Stille Zitate
Stille
Still, still, still!
Es schweiget Feld und See und Wald,
Kein Vogel singt, kein Fußtritt hallt;
Bald, bald
Kommt weiß und kalt
Der todte Winter
Über dich, Erde,
Und deine Kinder.
Auch du wirst still,
Mein Herz; der Sturm, der sonst so wild
Dich rüttelt, schweigt. Ein jedes Bild
Verhüllt.
Ganz, ganz gestillt
Liegst du im Schlummer.
Es schweigt die Freude,
Es schläft der Kummer.
Still, still, still!
Er kommt, er kommt, der stille Traum
Von einen. stillen kleinen Raum.
Kaum, kaum,
Du...
Friedrich Theodor von Vischer
Stille ist ein Diktator. Wenn Saus und Braus in der Ferne verklingen, wird der Umgang mit Wörtern verdammt schwierig. Stille ist nie sanft und nie ohne Absicht. Stille will herrschen. Stille ist der Ort, wo unser Wille entsteht und wo du hoffentlich auf gar nichts mehr wettest – am wenigstens auf dich selber.
Billy
Stille Nacht
heilige Nacht –
achtsam warten
leer werden von Erwartungen
sich tief erfüllen lassen
vom verbindenden Lebensatem Gottes
Stille Nacht
heilige Nacht –
achtsam geschehen lassen
offen sein für das Entgegenkommen Gottes
im Dunkel meiner Zweifel
im aufmerksamen Mitfühlen mit allen Geschöpfen
im Staunen über den Sternenhimmel
im gastfreundlichen Teilen von Brot und Rosen
Stille Nacht
heilige Nacht –
einfach da sein
achtsam in Erwartung sein
damit alles sich ereignen kann
in der...
Pierre Stutz
Still, es ist ein Tag verflossen.
Deine Augen sind geschlossen.
Deine Hände schwer wie Blei,
liegen dir so drückend ferne.
Um dein Bette schweben Sterne
dicht an dir vorbei.
Still, sie weiten dir die Wände.
Gib uns her die schweren Hände,
sieh, der dunkle Himmel weicht –
deine Augen sind geschlossen.
Still, du hat den Tag genossen,
dir wird leicht.
Richard Fedor Leopold Dehmel
Stille des Herbstes
Im Herbste kommen der Wiese die Herbstzeitlosen
und mir die Lieder,
die lieben Kinder der Melancholie,
die dämmernden Lampen im Nebel blühn wieder,
sanft dunkelt das tiefe Zuhause gebrochener Lüfte,
die Landschaft am Lethe,
der Sommer verwelkt, und Verträumung
füllt Gärten des Himmels, balsamische Beete.
Wie einer, der heimkehrt, nachdenksam verweilt
sich das Jahr in den Räumen der Stunden,
in diesem Meer, dieser Stille von Schilf
voller Weite, in der sich die Wasser...
Albin Zollinger
Stille Liebe
Es gibt auch eine stille Liebe,
die leis und langsam Wurzel schlägt,
und, ob auch ohne üppige Triebe,
sich warm und fest ums Herze legt.
Und solche Liebe hab ich erfahren,
und dafür dank ich dir, mein Gott!
Sie soll mir lebenslang bewahren
das Herz vor allem Groll und Spott.
Clotilde von Schwartzkoppen
Stilles Glück
Abends, wenn die Kinder mein
Mit der Mutter beten,
Pfleg' ich an ihr Kämmerlein
Still heranzutreten.
Leise lausch' ich an der Thür
Ihrem Wort von ferne;
Ob sich's gleiche für und für,
Hör' ich es doch gerne.
Und wenn Alles nachgelallt
Mägdlein und Bube,
Wenn das Amen leis' verhallt,
Tret' ich in die Stube.
Wenn sie dann so lieb und warm
Gute Nacht mir nicken,
Mit dem weichen Kindesarm
Mich zum Kuß umstricken –
O dann muß im Kämmerlein
Wohl mein Herz sich regen:
Linde strömt es...
Adolf Schults