Süßes Zitate (Seite 49)
An die Hausmutter
Wenn du nur frisch und fröhlich bist,
gleich sind wir's alle auch,
und uns umweht's zu jeder Frist
wie milder Frühlingshauch.
Du bist die Sonn' in unserm Haus;
strahlst da nur wolkenfrei,
so blüht im wildsten Zeitgebraus
uns doch der schönste Mai.
Walt's Gott denn, daß es Tag für Tag
nur so durch dich uns mait,
dann sprechen wir, was kommen mag,
stets, stets von guter Zeit.
Friedrich Adolf Krummacher
Der Liebende
Beglückt, beglückt,
Wer dich erblickt,
Und deinen Himmel trinket,
Wenn dein Gesicht
Voll Engellicht
Den Gruß des Friedens winket.
Ein süßer Blick,
Ein Wink, ein Nick,
Glänzt mir wie Frühlingssonnen;
Den ganzen Tag
Sinn' ich ihm nach,
Und schweb' in Himmelswonnen.
Dein holdes Bild
Führt mich so mild
An sanfter Blumenkette;
In meinem Arm
Erwacht es warm,
Und geht mit mir zu Bette.
Beglückt, beglückt,
Wer dich erblickt,
Und deinen Himmel trinket,
Wem süßer Blick
Und Wink und...
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Lebensbrot
Gib es nicht den Vielen,
Sie verstehen's selten:
Flug zu feinsten Zielen
Lassen sie nicht gelten.
Plump ins Auge springen
Muß, wozu sie drängen,
An den Außendingen
Bleibt ihr Wille hängen.
Messen alle Gabe
Nach der Gier der Meisten,
Wähnen, alles trabe
Nach gemeinem Leisten.
Mögen's nie erfassen,
Daß die Himmelskronen
Sich erringen lassen
Nur durch Höllenzonen.
Daß ein köstlich Winken,
Süß wie Frauenkosen,
Mild wie Sternenblinken,
Liegt im Absichtslosen.
Daß die tiefen...
Karl Henckell
Vor Freude will ich singen
Vor Freude will ich singen,
Weil's mir jetzt tut gelingen.
Denn die ich hab begehrt,
Die hat mir Gott beschehrt.
Der ich mich hab ergeben,
Mit ihr in Freud zu leben.
Sie hat mein Herz besessen,
Kann ihrer nicht vergessen.
Ich hab oft großes Leiden,
Jetzt ist's verkehrt in Freuden.
Was lang ich hab begehrt,
Das ist mir jetzt gewährt.
All's Trauren will ich meiden,
Ob mich gleich viel drum neiden,
Was Gott ein'm tut bescheren,
Kann ihm kein Mensch verwehren.
Hans Leo Haßler von Roseneck
Wir hatten's einst so gut verstanden,
zu küssen uns zu rechter Stund,
eh wir es selber ganz empfanden,
gefunden hatte Mund den Mund.
Ein einiger Gedanke schwebte,
war weder mir noch dir bewusst,
und plötzlich Lipp an Lippe bebte
und plötzlich bebte Brust an Brust.
Dann haben wir's vergessen müssen,
verleugnet ward die Kinderzeit,
wir trugen, statt uns froh zu küssen,
ehrbar und dumm das Heuchlerkleid.
Doch als ich heut nach langen Tagen,
dich still Geliebte wiedersah –
wir hatten's gar zu...
Otto Erich Hartleben
Such' Er den redlichen Gewinn!
Sei Er kein schellenlauter Tot!
Es trägt Verstand und rechter Sinn
Mit wenig Kunst sich selber vor;
Und wenn's Euch ernst ist, was zu sagen,
Ist's nötig, Worten nachzujagen?
Ja, Eure Reden, die so blinkend sind,
In denen Ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt,
Sind unerquicklich wie der Nebelwind,
Der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt.
Johann Wolfgang von Goethe
Vorüber
O darum ist der Lenz so schön
Mit Duft und Strahl und Lied,
Weil singend über Tal und Höh'n
So bald er weiter zieht;
Und darum ist so süß der Traum,
Den erste Liebe webt,
Weil schneller als die Blüt' am Baum
Er hinwelkt und verschwebt.
Und doch! Er läßt so still erwärmt,
So reich das Herz zurück;
Ich hab' geliebt, ich hab' geschwärmt,
Ich preis' auch das als Glück.
Gesogen hab' ich Strahl auf Strahl
Ins Herz den kurzen Tag;
Die schöne Sonne sinkt zu Tal.
Nun komm', was kommen...
Emanuel Geibel
Das ist's
Das ist's, was an der Menschenbrust
Mich oftmals läßt verzagen,
Daß sie den Kummer wie die Lust
Vergißt in wenig Tagen.
Und ist der Schmerz, um den es weint,
Dem Herzen noch so heilig –
Der Vogel singt, die Sonne scheint.
Vergessen ist er eilig.
Und war die Freude noch so süß –
Ein Wölkchen kommt gezogen,
Und vom geträumten Paradies
Ist jede Spur verflogen.
Und fühl ich das, so weiß ich kaum,
Was mir weckt tiefre Schauer,
Daß gar so kurz der Freude Traum,
Oder so kurz die Trauer?
Emanuel Geibel
Herbstgefühl
O wär' es bloß der Wange Pracht,
Die mit den Jahren flieht!
Doch das ist's, was mich traurig macht,
Daß auch das Herz verblüht;
Daß, wie der Jugend Ruf verhallt,
Und wie der Blick sich trübt,
Die Brust, die einst so heiß gewallt,
Vergißt, wie sie geliebt.
Ob von der Lippe dann auch kühn
Sich Witz und Scherz ergießt,
's ist nur ein heuchlerisches Grün,
Das über Gräber sprießt.
Die Nacht kommt, mit der Nacht der Schmerz,
Der eitle Flimmer bricht:
Nach Tränen sehnt sich unser...
Emanuel Geibel
Lob der Weine
Man sagt wohl: in dem Maien,
Da sind die Brünnlein g'sund –
Ich glaub's nit, bei mein Treuen,
Es schwenkt ei'm nur den Mund
Und tut im Magen schweben,
Drum will mir's auch nicht ein:
Ich lob die edlen Reben,
Die bring'n uns guten Wein.
Nun sei mir gottwillkommen,
Du edler Rebensaft!
Ich hab gar wohl vernommen,
Du bringst mir süße Kraft,
Läßt mir mein G'müt nicht sinken
Und stärkst das Herze mein –
Drum wollen wir dich trinken
Und alle fröhlich sein!
Johann Friedrich Fischart
Die Welt treibt fort ihr Wesen,
Die Leute kommen und gehn,
Als wärst du nie gewesen,
Als wäre nichts geschehn.
Wie sehn ich mich aufs neue
Hinaus in Wald und Flur!
Ob ich mich gräm, mich freue,
Du bleibst mir treu, Natur.
Da klagt vor tiefem Sehnen
Schluchzend die Nachtigall,
Es schimmern rings von Tränen
Die Blumen überall.
Und über alle Gipfel
Und Blütentäler zieht
Durch stillen Waldes Wipfel
Ein heimlich Klagelied.
Da spür ich's recht im Herzen,
Daß du's, Herr, draußen bist –
Du weißt's,...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Frühlingsdämmerung
In der stillen Pracht,
in allen frischen Büschen und Bäumen
flüstert's wie Träumen
die ganze Nacht.
Denn über den mondbeglänzten Ländern
mit langen weißen Gewändern
ziehen die schlanken
Wolkenfrau'n wie geheime Gedanken,
senden von den Felsenwänden
hinab die behenden
Frühlingsgesellen, die hellen Waldquellen,
die's unten bestellen
an die duftgen Tiefen,
die gerne noch schliefen.
Nun wiegen und neigen in ahnendem Schweigen
sich alle so eigen
mit Ähren und Zweigen,
erzählens'...
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Frühe
Im Osten graut's, der Nebel fällt,
Wer weiß, wie bald sich's rühret!
Doch schwer im Schlaf ruht noch die Welt,
Von allem nichts verspüret.
Nur eine frühe Lerche steigt,
Es hat ihr was geträumet
Vom Lichte, wenn noch alles schweigt,
Das kaum die Höhen säumet.
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Alles heilig
Ich sag es euch 's ist alles Heilig jetzt,
Und wer im Blühen einen Baum verletzt,
Der schneidet ein wie in ein Menschenherz;
Und wer sich eine Blume pflückt zum Scherz,
Und sie dann von sich schleudert sorgenlos,
Der reißt ein Kind von seiner Mutter Schoß;
Und wer dem Vogel jetzt die Freiheit raubt,
Der sündigt an eines Sängers Haupt;
Und wer im Frühling bitter ist und hart,
Vergeht sich gegen Gott, der sichtbar ward! –
Ida von Düringsfeld