Strand Zitate (Seite 2)
Weißt du – wo?
Weit – weit –
hart an der Ewigkeit,
über den Zeiten,
ganz hinter Mitternacht,
wo schauernd schreiten
Füße der Geister sacht,
wo gar kein Wald mehr
und keine Wiese lacht,
wo, dieses Lebens leer,
schläft eines Ozeans Macht,
– dort winkt ein Streifen Strand,
dort kreist die Sehnsucht mein
adlergleich, ganz allein,
suchend nach Land.
Karl Ernst Knodt
Leiden
Ich wohn' in einem dunklen Land,
mein Leben liegt in Trümmern,
ich seh' von fern den selgen Strand
Der Gotteskinder schimmern.
Doch eine Stimme fest und lind,
Von der mich nichts darf scheiden,
Tönt an mein Ohr: "Dein Weg, mein Kind,
Zu diesem Licht heißt Leiden."
Elisabeth Josephson-Mercator
Der Eidervogel
Wo der blaugraue Fjord die Küste zersägt,
Der Eidervogel sein Nest aufschlägt.
Er pflückt von der Brust sich den weichen Daun,
Es traulich und warm in den Fels zu baun.
Des Fjordfischers Herz hat für Mitleid nicht Raum;
Er plündert das Nest bis zum letzten Flaum.
Der Vogel, voll trotziger Lebenslust,
Zerrupft sich von neuem die eigene Brust.
Und aber geplündert, er bettet sich doch
Von neuem sein Nest in ein wohlversteckt Loch.
Doch wenn ihn das Schicksal zum dritten mal...
Henrik Ibsen
Abendlied
Ich sitz' am einsamen Strande,
Grau kommt der Abend daher,
Grau ruht und unabsehbar,
Oede vor mir das Meer.
Es streicht eine Möve droben
Dahin mit klagendem Schrei,
Und einsam kommt sie geflogen,
Und einsam fliegt sie vorbei.
Es dunkelt still auf den Wellen,
Es dunkelt still in der Höh'!
Der Vogel fliegt weiter und weiter,
Hinaus in die Nacht und die See.
Edmund Hoefer
O wüßt' ich doch den Weg zurück,
den lieben Weg zum Kinderland!
O warum sucht ich nach dem Glück
und ließ der Mutter Hand?
O wie mich sehnet auszuruhn,
von keinem Streben aufgeweckt,
die müden Augen zuzutun,
von Liebe sanft bedeckt!
Und nichts zu forschen, nichts zu spähn
und nur noch träumen leicht und lind;
der Zeiten Wandel nicht zu sehn,
zum zweitenmal ein Kind!
O zeigt mir doch den Weg zurück,
den lieben Weg zum Kinderland!
Vergebens such' ich nach dem Glück,
ringsum ist öder Strand.
Klaus Groth
Fünf Boote
und eine Handvoll Wind.
Fünf Boote
und ein Strand, der singt.
Fünf Boote
und eine Zeit, die stille steht,
und eine Ferne,
die lockt,
und eine Möwe,
die schreit,
und ein Befehl,
der ergeht.
Fünf Boote
halten sich bereit.
Im ersten steht
die Einsamkeit,
im zweiten hockt
die Traurigkeit,
im dritten sinnt
Vergänglichkeit,
im vierten schwelgt
das Leben,
im fünften schlottert
der Tod.
Fünf Boote
lösen die Taue,
ergreifen die Ruder der Zeit,
ergeben sich der...
Carl Peter Fröhling
Nicht lächelt mehr der Strand
mit holdem Angesicht dir zu.
Verloren streifst du grau durch grauen Sand,
tauchst schweigend ein in geisterhafte Winterruh.
Lido-Einsamkeit … ein wehes Wort.
Wo ehedem das Leben hohe Wellen schlug,
da find'st du heut nur traurig-öden Ort.
War alles denn nur Traum, armseliger Betrug?
Die hölzern' Hütten knarren noch wie immer,
des Meeres Wogenflut bespült den Sand
in ruheloser Gier.
Und auch der Möven kreischendes Gewimmer
erfüllt die Luft noch über dir.
Carl Peter Fröhling
Das Fischermädchen
Steht auf sand'gem Dünenrücken
Eine Fischerhütt' am Strand;
Abendrot und Netze schmücken
Wunderlich die Giebelwand.
Drinnen spinnt und schnurrt das Rädchen,
Blaß der Mond ins Fenster scheint,
Still am Herd das Fischermädchen
Denkt des letzten Sturms und - weint.
Und es klagen ihre Tränen:
"Weit der Himmel, tief die See,
Doch noch weiter geht mein Sehnen,
Und noch tiefer ist mein Weh."
Theodor Fontane
Das Geisterschiff
Alle Schiffer kamen wieder,
Kay kam nicht.
Auf die Erde warf Meike sich nieder,
In den Sand das Gesicht.
Sie weinte und rang die weißen Arme:
Kay, komm, Kay!
Sie flehte und fluchte, daß Gott erbarme:
Kay, komm, Kay!
Da lief ein Schiff auf schwarzer Welle
Nachts an den Strand,
Da kam ihr toter Herzgeselle
Und nahm sie bei der Hand.
Sie fühlte es bis in die spitzen Zehen
Und bis in ihr blondes Haar.
Und Meike mußte mit ihm gehen
Und segeln immerdar.
Gustav Falke
Klarer Tag
Der Himmel leuchtet aus dem Meer;
ich geh und leuchte still wie er.
Und viele Menschen gehn wie ich,
sie leuchten alle still für sich.
Zuweilen scheint nur Licht zu gehn
und durch die Stille hinzuwehn.
Ein Lüftchen haucht den Strand entlang:
o wundervoller Müßiggang.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Rückkehr
Zuckt nicht die Achseln, grüßt nicht so höhnisch
Und wendet euch nicht spöttisch ab!
Ich will kein Geld von euch entlehnen,
Will nicht zurück, was ich euch gab.
Nicht euern Liebsten mehr gefährlich
Bin ich und nimmer eurem Ruhm;
Der Kummer nahm mir meine Schönheit
Und all mein Unglück macht mich dumm.
Ich komm' zu euch, weil fortgetrieben
Vom sichern Strand mein Lebensschiff;
Ganz soll es scheitern, darum lenk' ich's
...
Ada Christen
Flügel
Auf den Wellen treibt ein Segel,
Weiß ragt's auf dem dunkeln Kahn,
Hoch darüber kreisen Vögel,
Silbermöven, himmelan.
Kreisen. Und es lockt ihr Schweben:
»Selig, wer den Flug erkor!
Wolle nur die Flügel heben,
Und sie schwingen dich empor!
Wie magst du die Nied'rung pflügen,
Wann der Äther blau sich türmt,
Und der Drang in dir zum Fliegen
Wie in unsern Herzen stürmt?«
Unten lenkt sein Flutgeleise
Schon der Nachen an den Strand,
Zieht das Segel ein, und leise
Ächzend stößt er auf den Sand.
Jakob Boßhart