Sterne Zitate (Seite 27)
Einmal nur so von Entzücken,
So von dunklem Gram erfüllt
Über deine Hand mich bücken,
Und mein Sehnen wär' gestillt.
Einmal traulich bei dir säumen,
Glückesstill dir lächeln zu,
Selig dir am Herzen träumen
Eines Augenblickes Ruh'!
Einmal nur es glaubend fassen,
Daß dein Lieben nimmer ruht,
Daß dir nimmer werd' erblassen
Meines Bildes Farbenglut.
Einmal in dein Auge sinken
Thränenheiß mein Blick hinein –
Dann hinweg! wo Sterne winken,
Schlumm're meine Seele ein!
Helene Branco, Pseudonym Dilia Helena
Liebesschauder
Unter einer Trauerweide,
Vor dem Tor im Sternenschein
Flüstern, von der Mailuft trunken,
In ihr süßes Glück versunken,
Junggesell' und Mägdelein.
Unterm Gras ruht ein Vergess'ner,
Von den Wurzeln treu bewacht.
Ruhig schaun die tiefen, dunklen
Augenhöhlen in das Funkeln
Einer seligen Liebesnacht.
Was verstummt das traute Lispeln?
Kam ein Schauder jenen Zwei'n,
Daß auf einem Grab sie küssen,
In der Jugend Vollgenüssen,
In dem Kreis des Todes sei'n?
Jakob Boßhart
Die Sehnsucht
Wo sie nur wohnt? Ach, immer im Süßen,
Über den Bergen, im andern Tal,
Wo der Sterne goldener Strahl
Aufsteigt und hinstirbt in zitterndem Grüßen.
Was sie nur tut? An verborgenen Fäden
Zieht sie dein Herz in ein Zaubergefield,
Aufwärts, zu Firnglanz und Wolkengebild,
Höherhin, weiter, in Traumwelt und Eden.
Trifft dich das Los, daß ihr Faden zerreißet,
Stehst du traurig und schaust umher,
Findest die Welt und dich selber leer
Und fühlst tiefer, was Mensch sein heißet.
Jakob Boßhart
Nacht
Holde Nacht, wie still bist du, wie still!
Drunten fließen ruhelos die Wogen,
kommt ein Lichtlein noch heraufgezogen,
das in seinen Hafen will.
Ach, mein Sinn ist wundersam bewegt:
Wer sein armes, armes Herz begriffen,
möchte gerne in bekränzten Schiffen
dorthin, wo man alles schlafen legt.
Hell und heller grüßt der Sterne Schein,
und mir ist, als ob es Frühling werde ...
Überm Heimwehland der dunklen Erde,
ach, wie tief muß da der Friede sein!
Martin Boelitz
Laue Sommernacht; am Himmel
Stand kein Stern; im weite Walde
Suchten wir uns tief im Dunkel,
Und wir fanden uns.
Fanden uns im weiten Walde
In der Nacht, der sternenlosen,
Hielten staunend uns im Arme
In der dunklen Nacht.
War nicht unser ganzes Leben
So ein Tappen, so ein Suchen?
Da: In seine Finsternisse,
Liebe, fiel Dein Licht.
Otto Julius Bierbaum
Traum durch die Dämmerung
Weite Wiesen im Dämmergrau;
Die Sonne verglomm, die Sterne ziehn;
Nun geh ich zu der schönsten Frau,
Weit über Wiesen im Dämmergrau,
Tief in den Busch von Jasmin.
Durch Dämmergrau in der Liebe Land;
Ich gehe nicht schnell, ich eile nicht;
Mich zieht ein weiches, samtenes Band
Durch Dämmergrau in der Liebe Land,
In ein blaues, mildes Licht.
Otto Julius Bierbaum
Fühle nur
Einsam bist du? Sieh die vielen Sterne
stehn, ein Weltenkranz, ob deinem Haupte,
und die Lindenbäume, Kronenträger,
schicken ihre Düfte dir ins Zimmer.
Fühle nur! Saug ein und gib dich wieder!
Schmähe niemand, schmäh' auch nicht dich selber!
Denk: du darfst auf dieser reichen Erde
durch den sonnenvollen Weltraum fliegen,
und dein Herz gehört auch zu den Sternen,
die ein bißchen Licht und Wärme strahlen.
Otto Julius Bierbaum
Ich werde Deine Augen nie vergessen,
Auch wenn ich selbst Dich nie mehr sehen kann.
Bei ihrem Aufschlag blickte unermessen
Mich wie im Himmel Deine Seele an.
Sie strahlten ruhig wie die blaue Ferne
Des Firmaments an einem klaren Tag.
Und doch so warm als winkten mir die Sterne
In süßer Nacht bei ihrem Niederschlag.
Max Bewer
Wetterleuchten
Zerrissene Wolken schimmern hell;
Matt funkeln vereinzelte Sterne.
Ein Wetterleuchten, feuergrell,
Zuckt auf in dämmernder Ferne.
Die flammende Unrast, abends spät
Von der Tagesschwüle geboren,
Dies Lenzgewitter, das rasch vergeht,
Im Grenzenlosen verloren:
Gemahnt an deine Liebe mich,
Die einst in heißen Stunden
So blendend kam, so jäh verblich
Und längst in Nacht entschwunden.
Maximilian Bern
tiefes Verlangen
tiefes Verlangen
nach Bewegung der Sterne,
nahe am Mond,
so weiß und kühl,
zu tanzen
mit diesen Träumern,
im Kreis,
eingefleischt in Unendlichkeit,
losgelassen
aus der Schwere,
die Erde ist zu sehen
aus schlafender Wirklichkeit,
unruhig,
gierig,
geschehen in Kinderhänden,
tiefes Verlangen
als Verwirklichung,
als Spiegel,
von Bildern
entfesselt.
Michael Beisteiner
Die Stadt verschlingt Schlaf
Die Stadt verschlingt Schlaf,
wir hier oben,
Lichter,
gedämpft und scheu
legt sich Nacht auf die Dächer,
lachender Tanz der Sterne,
sinnlose Liebesnächte,
froh verzweigt Linien
zertreten vom Menschenmeer,
traurig
im dunklen Kleid
küßt uns die Nacht
in den träumerischen Tod,
begeistert wie freudlos,
hastig löscht der Morgen
treues Feuer,
wirft uns in eine Welt
roher Lichterfluten.
Michael Beisteiner
Der Mond
guten Abend, du Rundgesicht,
Hüter der weidenden Sterne,
Nächtlicher Langfinger Arbeitslicht,
Heimlicher Liebe Laterne!
Hast mir so oft zum Stelldichein
Still und verschwiegen geleuchtet,
Sahest mit himmlischer Milde drein,
Wenn ich dir reuig gebeichtet.
Habe an dir in Gram und Leid
Stets einen Tröster gefunden,
Oft auch bist du zur rechten Zeit
Hinter den Wolken verschwunden.
Gälte ich etwas bei dem, der thront
Über den rollenden Welten,
Wollt' ich dir gerne, du treuer Mond,
All'...
Rudolf Baumbach