Suche Zitate (Seite 10)
Du warest mir ein täglich Wanderziel,
Viellieber Wald, in dumpfen Jugendtagen;
Ich hatte dir geträumten Glücks so viel
Anzuvertraun, so wahren Schmerz zu klagen.
Und wieder such' ich dich, du dunkler Hort,
Und deines Wipfelmeers gewaltig Rauschen -
Jetzt rede du! Ich lasse dir das Wort!
Verstummt ist Klag' und Jubel. Ich will lauschen.
Conrad Ferdinand Meyer
Alles war ein Spiel
In diesen Liedern suche du
Nach keinem ernsten Ziel!
Ein wenig Schmerz, ein wenig Lust,
Und alles war ein Spiel.
Besonders forsche nicht danach,
Welch Antlitz mir gefiel,
Wohl leuchten Augen viele drin,
Doch alles war ein Spiel.
Und ob verstohlen auf ein Blatt
Auch eine Träne fiel,
Getrocknet ist die Träne längst,
Und alles war ein Spiel.
Conrad Ferdinand Meyer
Du warest mir, ein täglich Wanderziel,
viellieber Wald, in dumpfen Jugendtagen.
Ich hatte dir geträumtes Glück soviel
anzuvertraun, so wahren Schmerz zu klagen.
Und wieder such ich dich, du dunkler Hort,
und deines Wipfelmeeres gewaltig Rauschen –
Jetzt rede du! Ich lasse dir das Wort!
Verstummt ist Klang und Jubel.
Ich will lauschen.
Conrad Ferdinand Meyer
Selbstprüfung
Es naht ein ernster, heilger Tag,
an dem ich in mich forschen gehe,
nach allem, was ich suche, frag
und vor mir selbst als Richter stehe.
Ich halte da ein streng Gericht
und prüfe nicht etwa gelinde,
damit dereinst bei Gott ich nicht
ein niederschmetternd Urteil finde.
Und wann kommt dieser ernste Tag?
An jedem Morgen kehrt er wieder
und schreibt der Stünden schweren Schlag
für einst und ewig in mir nieder.
Karl May
Hast Du Geld, dann bückt sich Jeder.
Bist Du arm, dann drückt Dich Jeder.
Hast Du Geist, verehrt Dich Jeder.
Bist Du schön, begehrt Dich Jeder.
Hast Du Witz, belacht Dich Jeder.
Bist Du dumm, veracht't Dich Jeder.
Bist Du grob, verläßt Dich Jeder.
Bist Du fein, hält fest Dich Jeder.
Hast Du Herz, dann liebt Dich Jeder.
Bist Du stolz, dann flieht Dich Jeder.
Giebst Du gern, dann such Dich Jeder.
Nimmst Du gern, verflucht Dich Jeder.
Bist Du stark, dann schätzt Dich Jeder.
Bist Du schwach,...
Heinrich Martin
Ein Morgen im Walde.
Dunkle Waldesbäume,
Wie sind sie so hold,
Weht durch grüne Bäume
Morgensonnengold.
Efeuzweige ranken
Sich durch's weiche Gras,
Glockenblumen schwanken
Ohne Unterlaß.
Schlanke Stämme breiten
Ihre Wipfel aus,
Heil'ge Schauer gleiten
Durch dies Gotteshaus.
Waldeslust und -leben,
Drüber Himmelsblau!
All dies Blüh'n und Weben
Spiegelt sich im Tau.
Will dein Herz ergrimmen
Ob dem Tun der Welt
Hör des Waldes Stimmen,
Such sein grünes Zelt!
Dort wirst du erhalten...
Eugenie Marlitt
Wenn ein Leid dich schwer bedrängt,
Tritt entgegen ihm mit Waffen;
Wenn es dir den Raum beengt,
Suche selbst dir Raum zu schaffen!
Zeige dich zu jeder Zeit
Stärker als dein Herzensjammer,
Sei nicht Amboß deinem Leid,
Nein, sei deines Leidens Hammer.
Wenn die Qual nicht heut' von dir
Überwunden und gebannt ist,
Wisse, daß du dann von ihr
Morgen dreifach übermannt bist.
Hermann Marggraff
Mittagszauber
Vor Wonne zitternd hat die Mittagsschwüle
Auf Tal und Höh' in Stille sich gebreitet;
Man hört nur, wie der Specht im Tannicht scheitet,
Und wie durchs Tobel rauscht die Sägemühle.
Und schneller fließt der Bach, als such' er Kühle.
Die Blume schaut ihm durstig nach und spreitet
Die Blätter sehnend aus, und trunken gleitet
Der Schmetterling vom seidnen Blütenpfühle.
Am Ufer sucht der Fährmann sich im Nachen
Aus Weidenlaub ein Sonnendach zu zimmern
Und sieht ins Wasser, was die...
Hermann Ritter von Lingg
Wo willst du hin?
Wo willst du hin?
Es ist so kalt
Wo willst du hin?
Ich such dich bald
Mir ist kalt, ich bin allein
Es kommt die Frage nach dem Sein
Nach dem großen Sinn des Lebens
Der in Liebe ist gegeben
Um diesen Kreislauf fortzuwähren,
Muss ich für dich sehr viel entbehren
Doch dieses Geben ist Genuss
Die Liebe selbst sie ist ein Muss
Doch wo willst du hin?
Es ist so kalt
Aber wo willst du hin?
Du sagst „Bis Bald“
Ich freu mich auf das Wiedersehen
Dein Gesicht erneut zu erspähen
Denn das...
Frank Korablin
Traum
Bleib, o bleib in deiner Träume Welt,
Such nicht des Lebens wirkliches Sein!
Es hat nur dunkle oder grelle Farben,
Der Traum nur hat der Morgensonne Schein;
Stirbst du lebend, bist du tot noch des Lebens,
Kehren wird dein Geist zu der Erde zurück;
Stirbst du als Träumer, kannst du ruhig sterben,
Mit dir verbleicht auch dein ewiges Glück.
Jens Peter Jacobsen
Moderne Dichtung
Bewegst du dich auf dem tiefen Meer
der Buchstaben, Wörter und Sprüche.
Paß auf! - Die Leuchtfeuer der großen Werke,
die abgewetzten Klippen der Metaphern,
die seichten Untiefen der Banalität.
Und überall die Gestade des Stumpfsinns.
Auf dieser Breite such' nicht nach Neuland.
Die Neuen Ufer - noch nicht in Sicht.
Bernd (bejot) Jacobs
Da ich weiß ...
Da ich weiß, Du kommst mir wieder
Machen mich die Wolken froh,
Und am Georginenbeete
Abendstille freut mich so!
Fröhlich such ich mir den Schatten,
Bis die Sonne fast versinkt.
Nachts im kleinen dunkeln Tale
Freut mich jedes Licht, das blinkt ...
Ob ich einsam steig am Hügel,
Horch ich doch an Deiner Türe.
Steh ich hier in fremdem Garten,
Du doch bist es, die ich spüre.
Hugo von Hofmannsthal