Träumen Zitate (Seite 11)
Liebesglück
Wenn Dichter sonst in warmen Phantasien,
Von Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,
Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen,
So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.
Mir aber hat ein güt'ger Gott verliehen,
Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen,
Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen,
Der Unschuld Blick von süßem Feuer glühen.
Auch ich trug einst der Liebe Müh' und Lasten,
Verschmähte nicht, den herben Kelch zu trinken,
Damit ich seine Lust nun ganz...
Eduard Mörike
Eingelegte Ruder
Meine eingelegten Ruder triefen,
Tropfen fallen langsam in die Tiefen.
Nichts, das mich verdroß! Nichts, das mich freute!
Niederrinnt ein schmerzenloses Heute!
Unter mir – ach, aus dem Licht verschwunden –
Träumen schon die schönern meiner Stunden.
Aus der blauen Tiefe ruft das Gestern:
Sind im Licht noch manche meiner Schwestern?
Conrad Ferdinand Meyer
Sehnsucht
Überall
in dem All,
mag ich liegen oder stehen,
mag ich ruhen oder gehen,
immer die Geliebte seh'.
Wonnig mild
steigt ihr Bild,
mag ich träumen oder wachen,
mag ich weinen oder lachen,
vor den Augen in die Höh'.
Ist sie fern,
immer gern
eilt mein Herz sie zu belauschen,
Liebeswonnen einzutauschen
in der heißgeliebten Näh'.
Ist sie nah,
ist sie da,
sink ich flehend vor ihr nieder,
singe neue Liebeslieder,
sing von meines Herzens Weh'!
Zög sie dann
mich heran,
würd' ich feurig sie...
Daniel Eduard Meier
Das SternenKind
Gekommen aus den Sternen
gestrandet auf dieser Welt,
erkannt als Mensch
unter Menschen!
Nie wahrgenommen,
bis zu dem Moment,
als er dann anfing
zu Träumen!
Erschaffen aus den Sternen,
geformt durch den Dreamer,
erdacht von dem Philosophen,
und zurückgegangen zu seinen Wurzeln,
zu den Sternen,
das ist das SternenKind.
Franz Marc
Bei aller Hektik sollten wir nicht vergessen,
daß Zeit das begrenzteste Mittel ist,
welches wir Menschen zur Verfügung haben,
deshalb sollten wir uns öfter Zeit nehmen;
für die Liebe – denn sie ist das Geheimnis des Lebens!
zum Spielen – dies ist die Freude der Jugend!
zum Träumen – denn dies ist die Wahrung unserer Hoffnung!
zum Lachen – dies ist die Würze des Lebens!, und
zum Arbeiten – denn dies ist der Preis unseres Erfolgs!
Nehmen wir uns einfach Zeit.
Arthur Lassen
Man merkte, daß der Wein geraten war:
Der alte Bettler wankte aus dem Tor,
Die Wangen glühend, wie ein Rosenflor,
Mutwillig flatterte sein Silberhaar.
Und vor und hinter ihm die Kinderschar
Umdrängt' ihn, wie ein Klein-Bacchantenchor,
D'raus ragte schwank der Selige empor,
Sich spiegelnd in den hundert Äuglein klar.
Am Morgen, als die Kinderlein noch schliefen,
Von jungen Träumen drollig angelacht,
Sah man den braunen Wald von Silber triefen.
Es war ein Reif gefallen über Nacht;
Der Alte lag...
Gottfried Keller
Familienglück – o heilig stiller Tempel,
Der Liebe Kultus, der nur Liebe heischt,
Auf unser Dasein drückst erst du den Stempel,
Verbindest Herzen, wo die Welt zerfleischt.
Es ging das Paradies für uns verloren,
Der Cherub wehrt der Vermessenheit;
Doch ward ein neues Eden uns geboren
In deinen Träumen, traute Häuslichkeit! –
Eduard Ernst Heinrich Kauffer
Vorfrühling
Es fällt die Abenddämmerung
vom Himmel nebelnd und weich,
der laute Tag verstummet,
einem müden Kinde gleich.
Nur unsichtbar hernieder
vom Wipfel im leeren Hag
durch raschelnde Blätter des Vorjahrs
ruft einer Drossel Schlag.
Die Wolke löst sich rieselnd
in Tropfen feucht und sacht;
auf einsamem Wege befällt mich
die dunkelnd einsame Nacht.
Mir aber ist süß und sonnig
von Träumen die Seele bewegt,
wie selig vor seinem Geburtstag
ein Kind zum Schlafen sich legt.
Wilhelm Jensen