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Was wirst du tun, Gott, wenn ich sterbe?
Ich bin dein Krug (wenn ich zerscherbe?)
Ich bin dein Trunk (wenn ich verderbe?)
Bin dein Gewand und dein Gewerbe,
mit mir verlierst du deinen Sinn.
Nach mir hast du kein Haus, darin
dich Worte, nah und warm, begrüßen.
Es fällt von deinen müden Füßen
die Samtsandale, die ich bin.
Dein großer Mantel läßt dich los.
Dein Blick, den ich mit meiner Wange
warm, wie mit einem Pfühl, empfange,
wird kommen, wird mich suchen, lange -
und legt beim...
Rainer Maria Rilke
Alle, welche dich suchen,
versuchen dich.
Ich aber will dich begreifen,
wie dich die Erde begreift -
Ich will von dir keine Eitelkeit,
die dich beweist.
Ich weiß, daß die Zeit
anders heißt
als du.
Tu mir kein Wunder zulieb,
gib deinen Gesetzen recht,
die von Geschlecht zu Geschlecht
sichtbar sind.
Rainer Maria Rilke
Manchmal...
manchmal sind wir auf der Suche!
Manchmal stehen wir im Dunkel,
manchmal suchen wir ein Licht.
Manchmal,
manchmal ist unser Leben farblos!
Manchmal ist unsere Welt zu groß,
manchmal ist unser Leben festgefahren.
Manchmal,
manchmal zeigen wir kein Gesicht,
manchmal bewußt nicht,
manchmal nicht bewußt.
Manchmal,
manchmal stehen wir wie gelähmt!
Manchmal stehen wir, obwohl es weitergehen könnte
Manchmal, ja manchmal müssen wir uns die Frage
stellen,
ob wir nicht vielleicht auch gerne...
Sven Peter Riehn
Gebet zur Nacht
Wenn die Sonne untergeht,
dort wo Erd und Himmel sich vereinen,
wenn die letzten goldenen Strahlen
Wolkenbilder sanft umgeben,
geht die Welt zur nächt'gen Ruh.
All des Meeres stille Wellen
nur noch plätschernd sich verlieren
in dem Sand,
der weit und breit
nun verlassen und allein –
und die Möwen suchen kreischend
noch zur Nacht
die letzte Nahrung,
bis der Sonne Schein erlischt
und der Mond mit seinem Licht
schließt des Tages Fülle ein.
Als die Sonne unterging,
wo Erd und...
Otto Reinhards
Insel des Glücks
Die Insel des Glücks ist nicht weit,
du musst sie auch nicht suchen,
das Glück und die Glückseligkeit,
kannst du zuhause buchen.
Dein Daheim ist Wolke sieben,
kannst täglich auf ihr schweben,
Menschen, die dich innig lieben,
versüßen dir das Leben.
Halt fest an diesem Domizil,
genieße jeden Augenblick,
denn diese Insel schenkt so viel –
Freude, Herzlichkeit und Glück.
Horst Rehmann
Mein Wunschkartenhaus
Die Sonne geht unter,
ich spaziere am Strand,
der Westwind weht munter,
über Wasser und Land.
Eine Möwe kreischt schrill,
fliegt direkt auf mich zu,
dreht dann ab – es wird still –
in meinem Kopf kreist – Du.
Gerne denk ich zurück,
an die Traumzeit mit Dir,
als wir schwebten im Glück,
voller Lust, voller Gier.
Jetzt fühl ich mich einsam,
mein Herz ist zerrissen,
mein Wunsch ist – gemeinsam,
die Fahnen neu hissen.
Doch dies bleibt nur Sehnsucht,
ein ständiges Hoffen,
ein...
Horst Rehmann
Liebe ist die Essenz.
Liebe ist das Sein ohne Ablehnung.
Liebe ist die Erkenntnis des Einsseins,
des Wiedererkennens deines Ursprungs.
Liebe ist das Wunder, das uns erschaffen
hat und nach unserem Erkennen ruft.
Liebe ist die Harmonie der Seelen.
Liebe ist das Erkenne,
daß Trennung nur im Intellekt entsteht.
Liebe ist das Auflösen dieser Trennung.
Liebe ist Weite in deinem Herzen.
Liebe ist das Verschmelzen von oben und unten.
Die Sehnsucht nach deinem eigenen
Ursprung ist der Weg hin zur...
Irina Rauthmann
Hunger
In mir ist ein tiefer Hunger,
ein unbeschreibliches Verlangen
nach Nähe und Liebe eines Menschen,
der mich herausholt aus meiner Einsamkeit.
Es heißt,
dieser Mensch sei längst da,
ganz nahe bei mir,
in mir selbst!
Ich lerne, mich selbst zu mögen,
meinen Wert zu erkennen,
mich zu schätzen und anzunehmen,
mich zu lieben.
Ich will hinausgehen,
die Menschen suchen,
die meine Liebe brauchen,
sie ihnen schenken.
Wird mein Hunger jemals gestillt?
Beate Prager
Neben dir allein
Ich hab im Schmerz
nach dir gerufen
dein Herz gebeten
mich zu sehn
ich bin viele tausend Stufen
gefallen tief beim Suchen
und konnte mich nicht mehr verstehn
Ich hab ein Wort
gebeten mich zu tragen
dein Bild gestreichelt
mein zu sein
ich bin an graubedeckten Tagen
versunken unter Fragen
und fand mich neben dir allein
Ich hab die Nacht
gebeten, dich zu spüren
den Traum befragt
um dein Gesicht
ich stand vor verschloßnen Türen
und niemand mich zu führen
aus der...
Manfred Poisel
Geschenk der Stille
Das tägliche Denken
beantwortet unsere eigene Frage nicht.
Das tägliche Sprechen
schenkt uns nicht das Lösungswort,
das wir suchen.
Die Antworten wachsen aus der Stille.
Sie führt uns zurück in den Alltag.
Aber wir denken und sprechen
eine Weile wieder mit größerer Zuversicht.
Robert Muthmann
Chor der Toten
Wir Toten, wir Toten sind größere Heere
Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere!
Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten,
Ihr schwinget die Sicheln und schneidet die Saaten,
Und was wir vollendet und was wir begonnen,
Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen,
Und all unser Lieben und Hassen und Hadern,
Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern,
Und was wir an gültigen Sätzen gefunden,
Dran bleibt aller irdische Wandel...
Conrad Ferdinand Meyer
Heut' läßt man Lesben und die Schwulen
um ihresgleichen offen buhlen
und sagt ganz logisch - und auch richtig,
es sei für alle Menschen wichtig,
was die Natur ihnen gegeben,
im ganzen Umfang auszuleben!
Mich selbst hat's nie dorthin getrieben:
Ich bin heterosexuell geblieben
Doch wenn Menschenrechte zählen,
dann soll doch jeder Mensch frei wählen,
wen er zu seinem Partner macht -
im Tagesleben und bei Nacht!
Der Staat hat - sollten wir verbuchen -
in fremden Betten nichts zu...
Willy Meurer