieb ein Augenweiden
An fernentwichnen lichten Finsternissen.
Und endlich, als das Meer den Blick umgrenzte,
Fiel mir zurück ins Herz mein heiß Verlangen;
Ich suchte mein Verlornes gar verdrossen.
Da war...
Johann Wolfgang von Goethe
Abschied
Ich hätte es vorher nicht geglaubt,
doch die Trennung fiel mir leicht.
Unsere Liebe war eine Rose ohne Duft.
Nur eine Blume, die nach außen blühte.
Ein Hafen mit abgestandenem Wasser.
So fühlten wir einander,
daß wir die Zärtlichkeit vergaßen.
Warum konnte ich sie nicht bewundern?
Und tat sie es bei mir?
Es war eine Liebe der Vernunft,
ohne die Zutaten des Herzens!
Volkmar Frank